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Das Notebook in die Ferien mitzunehmen hätte man bis vor kurzer Zeit kaum für eine gute Idee gehalten und mit dem Handy verhält es sich ebenso, aber die Zeiten ändern sich und damit auch die Geschmäcker.
Pate des Gedankens war einmal mehr der Softwareriese Microsoft, der mit seiner "Art Gallery" eine CD auf den Markt gebracht hat, die für Besucher der "National Gallery" in London den Katalog ersetzen könnte. Könnte deshalb, weil es nicht möglich war, bis Redaktionsschluß ein Rezensionsexemplar aufzutreiben und nur nach einem den ersten Eindruck, der sich heute bereits in spezialisierten Fachgeschäften wie z.B "Gerold Neue Medien" in der Wiener Kramergasse, gewinnen läßt, geurteilt werden kann.
So viel sei gleich vorausgeschickt: an die "Art Gallery" kommen nach dem ersten Eindruck die anderen im Kurzverfahren besichtigten CD-ROM nicht einmal heran. Bücher, die einfach auf CD gepreßt wurden, ohne sich Gedanken über die Möglichkeiten von Multimedia zu machen, sind kein noch Grund, für die versilberten Plastikscheiben mehr Geld auszugeben, als das Originalbuch gekostet hätte.
Als Reiseführer oder auch als Museumskatalog sind die auf dem Markt befindlichen CD nur bei bescheidenen Ansprüchen geeignet - und da kommt wohl ein schmales Polyglott-Bändchen bei gleichem Informationsgehalt noch immer billiger und ist zudem leichter zu transportieren als die empfindlichen CD.
Es wäre bestechend gewesen, vorzurechnen, wieviel Gewicht man - speziell auf einer Kunstreise - einspart, wenn man statt großvolumiger Kataloge einige dünne Scheibchen und ein Notebook mit CD-Laufwerk mitnimmt. Aber das ist ehrlicher Weise noch nicht möglich.
Auch die Wörterbücher scheinen nicht besser als das zu sein, was man in viel kleineren Taschengeräten (z.B. Hexaglot) findet, die auch leichter zu transportieren sind. Das Notebook in die Ferien brauchen vorläufig höchstens Schriftsteller und Journalisten mitzunehmen.
Mit dem Handy sieht es vielleicht etwas anders aus. Möglicherweise reist man in ziemlich dünn besiedelte Gebiete und da könnte es im Notfall ganz gut sein, wenn man ein Handy bei der Hand hat.
Auch das ist eine Fehlspekulation.Will man etwa eine Nordlandreise unternehmen, so endet in Norwegen die GSM-Versorgung bereits irgendwo nördlich von Trondheim, wobei es schon vorher einige große Versorgungslöcher zu durchqueren gilt. In Schweden geht die Versorgung an der Küste zwar bis zur finnischen Grenze, im Land selber, das im Süden relativ gut versorgt ist, bildet aber die Straße von Sundsvall in das bereits genannte norwegische Trondheim die nördliche Grenze der Versorgung. Einzig in Finnland wird von den Netzbetreibern eine Versorgung bis weit hinauf in den Norden - wenigstens entlang der großen Verkehrsachsen - behauptet. In Großbritannien ist die GSM-Versorgung in den romantischen Touristengegenden wie dem schottischen Hochland oder dem Inneren von Wales noch nicht gegeben und in Spanien hat eine Regierungsentscheidung der staatlichen Telefonica aus Konkurrenzgründen den Betrieb des GSM-Netzes überhaupt untersagt, bis der Konkurrent Airtel auch so weit ist.
Der Schluß: auch ein Handy im Urlaub ist wohl nur für Großstadttouristen eine Überlegung wert - lokale Telefonzellen sind da sicher billiger und im Hotel kann man sich ja auch anrufen lassen.
Ferien mit Handy und Notebook? Nach dem Stand der Dinge kann man nur sagen "Nein, danke!", denn eine sinnvolle Verwendung ist im allgemeinen (noch) nicht möglich. Warten wir also auf nächstes Jahr.
fak
Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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