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Das Tagebuch eines GSM-Neulings:

"Ich war eine Handy - Jungfrau"

ORF-"Millionenrad"-Redakteur Walter Vogel testete einen Monat lang das SIEMENS-GSM- "Euro"-Handy S3 plus. Hier sein Bericht in Tagebuchform.


Eigentlich wollte ich nie ein Handy haben. Weil unnötig, stressig, nervend. Ich war eine Handy-Jungfrau. Jetzt habe ich eines - und was für ein Superding: Das GSM-"Euro"-Handy S3 plus von - richtig erraten! - Siemens. Versklaven lasse ich mich trotzdem nicht, aber ich liebe das kleine, leichte E-Netz-Handy. Doch das war am Anfang nicht immer so ...

FREITAG

Begonnen hat alles bei meiner Fernsehsendung "Millionenrad", wo "Kommissar Rex", Österreichs Hund Nr.1, Peter Rapp ein S3 plus über die Bühne hätte bringen sollen. Im Maul, wie einen Knochen.
    Der Oberschäfer der Nation schaffte das ohne zweiten Trainer leider nicht. So trug ich, der Redakteur des "Millionenrades", das Handy, zurück in mein Büro. Hübsches Stück Kunststoff-Design, mehr nicht, war mein einziger Gedanke. Ob das schon Liebe war?

SAMSTAG

Ich erzähle Freunden, Berufskollegen und D-Netz-Freaks von meiner E-Handy-Begierde: "Ein Euro-Handy? In Lokalen ein schlechter Klang - oder gar keiner. Geht nur in Wien, nicht in den Bundesländern, und - wer fährt schon dauernd ins Ausland?"
    Also, gleich vorweg: Ich habe daraufhin ein Monat lang das S3 plus getestet. Fazit: In Wien und Umgebung funktioniert es fast überall, auch drinnen in Lokalen. Es hat einen glasklaren Klang, vielleicht etwas computerblechern, eben digital. Alle D-Netzler sind neidisch drauf. Kein unangenehmes Rauschen, Keine Gesprächsunterbrechungen.
    Das S3 plus arbeitet perfekt weit über Wiener Neustadt hinaus, auf der Süd- und Westautobahn gibt es noch einige weiße Flecken, in Kärnten "laft's" auch schon recht gut in Ballungsräumen, sonst ist in den Bundesländern noch tote Hose, aber die Post arbeitet am Netzausbau.
    Dieses E-Handy der 4. Generation hat ein benutzerfreundliches, fein durchgestyltes Display, das dir immer genau sagt, was du als nächstes zu tun hast. Viele Funktionen, kinderleicht zu handhaben. Der Preis von S 9.900.- ist Spitze, blickt man auf die Konkurrenz. Das bestätigen auch Tests von z.B. "Gewinn" und "Standard". Demnächst schon ist auch beim S3 plus Datenübertragung via Computer möglich. Einen zweiten Normal-Akku sollte man jedoch immer dabei haben, damit man nicht ohne Saft dasteht. Genug des Lobes.
    Doch nun weiter mit meiner Story: Beim Kauf wollte man mir ein S3 der älteren Generation andrehen (Komet), warnte mich vor verfrühter E-Handy-Euphorie und der leichteren Diebstahl-Möglichkeit (Dorfmeister) oder hatte das S3 plus noch gar nicht (Niedermeyer). Hier wartet man auf eine Preisbewegung nach unten in den nächsten Monaten.

SONNTAG

Habe nächtens Handy-Traum: Mein Traum-Handy hat am Display TV-Bildschirm mit 100 Programmen, ein Weltradio, Adressenbuch, Timetable, bietet sexuelle Lust- und Partnervermittlung, ist Vibrator, Fax, Computer, Bankomat, Flachmann, Speisekarten-Informant all meiner Lieblingsrestaurants ...

MONTAG

Den S3 plus-Prospekt gelesen. Einiges kann es ja wirklich: Telefonbuchfunktion, Anzeige und Wahlwiederholung, SOS-Taste, Anklopfmöglichkeit, Konferenzschaltung, Gesprächszeiterfassung und Gebührenanzeige (wichtig!), Sperrmöglichkeit etc.
    Meine Vision: Du sitzt am Strand von Caorle und erhältst via Handy & Drucker ein Fax aus Rio ...

DIENSTAG

Handy gekauft - und gleich anmelden gegangen. Ja, wo? Bei Postämtern läuft nichts. Also: Entweder von der Fernmeldeberatung (Tel. 515 24 24) Anmeldeformular schicken lassen oder gleich direkt zum Arsenal, Block 25. Ich bekomme dort meine SIM-Karte (quasi die Kreditkarte) und meine Nummer.
    Wieso meine Nummer? Die stand doch schon auf einem Zettel in der Verpackung dabei. 0664 - ...... .
    "Das war nicht Ihre Nummer", erklärt mir das freundliche Post-Fräulein. Ich setze die Zahlen jedenfalls im Lotto (System 007) - Sonntag drauf bin ich um S 2400.- reicher! Sechs Monate Grundgebühr sind herinnen. Was für ein Handy - kann sogar Lotto spielen!

MITTWOCH

Langsam arbeite ich mich in das "Menü" ein. Kinderleicht, fast so fein wie im "Steirereck". Wenn das S3 plus abgeschalten ist, schaltet es automatisch auf Anrufbeantworter um. Das ist praktisch. Meine Handynummer verteile ich nur sehr gezielt. Es soll ja nur bei wichtigen Anlässen klingeln. Aber am Abend, an Wochenenden (in meinem Landhaus ohne Telephonanschluß), in der Freizeit - da.

DONNERSTAG

Eine Panne: das Gerät kann auch Infos in diversen europäischen Landessprachen geben. Ich tippe herum: Plötzlich erscheint am Display alles griechisch - mir kommt das spanisch vor.
    Der Weg zurück im Display ist hart. Apropos Spanien: Wochenendtrip nach Barcelona, hier funktioniert es noch nicht Richtung Heimat, das dauert noch. In vielen anderen Ländern Europas aber läuft das 0664 - System schon bestens.
    Heute bekomme ich endlich die Gebrauchsanleitung nachgeliefert. Vergeßt mich für einige Zeit, Freunde, ich arbeite mich ein.

FREITAG

Vier Wochen danach kommt die erste Rechnung, und die ist gar nicht hoch: Schließlich zahlt man ja nichts beim E-Handy, wenn man angerufen wird. Und so werde ich es auch in Zukunft halten: Handy in kleinen Dosen zu wichtigen Anlässen. Wenig und kurz selbst callen. Besser sich anrufen lassen. So macht das S3 plus doppelt Spaß.

Walter Vogel

P.S.: Jetzt plane ich einen Testbericht "Handy auf Europatournee". Wissen Sie vielleicht einen Sponsor für mich?




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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