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Das Hirn auf der Scheibe:

LexiROM

Halten Lexika auf CD-ROM was sie versprechen? Und vor allem - sind sie wirklich ihr Geld wert oder ist man nicht doch noch mit den gedruckten Exemplaren besser dran. Die Microsoft LexiROM als Anlaß einer kleinen Marktstudie.

Eine der praktischsten Anwendungen der CD ist es zweifellos, umfangreiche Nachschlagewerke darauf zu pressen und so unterwegs nicht einen Extrakoffer für das neue 24-bändige Standardlexikon zu benötigen.
Allein, so einfach ist es leider nicht. Entweder werden die Produkte der Multimediaform nicht gerecht, das heißt. sie sind nur eingescannte Lexika, oder sie haben einen beschränkten Umfang. Auf die meisten CDs trifft beides zu.
Microsoft hat nun mit seiner neuen, deutschen Lexikon-CD LexiROM ein Werk herausgebracht, das zumindest die Multimedia-Eigenschaften ausnützt.
Drei Duden - ein Rechtschreibbuch, ein Fremdwörterbuch und ein Buch über sach- und sinnverwandte Wörter -, Langenscheidts Taschenwörterbücher Deutsch-Englisch und Englisch-Deutsch sowie Meyers dreibändiges Lexikon haben auf der CD Platz gefunden.
Das Programm selbst ist einfach zu bedienen. Über eine Auswahlleiste kann man zwischen den einzelnen Büchern wählen oder alle zusammen einschauen. Auf einer (abschaltbaren) Wahltafel am linken Bildschirmrand kann man rasch das gesuchte Stichwort finden oder gemütlich blättern. Durch eigene "Medienlisten" kann man gezielt nach Bildern, Tonstücken oder Kurzfilmen fragen, welche die LexiROM bereithält, und so schnell Illustrationen für eigene Werke finden.
Einge Probleme sind "unverschuldet": Durch die Beschäftigungstherapie für arbeitslose Germanisten, kurz "Rechtschreibreform" genannt, werden die Bücher in dieser Hinsicht bald veraltet sein. Bei den Musikstücken ist das Rechtsproblem hörbar: Bei klassischen Stücken verwendete man sehr alte Aufnahmen, die billig zu haben waren; auch der mittlerweile billigere Jazz ist reichhaltig vertreten, während neuere erfolgreiche Pop- und Rockgruppen kaum repräsentiert sind. Die Landeshymnen - die von jedem (!) Staat, soferne er eine besitzt, auf der CD zu finden sind! - sind keine Orchesteraufnahmen, sondern am Computer generiert. Dazu muß aber gesagt werden, daß mir sonst keine derart komplette Hymnensammlung auf CD bekannt ist. Es sind ebenso die Wappen und Flaggen aller Staaten vorhanden, einige Länder auch mit Übersichtskarten geschmückt.
Da taucht auch schon das nächste Problem auf: Will man die entsprechenden Farbkarten in Paintbrush importieren, verändert sich die Farbstruktur. Für gute Ergebnisse sind professionelle Grafikprogramme heranzuziehen.
Unter jedem Stichwort sind zahlreiche Hinweise zu finden, die das Informationssammeln wesentlich erleichtern. Leider gibt es einige Fehlverzweigungen. So wird einem unter dem Stichwort "technische Produktgestaltung" geraten, unter "Industriedesign" nachzusehen. Folgt man der Verzweigung, gerät man auf die Insel Fehmarn. Doch das ist kein zu gravierendes Problem, denn man kann den Begriff "Industriedesign" auch suchen lassen und bekommt dann schließlich die versprochene Erklärung.
Tatsächlich bietet die LexiROM ein umfangreiches Angebot, das sich durchaus lohnt. Vergleichbare Konkurrenzprodukte bieten oft nur ein einbändiges Universallexikon und sonst gar nichts (wie bei Brockhaus), oft kostet das CD-Produkt wesentlich mehr als das Buch. Das erwähnte Brockhaus-Scheibchen kostet immerhin 2.198 Schilling, das Buch nur 468,-.
Für die LexiROM legt man 2.799 Schilling auf den Tisch, für alle Einzelbücher zusammen ungefähr dasselbe - wenn das dreibändige Meyer-Lexikon noch zu kaufen wäre. Es wurde mittlerweile eingestellt, für die LexiROM aber trotzdem noch einmal aktualisiert.
Dabei haben sich auch einige Fehler eingeschlichen; so behauptet die CD, den Februaraufstand 1934 habe die Heimwehr durchgeführt; tatsächlich war es aber der sozialdemokratische Schutzbund. Andere kleine Ungereimtheiten finden sich auch im technischen Bereich. Wer also Sicherheit haben will, wird um eine Bibliothek auch heutzutage nicht herumkommen.
Trotzdem: Die LexiROM ist sicher das ausgewogenste deutsche Nachschlagepaket und zudem das mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis.

Christine Köttl