Mobile Times Artikel aus Mobile Times 3
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Das FunkLAN machts möglich:

Netze ohne Drähte

Mit dem Telefon kann man längst "roamen": Im Haus gibt es das Schnurlostelefon, auf dem Firmengelände nutzt man DECT, im ganzen Land steht das D-Netz zur Verfügung und Europa öffnet sich mit GSM. Nur das Notebook soll weiterhin an ein festes Netz gefesselt sein?


Die heurige Ifabo zeigte es auch uns in Österreich: Funknetze sind für Installationen im Haus im Kommen. Eines dieser Netze (von IBM) gewann sogar einen der "Stars der Ifabo". Möglich wurde der nun beginnende Siegeszug von Funknetzen durch einen ETSI-Standard. ETSI, das European Telecommunications Standards Institute, ist sozusagen die Normungsbehörde der europäischen Postverwaltungen.
    Der erwähnte ETSI-Standard reservierte den Frequenzbereich von 2,4 bis 2,4835 GHz für FunkLANs bzw. RadioLANs, wie sie außerhalb des deutschsprachigen Raumes genannt werden. Übrigens arbeitet man unter der Bezeichnung HIPERLAN an weiteren Standards in den Bereichen 5,15 - 5,30 und 17,1 - 17,3 GHz. HIPERLAN ist eine Abkürzung, die für "High Performance European Radio Local Area Networks" steht.
    FunkLANs haben gegenüber einer fixen Verkabelung eine Reihe von Vorteilen. Das beginnt schon damit, daß bei fixen Arbeitsplätzen allfällige Übersiedlungen absolut problemlos sind. Der gleiche Rechner mit der gleichen Adresse im LAN bleibt dem Anwender erhalten. Es gibt keine Umschaltung oder gar Neuverlegung von Kabeln.
    Vor allem in Altbauten, wo die Neuverlegung von Kabeln auf technische oder gar denkmalschützerische Hindernisse stößt, ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Firmen, deren Betriebsgelände durch eine öffentliche Verkehrsfläche zerschnitten wird, haben erstmals die Möglichkeit, ein zusammenhängendes Netzwerk zu errichten.
    Was FunkLANs aber besonders attraktiv macht, ist die Möglichkeit,Notebooks ständig einzubinden. Das kann z.B. in der Lagerverwaltung praktisch sein, aber auch bei Besprechungen entfernt vom eigenen Arbeitsplatz, aber noch auf dem eigenen Firmengelände.
    Ein interessantes Beispiel kommt vom Chemiekonzern Sandoz, dem eine große Lagerhalle mit teilweise gefährlichen Substanzen abbrannte und der für den Wiederaufbau ein absolut sicheres Lagerverwaltungssystem suchte. Mit dem Neubau sollten die Lagerbestände und ihre Position im Lager minutenexakt erfaßt werden, um im Notfall an genau der richtigen Stelle mit den geeigneten Mitteln reagieren zu können.
    Die Lösung bestand dann darin, daß im Prinzip auf den Stapelfahrzeugen Notebooks mit einer FunkLAN-Anbindung an das Computernetz des Hauses installiert wurden, so daß die Buchungen praktisch sekundengenau im Server abgelegt werden können.
    Es muß ja nicht unbedingt Gefahrengut sein: gleichartige Systeme eignen sich ja für jede Lagerverwaltung, die ein etwas größeres Lager, wo der Weg zum fix installierten PC eben weit ist, zu betreuen hat.

So funktioniert es

Der Bauteil, der am oder im Computer eingesetzt wird, besteht im Prinzip aus Antenne, Sender und Empfänger. Dazu kommt ein Modem und ein Funkprozessor. Ausgeführt sind die Geräte entweder als Platine (für Desktop-PC) oder als Kombination von PCMCIA-Karte und Sende-/Empfangseinheit. (siehe Bild) für Notebooks.
    Ähnlich wie beim DECT-System gibt es beim FunkLAN eine Art von Base-Station - hier Hub genannt -, die dem Anwender durch ein sogenanntes "seamless Handshaking" die freie Bewegung innerhalb der Reichweite des Gesamtsystems gestattet Für den Anwender unterscheidet sich das FunkLAN nicht vom Drahtnetz.
    Die Datensicherheit in solchen Netzen wird z.B. in dem von Kapsch vertriebenen MeshNet, (ein Produkt der deutschen Aerospace), durch die ursprünglich für militärische Zwecke entwickelten Spread Spectrum-Technolgy erreicht. Diese Sequenzmodulation multipliziert die zu sendende Bitfolge mit einer entsprechenden Zufallsfolge, die eine Spreizung des ursprünglichen Signals bewirkt. Beim Empfänger wird das Eingangssignal mit der gleichen Zufallsfolge bearbeitet, wodurch wieder das ursprüngliche Signal hergestellt wird und - weil ja nicht mitcodiert - unerwünschte Störsignale stark reduziert werden. Nebeneffekt des Systems ist die relative Sicherheit gegen Abhören, die durch die Zufallsfolge bewirkt wird.
    Im Fall des MeshNet wird außerdem noch verlangt, daß alle Komponenten eines Netzwerkes mit der selben Systemidentifikation (SID) ausgestattet sind. Da es über acht Millionen verschiedene Einstellungsmöglichkeiten gibt, ist schon dadurch die Sicherheit sehr hoch.
    Die Sicherheit von Personen ist schon durch die geringe Sendeleistung höher als etwa bei Autotelefonen, die eine rund 20× höhere Sendeleistung aufweisen als FunkLANs. Die FunkLANs nach ETSI-Norm haben pro Sender nur eine Reichweite von etwa 100 m, GSM dagegen hat eine Reichweite von etwa 10 bis 25 Kilometer - je nach Größe der Zellen.
    Datenfunk wäre natürlich auch über GSM oder DECT möglich. Während FunkLANs aber schon heute die Übertragung von bis zu zwei Mbit/s ermöglichen, beträgt die Datenrate bei DECT nur 384 kbit/s und sinkt im Falle von GSM sogar auf (vorläufig) nur 9,6 kbit/s ab.

Auf Reisen

Unterwegs stellt sich die Situation natürlich völlig anders dar. Hier hilft das FunkLAN, das sich ja sonst wie ein normales Drahtnetz verhält, nicht mehr weiter.
    Für dieses Segment haben Ericsson und Novell gemeinsam Lösungen angekündigt bzw. liefern sie bereits aus. Die Produkte des Konzepts, das für Teleworking über das öffentliche Telefonnetz gedacht ist, werden in Österreich von Dacom vertrieben.
    Konkret handelt es sich um bereits fertig entwickelte Komplettlösungen, die aber noch von der Post zugelassen werden müssen. Mit der Freigabe und Auslieferung rechnen die Anbieter mit dem zweiten oder dritten Quartal 1995.
    Mobile Teleworking ist ein Komplettpaket, das neben einem PCMCIA-Modem, Kabeln und einer Bedienungsanleitung Software enthält, die den Zugriff auf:

ermöglicht und selbstverständlich auch das Senden und Empfangen von Faxen beherrscht. Die mögliche Übertragungsgeschwindigkeit wird mit 28.800 bps angegeben.
    Für den Vertrieb freigegeben wurden bereits die Pakete "High Security Teleworking" und "Teleworking Network Access Kit."
    Beide Pakete verwenden eine Datenverschlüsselung nach dem etwas sagenumwobenen DES-Algorithmus und arbeiten mit einer Geschwindigkeit von 19.200 bps.
    Die Anbieter sehen die jetzt vorgestellten Pakete als Teil eines umfassenden Teleworking-Konzeptes, das sich an professionelle Nutzer richtet, die ein komplettes, aber einfach zu installierendes Paket benötigen um von zu Hause, während der Reise oder auch von einem anderen Büro aus auf das firmeneigene Novell-Netz mit allen Informationen und Möglichkeiten zugreifen zu können. Verfügbar werden Produkte sowohl für "normale" Telefonleitungen als auch für das ISDN-Netz.

Franz A. Köttl


Ein praktisches Beispiel

Eines der kleinsten mobilen Einhand-Funk-PC-Datenerfassungsgeräte zum Lesen und Verarbeiten gängiger Barcodes heißt "Janus" und wird in Österreich von B&M Intermec vertrieben. Für die Anbindung an ein Host-System steht ein komplettes Geräteset zur Verfügung. Das kodierte Breitband-Hochfrequenzsystem besteht aus einem mobilen Funk-Datenerfassungs-PC und einem sogenannten Access Point. Dieser ermöglicht den Zugang zu einem Ethernet-LAN und kommuniziert mit den mobilen Datenerfassungsgeräten im 2,4 GHz Band. Auf diese Weise ist eine kabellose und zuverlässige Integration in das Netzwerk möglich, egal wo sich das mobile Terminal gerade befindet. Der Anschluß selbst ist einfach: Janus erhält im Netzwerk eine eigene IP-Adresse wie jeder andere Computer. Damit sind Applikationen wie etwa Telnet-Terminal-Emulationen oder FTP u.v.a.m. möglich.


Grafisches Interface führt den Anwender

Basierend auf der in vielen Bereichen etablierten Client/Server-Technik bietet Intermec die Software DCM (Data Communication Manager) für Barcode-Server an. Dieses Softwarepaket ermöglicht eine Client/Server Kommunikation mittels APIs und bietet interaktive sowie Batch Kommunikation für Host-Applikationen. Es unterstützt SLDC, Token Ring und TCP/IP-Konfigurationen. Zudem wird gewährleistet, daß der Benutzer auch auf Oracle-Datenbanken zugreifen kann.
    Das DCM Kommunikationspaket enthält darüber hinaus ein grafisches Interface, welches eine problemlose Installation und Konfiguration des Systems ermöglicht. Zahlreiche Beispiel-Programme sowie Entwürfe zur einfachen Generierung kundenspezifischer Applikationen sind ebenfalls im Lieferumfang enthalten.

Ernst F. Müller




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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