Mobile Times Artikel aus Mobile Times 4
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Alles handlich - (fast) alles mobil

HIT '95

Die Hit '95 unterschied sich von den Messen vergangener Jahre ganz deutlich. Nicht nur Spülmaschinen, Fernseher und Radios, sondern auch ein recht umfassendes Angebot an Telekom-produkten, vom GSM-Handy über den Pager bis zum schnurlosen Telefon wurde präsentiert.


Auf der größten österreichischen Messe für Konsumelektronik waren auch heuer wieder alle Firmen vertreten, um ihre Fernseher, HiFi-Anlagen und anderes mehr anzupreisen, und jeder meinte, der Beste diesseits und jenseits des Ozeans zu sein. Wir konzentrieren uns natürlich bei diesem Streifzug auf mobile Technik.

Piepser ...

... so preist der holländische Elektronikkonzern Philips, der auf der HIT '95 eine massive Werbeoffensive begann, seine neuen Pager an. Der PRG 2310 z. B. speichert bis zu 99 (!) Anrufe. Die Nachricht, die über PAN, Telex oder PC-Modem an den stolzen Pager-Besitzer gesendet wird, kann maximal 120 Zeichen lang sein und ist bequem auf dem Display abzulesen.
    Der Piepser piepst auch längst nicht mehr (oder wenigstens nur dann, wenn man das auch will), denn er kann auch stumm geschaltet werden - und vibriert unaufdringlich vor sich hin statt Laut zu geben, wenn eine Nachricht einlangt.
    Neben diesem "luxuriösen" Philips-Gerät gibt es noch den "Workaholic", den "Eleganten" und den "Trendsetter", die das weite Feld von Bedürfnissen im Pagerbereich abdecken.
    Natürlich tragen die Pager in der Preisliste diese Kosenamen nicht, sondern schlichte Buchstaben und Ziffern. Alle zeichnen sich dadurch aus, daß sie für vier Rufnummern geeignet sind.
    Der "Workaholic" PRG 2220 ist ein alphanumerischer Pager mit zweizeiligem Display, der bis 30 Anrufe mit maximal 60 Zeichen speichern kann. Er soll mit einer Batterie zwölf Wochen auskommen, wenn er rund um die Uhr im Einsatz ist. In der Version 2310 soll die Batterie sogar 16 Wochen halten.
    PRG 2210 heißt der "Elegante" mit wahrem Namen und speichert bis zu 30 Anrufe mit 60 Zeichen. Der "Trendsetter" heißt 2130 und speichert immer noch 30 Anrufe, allerdings nur mehr mit 20 Zeichen.
    Der "Geheimtip" PRG 2120 ist schließlich für Leute gedacht, die nur angepiepst werden wollen.

Handys

Mobile Times informiert ja regelmäßig über alle Neuheiten, und so gab es auch da wieder Neues zu entdecken. So brachte etwa Motorola für das Netz ein MicroTAC heraus, das einen Anrufbeantworter enthält. Für Besitzer dieses Gerätes ist eine Mobilbox unnötig, wenigstens so lange sie sich im Versorgungsbereich des D-Netzes aufhalten.
    Bei Nokia gab es nur scheinbar nichts Neues, denn das 2110 wurde weiter verbessert. Eine neue hochelastische Antenne dürfte nun für alle Eventualitäten gerüstet sein. Die Software des Gerätes wurde ebenfalls überarbeitet. Gleiches gilt natürlich für das Philips PR 747, das allerdings als Unterscheidungsmerkmal jetzt PR 747 II heißt. Ein erstes Zeichen, daß Philips offensichtlich nun den GSM-Markt ernster nehmen will, ist die Vorstellung eines Auto-Einbausatzes, der, abweichend von der bisherigen Vorgangsweise, nicht einfach von Nokia übernommen wurde, sondern eigens für Philips entwickelt worden ist.
    Bei Ericsson heißt die Neuheit GF 337 und ist eine Variante des bekannten GH 337, das sich durch eine Klappe vor der Tastatur unterscheidet und potentiellen Kunden die Wahl doch erleichtern wird.
    Sony zeigte das bereits auf der CeBIT präsentierte GSM-Handy CM-DX 1000 mit seinem Lithium-Ionen-Akku. Da Siemens nur mit den Haushaltsgeräten vertreten war, hatte Sony die Show für sich allein.
    Allerdings nicht mehr lange: die ersten Konkurrenten, die ebenfalls einen Lithium-Ionen-Akku haben, drängen bereits nach.
    Neu für Österreich war auch das Auftreten von Hitachi und Roadstar als GSM-Anbieter. Hitachi bezieht seine Geräte von Nokia, Roadstar von Motorola.
    Der Hit der HIT waren natürlich die bunten Handys: Nokia, Motorola, Hitachi usw. beginnen das schwarz-graue Handyleben mit bunten Farben und Mustern zu beleben.

Videokameras

Die heiße Schlacht um den CamCorder-Ceufer - pardon, Käufer - macht die Wahl wohl zur Qual, denn jedes Modell ist kaufenswert. Stabilisatoren gegen das Verwackeln von Bildern sind ein "Muß" geworden. Die VHS-C-Kameras stehen den Maschinen für die Video-8-Norm nicht mehr nach und sind genau so klein geworden.
    Wer unterwegs gerne filmt, ist mit den Videokameras von Panasonic gut bedient. Diese kompakten Super-VHS-kompatiblen Geräte wie zum Beispiel die NV-590 bieten neben dem längst standardmäßigen Digital Image Stabilizer, der das leichte Zittern des Kameramannes ausgleicht, Stereo-Tonaufzeichnung, besondere Farbverarbeitungsfunktionen, wie eine Gamma-Signalverarbeitung, und die sogenannte "Digital Crystal Clear"-Schaltung, die farbechte Bilder und kristallklare Aufnahmen ermöglichen soll. Das preisgekrönte Gerät hat freilich genug Konkurrenz.
    So bietet die Bosch AG mit der FV 895 eine Videokamera mit integriertem Farbbildschirm. Über diesen kann man sich die Bilder sofort anschauen. Als Option kann ein Hometerminal angeschafft werden, das, mit dem Fernsehapparat verkabelt, einerseits als Ladegerät für die Videokamera dient, andererseits als Wiedergabeeinheit verwendet werden kann. Man ist auch schon auf das neue 16:9 Fernsehbild vorbereitet. Außerdem werden die Bilder automatisch numeriert.
    Hitachi begegnet dem mit den Camcordern VM-H81E und VM-H710E. Der eine bietet ein "Allwettergehäuse", das jedem Härtetest gewachsen sein soll - also, bei dem Test mit der Dampfwalze bezweifle ich das zwar, aber was soll's - und das Innere vor Sand und Regen schützt.
    Der H710E bietet für den leeren Akku eine Reserve in Form von sechs Alkalibatterien, außerdem ein Windgeräuschfilter, sowie eine Formatumschaltung von 4:3 auf 15:9.
    Eines der kompaktesten Geräte ist das VM-2800E, das über eine Videoleuchte verfügt und eine NTSC-Abspielmöglichkeit bietet. Daneben verfügt es über die heute schon standardmäßigen Funktionen, wie Autofocus, Weitwinkellinse, Standbild und so weiter.
    Philips kontert mit den MiniExplorer-CamCordern und dem Slogan "Create your own movie". Die leichteste Videokamera wiegt - ohne Akkumulator und Kassette - nur 690 Gramm und umfaßt trotzdem alle Standardfunktionen inklusive Weißabgleich und Schneidefunktionen. Daneben gibt es noch die Explorer, die mit Präzisionslaufwerken, Makrofunktionen und so weiter am High-End-Markt positioniert sind. Den meisten Explorern gemeinsam ist die hohe Lichtempfindlichkeit, die bis ein Lux reicht.

Autoradios

Autoradios waren natürlich auch heuer wieder ein Thema, vor allem aber deren Sicherung vor Autodiebstählen.
    So bietet die japanische Firma Panasonic (wie Sony) ein abnehmbares Frontpaneel - so wird das Radio funktionsuntüchtig -, eine Sicherheitsbeleuchtung, die dem Autodieb schon vor seinem Einbruch zeigt, daß es sich nicht lohnen wird, und einen Warnalarm, der, so verspricht wenigstens der Prospekt, "verdammt laut" ist.
    Auch Philips bietet eine abnehmbare Bedienfront, die einen Diebstahl ziemlich unsinnig macht; daneben aber den erstklassigen CD-Wechsler DC 022, der an die anderen Philips-Autoradios perfekt angepaßt ist. Die Philips-Klangfarbe, auf die das Unternehmen so stolz ist, kann so auch im Auto per Radio, Musik Kassette, Digital Compact Cassette oder Compact Disc erlebt werden.
    Blaupunkt bietet weiter die "Key Card" an - ohne diesen scheckkartenartigen Schlüssel ist das Radio funktionsuntüchtig. Der Hersteller verweist auf Diebstahlsstatistiken, die eine zehnmal niedrigere Verlustquote aufweisen, als sie dem Durchschnitt entspricht.
    Auch die Klangqualität darf nicht zu kurz kommen. Die CD/Tuner-Kombination Atlanta RD 105 von Blaupunkt will die Probleme des Autoradios (hoher Hintergrundlärm, begrenzter Lautsprecherplatz, akustische Verhältnisse in der Fahrkabine) durch Digital Sound Adaption lösen. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ein "Vierkanal-Neunband-Graphik-Equalizer". Er kontrolliert die akustische Struktur des Passagierraumes und die Lautsprecherkombinationen und glättet dementsprechend den Frequenzgang. Wer mit den gespeicherten Kurven nicht zufrieden ist, kann diese nachträglich noch manuell verändern.

Fernsehen

Highlight in der Abteilung Fernsehen war natürlich PALplus. Ein Seitenverhältnis von 4:3 ist beinahe schon out; 16:9 ist in. Die neuen Geräte der Spitzenklasse sind alle schon für PALplus geeignet. Der Vorteil von PALplus gegenüber dem in den letzten Jahren intensiv diskutierten HDTV (High Definition Television) ist augenscheinlich, denn selbstverständlich ist PALplus abwärtskompatibel zu unserer aktuellen Farbfernsehnorm PAL (Phase Alternating Line).
    Die neuen Empfänger bieten alle Möglichkeiten der Darstellung. Man kann normale Fernsehfilme, die bisher durch Streifen unangenehm auffielen breitwandig darstellen, aber vor allem kann man je nach Sendung die Darstellungsart umschalten.
    Was uns abgegangen ist, waren portable oder gar mobile Fernseher, die für die neue Norm geeignet sind. Das einzige wirklich mobile Gerät ist keine Neuheit: der 10 cm LCD-TV 4 PL 040 A von Philips - noch immer das schönste und bestausgerüstete Mobil-TV-Gerät auf dem Markt. Er kann auch das 16:9-Format simulieren und darüber hinaus auch das Kinoformat von 21:9. Multinormempfang (PAL, SECAM, NTSC) und Radioteil (MW, UKW) lassen ihn nach wie vor als Maßstab für mobiles Fernsehen erscheinen.
    Sonst war auf dem mobilen TV-Sektor eher wenig los, denn offensichtlich ist der hiesige Markt nach Meinung der Anbieter für kleine aber feine Hochleistungsgeräte, noch nicht wirklich reif.
    Bezeichnend dafür war auch, daß wir nirgends eine mobile Anlage für Satelliten-TV-Empfang gesehen haben, obwohl es da schon sehr elegante Lösungen auf dem Weltmarkt gibt. Aber nicht einmal die relativ preiswerten Lösungen, die zeitweise schon in den Elektronik-Großmärkten angeboten worden sind, fanden ihren Weg auf die Hit.
    Dafür gab es ein absolut umfassendes Angebot an Satellitenempfängern aller Klassen und Größen und selbstverständlich die dazu passenden Schüsseln.

Multimedia Auto

Einen Blick in die Zukunft hat man bei Philips geboten, wo das erste Multimedia-Auto, ein Chevrolet Blazer, präsentiert wurde. Was die Leistung der Philips-Techniker ausmachte, war allerdings nicht der Einbau mehrerer Komponenten in ein Fahrzeug, sondern die vollständige Integration aller Einzelkomponenten zu einem einheitlichen und funktionsfähigen Gesamtsystem, das die Fähigkeiten moderner mobiler Technik augenscheinlich demonstriert.
    Die 18 Verstärker erreichen zusammen eine Leistung von 4.800 Watt. Die Sound-Anlage wird von einem DCC Tuner gesteuert, der auch einen CD-Wechsler bedient.
    Natürlich kann im Multimedia-Car auch Fernsehen empfangen werden, können Videobänder abgespielt werden und selbstverständlich können die zwei eingebauten LCD-Bildschirme auch die Bilder vom eingebauten CamCorder zeigen. Das Handy ist mit einer Autotelefonanlage samt zweitem Hörer gekoppelt, so daß auch der Kontakt zur Außenwelt ständig gehalten werden kann.
    Es wäre keine Philips-Konstruktion, wenn nicht auch das hauseigene Navigationssystem CARiN eingebaut worden wäre.
    Das normale Bordnetz des Blazers reichte für das Gesamtsystem bei weitem nicht aus: die gesamte Originalverkabelung wurde neu aufgebaut und zusätzliche 400 Meter Kabel durch alle verfügbaren Hohlräume und auch durch neu gelegte Rohre geführt. An die hundert vergoldete Cinch-Stecker verbinden die diversen Komponenten sicher untereinander.

Kleiner Star

Ein wenig zu versteckt für die Besucher präsentierte Sharp den Zaurus, der jetzt endlich in einer deutschen Version erhältlich ist. Für unseren Test haben wir ja noch die englische Version verwendet. Anläßlich einer Pressekonferenz führte man auch vor, daß das Zusammenspiel zwischen Handy, PCMCIA-Karte und GSM-Telefon zum Zwecke des Faxens bereits problemlos auch in Österreich funktioniert. Einem erfolgreichen Einsatz des Psion-Konkurrenten steht damit auch hierzulande nichts mehr im Wege. Der Konkurrenzkampf kann beginnen.

Schluß

Die HIT '95 hat gezeigt, daß auch in Österreich eine aktive und kundenorientierte Elektronik- und Haushaltsgerätemesse Erfolg haben kann. Natürlich waren für die Besucher die Neuheiten der wichtigste Teil der Ausstellung, aber auch der Gesamtüberblick über das Angebot einer Branche war es Wert, einen oder mehrere Tage auf der HIT am Wiener Messegelände zu verbringen.

Christian Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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