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Booster und Antennen

Power to the Handy

Wie internationale Statistiken zeigen, ist der Anteil der Autotelefone am GSM-Markt auf eine marginale Größe geschrumpft. Man nimmt einfach sein Handy mit und telefoniert damit im Auto. Das kann aber - abgesehen von der Sicherheitsproblematik - auch gravierende technische Auswirkungen haben.


Das Handy im geschlossenen Auto ist durch die Käfig-Wirkung der Metallteile des Fahrzeuges gegenüber der Umwelt weitgehend isoliert. Die Folge ist eine wesentlich verminderte Fähigkeit des Gerätes mit der jeweiligen Basestation Kontakt aufzunehmen und zu halten. Das einfachste Mittel dagegen ist eine Außenantenne, die mit dem entsprechenden Anschluß am Handy verbunden ist.
    Die einfache Lösung hat allerdings einen Haken: die Verbindungsleitung zwischen Handy und Antenne weist - wie jeder Draht - einen elektrischen Widerstand auf, der die bei der Antenne ankommende Leistung des Handys ebenso reduziert ("dämpft"), wie das Signal von der Basestation am Weg von der Antenne zum Handy.
    Diese Dämpfung beträgt bei dicken Antennenkabeln - Normbezeichnung RG 58 - etwa 0,5 dB und bei den dünneren RG 174-Kabeln deutlich mehr: 0,85 dB. Eine Dämpfung von 3 dB wäre eine Halbierung der Sendeleistung. Rechnet man jetzt noch ein, daß viele Hersteller die Sendeleistung ihrer Handys auf weniger als zwei Watt einstellen, damit der Akku länger arbeitet, kann sehr rasch die Sendeleistung an der Außenantenne auf die Hälfte des Nominalwertes abfallen. Damit ist die gewünschte Verbindungssicherheit nicht mehr gegeben.
    Es muß also ein Weg gefunden werden, wie dieser Dämpfung so entgegengewirkt werden kann, daß die ursprüngliche Ausgangsleistung des Handys auch an der Außenantenne erreicht wird.

Der Booster

Das Gegenteil von Dämpfern sind in unserem Falle Verstärker und genau die setzt man zur Problemlösung ein. In Elektronik und Datenverarbeitung hat es sich bei uns längst eingebürgert, daß man das jeweilige englische Wort verwendet. Und weil verstärken eben "to boost" und der Verstärker "Booster" heißt, wird er bei uns mittlerweile auch so genannt.
    Für das Handy im Auto werden Booster sowohl in Kompakt- als auch in Modulbauweise angeboten. Von der Funktechnik her ist die Modulbauweise vorzuziehen. In diesem Fall wird der Empfangsverstärker direkt am Antennenfuß und der Sendeverstärker möglichst unmittelbar hinter dem Handy angeordnet. Der Vorteil dieser Lösung liegt auf der Hand: das ursprüngliche Signal - noch relativ frei von Störungen - wird verstärkt auf seinen Weg durch die Leitung geschickt und kommt am Ende wieder mit der ursprünglichen Stärke an. Das heißt dann funktechnisch, daß das Gesamtsystem Handy-Booster-Antenne eine Dämpfung von 0 dB hat.
    Kompaktbooster haben beide Verstärker in einem Gehäuse untergebracht. Auch sie erreichen natürlich eine Gesamtdämpfung von 0 dB, aber bei Einstreuung von Störungen in das noch unverstärkte Signal kann es auch zur Verstärkung der Störsignale kommen. Vorteil der Kompakten ist aber sicher der einfachere Einbau im Fahrzeug, weil ja nur eine geeignete Stelle für die Montage gefunden werden muß.
    Das Angebot an Boostern auf dem Markt ist vorläufig nicht besonders groß. Konkret haben wir für GSM-Handys nur zwei Angebote gefunden: Sowohl das schwedische Allgon-System, als auch der deutsche Compenser sind ihrer Aufgabe durchaus gewachsen, wie mehrere Tests bereits bewiesen haben. Allgon liefert die Lösung in Kompaktbauweise, der Compenser kommt in der Modulbauweise.

Die Antenne

Im Gesamtsystem hat die Antenne einen weit höheren Stellenwert als der Benutzer dieses unscheinbaren Drahtstückes meist annimmt. Wie unsere Grafiken unten zeigen, wäre es sogar ideal zwischen Stadt und Land die Außenantenne zu wechseln. Durch die meist mit M6 genormten Gewinde ist dies meist möglich. Und schließlich muß man die Antenne ja auch vor dem Befahren einer Waschstraße abschrauben.

Andere Probleme

Wenn wir von den vermuteten, aber bis heute nicht nachgewiesenen gesundheitlichen Gefahren des Handys im geschlossenen Fahrzeug einmal absehen, gibt es dennoch einige Problemkreise, die man nicht vernachlässigen sollte.
    Die Sendeimpulse des Handys, die nicht nur während eines Gespräches, sondern auch beimWechseln der Funkzellen ausgesandt werden, verursachen im Autoradio unangenehme Störgeräusche, die gelegentlich zu dem Irrtum führen, daß das Autoradio gestört ist. Eine Stummschaltung hilft gegen dieses Problem ebenso, wie das Hinausführen der Sendeleistung über eine Außenantenne.
    Einige Autohersteller befürchten, daß die Sendeimpulse des Handys die Bordelektronik stören könnten. Besonders unangenehm könnte dabei ein irrtümliches Auslösen des Airbags, aber auch eine Funktionsstörung des ABS werden. Dagegen hilft nur mehr die Außenantenne, die aber so geschaltet sein muß, daß gleichzeitig die interne Antenne des Handys außer Betrieb genommen wird.
    Sinnlos sind Koppelantennen im Auto, bei denen eine Antenne im Innenraum mit einer Außenantenne gekoppelt ist: die Störstrahlung ist im Wageninneren weiter vorhanden. Lediglich die Empfangsqualität verbessert sich.

Autotelefon

Warum gerade in GSM-Zeiten die reinen Autotelefone immer mehr abnehmen, bleibt wohl noch lange eine Rätsel, denn gerade durch die einfach zu tauschende SIM-Karte, kann man ja sowohl am Handy als auch im Auto unter der gleichen Nummer erreichbar sein.
    In Deutschland werden inzwischen bereits zwei SIM-Karten mit der gleichen Nummer angeboten, so daß man nicht einmal mehr die Karte zu wechseln braucht. Damit man nicht mit zwei Geräten gleichzeitig telefonieren kann, funktioniert das so, daß immer das zuerst angemeldete Gerät gilt. Man kann sich also mit eingeschaltetem Handy ins Auto setzen, das Autotelefon einschalten, das Handy außer Betrieb nehmen und ist praktisch nahtlos unter der gleichen Mobilnummer erreichbar.

Schluß

Die zweitbeste Lösung nach dem Autotelefon ist aber immer noch ein Einbausatz samt Außenantenne für das Gerät, eventuell verbunden mit einem Booster. Die Freisprechanlage darf, wenn man als Fahrer selbst während der Fahrt telefonieren will, auf keinen Fall fehlen, denn selbst wenn man egoistisch genug ist, die Sicherheit anderer für vernachlässigbar zu halten, die eigene Gesundheit und das eigene Leben sollte einem diese Investition, die im Vergleich zu den Gesprächsgebühren sehr niedrig ist, doch wert sein.

Franz A. Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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