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Mobil in den eigenen vier Wänden:

Schnurlos Telefonieren

Der Ausdruck "Schnurlos" klingt ja ein bißchen lieblos, aber wie soll man sonst die "nur" lokal mobilen Telefone von den "richtigen" Mobiltelefonen unterscheiden? Dabei können die praktischen Geräte nicht nur das Berufsleben, sondern durchaus auch das Privatleben deutlich angenehmer gestalten.


Der Normalfall in einem Haushalt besteht heute noch immer darin, daß das Telefon an irgendeinem Platz, "an dem es nicht so stört" montiert wird. Bei Anruf stürzt man dann meist ins Vorzimmer, um das nervtötende Klingeln rasch zu beenden. Die Tante, der Onkel, die man dann am anderen Ende der Leitung hat mag man zwar ganz gerne, aber doch nicht gerade jetzt, wo man ...
    Die modernen kleinen Wohnungen erzwingen ja die Montage des Telefons im Vorraum geradezu - außer man lebt in einem Einpersonenhaushalt. Nur im Vorraum kann man ungestört telefonieren.
    Natürlich könnte man die ganze Wohnung verkabeln und in jeden Raum einen Telefonapparat stellen, das erhöht zwar die Flexibilität beim Telefonieren, verminderet aber für viele Menschen die Wohnqualität. Ein Telefon in jedem Zimmer bedeutet für sie die Verwandlung der Wohnung in ein Büro. Und wer will schon im Büro wohnen?
    Für dieses Dilemma bieten Schnurlostelefone einen eleganten Ausweg. Das kleine mobile Gerät kann man ja genau so wie ein Handy überall hin mitnehmen; telefonieren kann man aber leider nur in der Wohnung und ihrer unmittelbaren Umgebung. Aber immerhin: auch für Besitzer großer Gärten reicht die Sendeleistung meist aus. Man kann es so sehen: das eigene Mobiltelefonsystem auf eigenem Territorium.

Analog oder Digital?

Bis vor kurzem war die Auswahl an Technologien für Schnurlostelefone nicht gerade groß: man konnte zwischen legal und illegal funkenden Heim- und Bürohandys unterscheiden. Illegal waren und sind zum Großteil die Handys, die man billig im Ausland oder für den Export in dieses einkaufen kann. Grund: Aufgrund ihrer Technologie sind diese Geräte absolut nicht abhörsicher, während die zugelassenen mit ihrem Funkkanalwechselsystem ein Minimum an Sicherheit gegen Lauscher bieten.
    Mit dem Heraufdämmern des europäischen DECT-Standards hat man jetzt auch noch die Wahl zwischen analog und digital.
    Diese Wahl hängt stark vom Einsatzort ab, denn über eines muß man sich klar sein: bei digitalen Geräten ist die Sprechqualität deutlich besser als bei analogen, dafür ist die Erreichbarkeit nicht immer gegeben.
    Das ist einleuchtend, wenn man sich Folgendes vor Augen führt:
    Bei einem Analoggerät ist eine Verbindung fast immer möglich, es kann sein, daß sie verrauscht ist, ja daß man kaum etwas versteht, aber solange das Gerät etwas vom Sender empfängt, gibt es das auch an die Hörmuschel weiter. Da das menschliche Gehirn durchaus in der Lage ist, aus Bruchstücken von Informationen wieder die Gesamtinformation herzustellen. kann man sich auf diese Weise noch immer verständigen.
    Bei Digitalgeräten sieht das anders aus. Die Rekonstruktion der Information übernimmt nicht das Gehirn des Menschen, sondern ein Chip im empfangenden Telefon. Der erhält seine Nachricht vom Sender ausschließlich in der Form von Nullen und Einsen. Ist die Übertragung aber beeinträchtigt, so ist aus dem empfangenen fehlerhaften Code für den Empfangschip keine Rekonstruktion mehr möglich. Daher ist bei einem digitalen Gerät der Empfang entweder gut - oder gar nicht vorhanden. In normalen Wohnungen sollte das keine Rolle spielen. Schwieriger wird es in ein- oder mehrstöckigen Häusern, die eine Stahlbetondecke haben oder auch dann, wenn man über ein relativ großes Grundstück verfügt, dessen Dimensionen über die Reichweite des Schnurlostelefons hinausgehen.

Anlagen

Selbstverständlich können Schnurlostelefone nicht nur als Einzelgeräte eingesetzt werden, sondern auch als komplette Systeme. Dabei muß man zwischen analogen und digitalen Möglichkeiten unterscheiden.
    Die in Österreich erhältlichen analogen "Anlagen" sind eigentlich mehr eine Art Umschaltanschluß. Man kann zwar Gespräche weiter geben, doch gibt es zwischen den einzelnen Mobilteilen keine Sprechverbindung. Eine Art Paging-Funktion erlaubt es aber z. B. alle zum Essen zu rufen. Solche Systeme werden gerne mit vier Sprechstellen geliefert, die man dann gezielt in der Wohnung verteilen kann. Bei einem Anruf läuten alle "Handys", wer zuerst abnimmt, der hat das Gespräch, kann es aber zu einem anderen Handy weiterverbinden.

Multilink und Datenübertragung

Wer auch interne Gesprächsverbindungen braucht, muß auf das Zauberwort "Multilink" achten. Es bedeutet nichts anderes, als die Tatsache, daß das gewählte System in der Lage ist, mehr als eine Verbindung gleichzeitig zu verwalten. Also etwa ein Gespräch zwischen Station 1 und einem Anrufer von außen und gleichzeitig eine interne Verbindung zwischen Station 2 und Station 4.
    DECT-Schnurlossysteme können auf Grund ihrer digitalen Arbeitsweise nicht nur zum Telefonieren, sondern auch zur Datenübertragung eingesetzt werden. Sie sollten dabei aber nicht an den Ersatz eines Computernetzwerkes denken, sondern z. B. daran, daß Sie Ihren privaten Laserdrucker wegen der Ozonemissionen nicht in ihrem Arbeitsraum, sondern etwa auf dem Dachboden aufgestellt haben, während Sie mit ihrem Notebook z. B. im Wohnzimmer arbeiten.
    Das Wandern mit dem Computer zum Drucker ist mühsam und das Anschließen des Com,puters an den Printer ebenfalls. Eine Infrarotschnittstelle könnte zwar helfen aber eine DECT-Lösung, bei der das Notebook seine Informationen über Telefon an unseren Laserdrucker weitergibt, ist natürlich noch viel interessanter und vor allem viel bequemer.

Schluß

Im Sommer am Swimming-Pool., im Herbst im Hosensack beim Heckenschneiden, wenn man krank im Bett liegt oder einfach im Fauteuil faulenzen - ein Schnurlostelefon ist schon etwas Angenehmens!

Franz A. Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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