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Sein eigenes Musikprogramm für unterwegs selbst zusammenstellen und digital speichern, das ist seit einigen Jahren mittels MiniDisc oder Digital Compact Cassette (DCC) möglich. Mobile Times hat beiden Systemen auf den Zahn gefühlt und die Marktsituation ausgelotet.
Sowohl bei der von Sony entwickelten MiniDisc, als auch bei der Digital Compact Cassette (DCC) von Philips handelt es sich um digitale Tonträger, die primär die gute alte, aber eben mit allen analogen Nachteilen behaftete Compact-Cassette ablösen bzw. ergänzen sollen. Diese Idee wird am konsequentesten von der DCC umgesetzt.
Philips kann einfach die Erfindung der Compact Cassette 1963 nicht leugnen. Und so stellt das neue DCC-System eigentlich eine digitale Ergänzung und Weiterentwicklung der Compact Cassette dar. Die Vorteile sind neben der direkten Zugriffsmöglichkeit auf einzelne Musiktitel (ähnlich einer CD) die digitale Tonqualität mit nahezu völliger Rauschfreiheit.
Darüber hinaus können bei vorbespielten Cassetten Informationen, wie zum Beispiel der Titel des Albums und der einzelnen Stücke oder auch der Künstlername auf einem Display abgerufen werden.
Die DCC ist im Gegensatz zu ihrer analogen Schwester unempfindlich gegen Erschütterungen. Trotzdem soll die DCC aber ein "altes", bewährtes Konzept nicht von einem Tag auf den anderen ersetzen. Deshalb kann auch etwa die bestehende Sammlung an analogen Compact Cassetten auf den neuen digitalen DCC-Geräten abgespielt werden.
MiniDisc, das neue digitale Aufzeichnungsverfahren des Unterhaltungselektronikspezialisten Sony tritt die Nachfolge der analogen Compact Cassette mit einer der CD nicht unähnlichen silbernen Scheibe an, die, um für den rauhen Alltag gerüstet zu sein, in einer Kunststoffhülle, wie man sie von Computerdisketten her kennt, steckt.
Der Vergleich mit einer Diskette ist nicht so falsch: ein fundamentaler Unterschied zwischen MiniDisc und Bandformaten ist der direkte Zugriff sowohl bei der Aufzeichnung, als auch bei der Wiedergabe. Ein Band arbeitet prinzipiell sequentiell. Auch die CD ist ein rein sequentielles (Aufzeichnung der Stücke hintereinander) Wiedergabesystem - der wichtigste technische Grund, der gegen eine aufnahmefähige CD spricht.
Die MiniDisc geht einen großen Schritt weiter: sie kann auch fragmentierte (Informationen werden auf Band oder Scheibe dort gespeichert, wo gerade Platz ist) Aufzeichnungen kontinuierlich wiedergeben, und kontinuierliche Signalfolgen auf fragmentarischen Bereichen der Platte aufzeichnen, also ähnlich wie eine Diskette, die eine zusammenhängende Datei fragmentiert aufzeichnen, und eine fragmentiert aufgezeichnete Datei kontinuierlich wiedergeben kann.
Die MiniDisc organisiert Aufzeichnungen (also Transfer vom Pufferspeicher zur Platte) und Wiedergabe (Transfer von der Platte zum Pufferspeicher) intermittierend, d.h. in Form von schnellen Datenpaketen; die Transfergeschwindigkeit ist dabei etwa fünfmal höher als zum Betrieb erforderlich wäre. Während der Aufnahme sorgt diese Geschwindigkeitsmarge für die notwendige Zeit, um bei Bedarf den Schreibkopf neu zu positionieren und einen neuen Satz Daten (man nennt dies einen Cluster) aufzuzeichnen. Dies ist bei fragmentierter Aufzeichnung ein Muß.
Grundsätzlich unterscheiden sich auch CD- und MiniDisc-Geräte. Technisch gesehen sind MiniDisk-Spieler jedoch um einiges komplexer als CD-Spieler. Sie müssen zwei verschiedene Tonträger (vorbespielt oder bespielbar) erkennen und je nachdem optisch oder magneto-optisch lesen. Dazu muß bei allen Spielern eine "Shock-Proof-Memory" vorhanden sein, und schließlich müssen auch fragmentierte Aufzeichnungen kontinuierlich wiedergegeben werden können.
Bespielbare MDs in MiniDisc-Recordern ihrerseits können auf zwei Ebenen benutzt werden: zum einen lassen sich Audio-Funktionen ausführen (Aufnahme, Wiedergabe); zum anderen kann das Inhaltsverzeichnis manipuliert werden, etwa um vorhandene Stücke zu numerieren, zu verschieben oder zu löschen.
Werden Stücke gelöscht (eigentlich werden sie ja nur aus dem Inhaltsverzeichnis entfernt), so steht der dadurch frei gewordene Platz wieder zur Verfügung. Man muß sich dabei nicht darum kümmern, wie groß die einzelnen wieder bespielbaren Bereiche sind. Durch Löschen der Stücke entstehen einfach fragmentierte Aufzeichnungen, mit abspielbaren bzw. bespielbaren Bereichen in beliebiger Abfolge. Der Anwender merkt von der Fragmentierung nichts. Praktisch gesehen, bedeutet dies ganz neue Funktionen und einen noch nie dagewesenen Komfort bei der Aufzeichnung.
Sowohl von den Hauptkontrahenten Sony und Philips als auch von den anderen Anbietern von Unterhaltungselektronik gibt es eine Vielzahl portabler Gerät, egal ob als Portable zum Einstecken oder für´s Auto. Das DCC-Laufwerk der Autoradio-MiniDisc-Kombination DC 811 verfügt über eine Soft-Touch-Bedienung und ist vollelektronisch gesteuert. Zudem ist das Gerät mit aktueller RDS-Technik ausgestattet. Über 36 UKW, MW oder LW-Sender lassen sich speichern.
Der Portable DCC 170 ist in der Lage auch unterwegs aufzuzeichnen. Dabei ist sowohl die Qualität der Aufnahme, wie auch der Wiedergabe in Studioqualität, denn der DCC 170 verfügt über einen A/D und D/A Wandler in 18-Bit-Technologie.
Auch das Hifi-Vergnügen der MiniDisc gibt es jetzt für das Auto. Sonys Autoradio mit MiniDisk-Spieler besitzt einen Verstärker mit 4x22 Watt. Der RDS/EON-Tuner hat 18 UKW, 6 MW sowie 6 LW Senderspeicher, ein großes Display informiert über jeden Betriebszustand. Für einen ununterbrochenen Musikgenuß, selbst auf holprigen Straßen sorgt ein spezieller 3-Sekunden-Musikspeicher (Shock-Resistant-Memory). Selbstverständlich kann auch ein herkömmlicher CD-Wechsler angeschlossen werden.
Die Versorgung mit Tonträgern ist in Österreich besser als erwartet. Mittlerweile sind in allen größeren Fachgeschäften bzw. Märkten, wie Virgin Megastore, Media-Markt, Haas u.v.a.m. sowohl MiniDiscs als auch DCCs erhältlich.
Ernst F. Müller
Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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