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Zweites GSM-Netz für Österreich

Einer wird gewinnen

Ob wir eine Regierungskrise haben oder nicht - das Rennen um die zweite GSM-Lizenz in Österreich tritt in eine entscheidende Phase. In den nächsten Monaten muß entschieden werden sonst versäumt Österreich die Liberalisierungsfrist der EU. Sechs Konsortien haben ihre Anmeldung abgegeben. Wir sagen Ihnen, welche Telecom-Gruppen dahinter stehen.


Who is who in Telecom? Österreichs Zeitungen bringen zwar Listen mit den Bewerbern, können auch ganz gut die Finanzstärke der einzelnen Partner einschätzen, aber wenn ein Kollege von der Tageszeitung sagt, daß "die UTA ja keinen ernst zu nehmenen Telecom-Partner hat", muß man die Dinge ein wenig ins rechte Licht rücken.
    Über die beiden "deutschen" Konsortien braucht man wahrscheinlich wenig sagen; sowohl die Deutsche Telekom Mobilfunk (D1), die in Ö-Call mitmischt, als auch Mannesmann Mobilfunk (D2), die Partner der Austrocom ist, haben im eigenen Land ein mustergültiges flächendeckendes Netz aufgebaut.
    Wer aber steht bei den anderen Konsortien mit dem nötigen GSM-Know-how bereit?
    Vereinigte GSM Österreich bzw. United Telecom Austria hat AirTouch im Bündnis, Connect Austria die norwegische Telenor. Hallo Telecom baut auf Unisource und Montacom verläßt sich auf Vodafone.

AirTouch

Das kalifornische Unternehmen hat in den letzten Jahren im GSM-Markt ein kleines Imperium aufgebaut und ist in Belgien, Deutschland, Portugal und Schweden schon länger vertreten. Aber auch bei den zweiten Netzbetreibern in Spanien und Italien ist AirTouch engagiert. Konkret besitzt AirTouch 26% von Mannesmann Mobilfunk, 25% von Belgacom Mobile, ist mit 11,6% an Omnitel Pronto Italia beteiligt und hat, wie das Wallstreet Journal meint, auch enorme Erfahrung im Aufbau von GSM-Netzen: zwei Jahre brauchten die AirTouch-Ingenieure für das deutsche D2-Netz, 17 Monate für das portugiesiche Netz und das spanische Netz wird nach nur neun Monaten Arbeit in Betrieb genommen.
    Nach einer in der Oktoberausgabe von "Convergence" veröffentlichten Statistik liegt AirTouch unter den "alternativen" Telecomanbietern in Europa mit einem Umsatz von 370 Milllionen Dollar am fünften Platz und damit deutlich vor AT&T mit "nur" 250 Millionen Dollar Umsatz in Europa.

Telenor

Der staatliche norwegische Netzbetreiber ist bisher noch nicht durch besonders aggressives Verhalten auf ausländischen Märkten aufgefallen. Andererseits sollte man die Norweger, deren Heimatmarkt noch etwas geschützter ist - Norwegen gehört ja nicht der EU an - nicht unterschätzen. Immerhin gelten die Norweger wegen ihrer reichen Öleinnahmen als die "Weißen Scheichs".

Unisource

Ist jene Gruppe, der die österreichische Post wohl auch gerne angehören würde - wenn es ihr Vater Staat erlauben würde. Derzeit sind vier Partner mit je 25% beteiligt: die schweizerische PTT, die spanische Telefonica, die schwedische Telia und KPN. Unisource ist, wenn man die Tochtergesellschaften und Beteiligungen der Telefonica (Argentinien, Chile, Peru, Portugal, Puerto Rico, Rumänien, usw.) berücksichtigt und die Telia-Beteiligungen in der Ukraine, in Italien etc. einbezieht, selbst schon ein kleiner Weltkonzern.

Vodafone

Wenig bekannt ist vermutlich, daß dieses Unternehmen mit 16% am deutschen E-Plus-Netz beteiligt ist und am griechischen GSM-Betreiber Panafon 45% hält. Im Heimatland Großbritannien betreibt man das Vodafone-Netz, Paging-Dienste usw. Außerdem gehört der Handy-Hersteller Orbitel (50%, weitere 50% gehören Ericsson) ebenfalls zur Gruppe. Vodafone in Australien (95% ist eine fast reine Tochter, Telecell in Malta mit 82% ebenso.. An Vodafone Fidschi gibt es einen Anteil von 45%, an Vodacom Südafrika 35%, an der französischen SFR 10% und an Sonofon 5%. An der GSM-Gesellschaft Clovergem in Uganda hält Vodafon 37% und am niederländischen Bewerber um das zweite Netz Libertel 35%.
    In der bereits zitierten Convergence-Statistik liegt Vodafone mit einem Jahresumsatz von 1,8 Milliarden Dollar auf Platz 2 und wird damit nur von Cable & Wireless geschlagen.

Franz A. Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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