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Amateurfunk: Ein neues Hobby?

Mit technischem Interesse und Kommunikationsfreudigkeit finden Sie schnell zum Hobby Amateurfunk. Denn gerade der Amateurfunk bietet ein reiches Betätigungsfeld: von technischen Experimenten bis hin zu weltumspannenden Freundschaften ist alles möglich.


Amateurfunk wird häufig mit dem CB-Funk verwechselt, dabei unterscheidet sich Amateurfunk aber grundlegend vom CB-Funk, denn der CB-Funk ist für jedermann zugelassen; auch ist dafür keinerlei Prüfung notwendig.
    Die im Handel erhältlichen postgeprüften Geräte verfügen über 40 Sprechkanäle und einer maximalen Sendeleistung von 4 Watt. Als Antenne sind nur vertikal polarisierte Rundstrahlantennen zugelassen.
    Der CB-Funk ermöglicht eine "Nahbereichs"-Kommunikation bis zu Entfernungen von etwa dreißig Kilometern. Selbstverständlich werden auch beim CB-Funk höhere Reichweiten erzielt, jedoch ist das die Ausnahme.

Zuerst lernen ...

Um in das neue Hobby Amateurfunk einsteigen zu können, müssen Sie zunächst lernen, damit Sie die Amateurfunkprüfung beim Fernmeldebüro bestehen. Diese Prüfung besteht aus drei Bereichen, dem technischen, dem rechtlichen und dem betriebtechnischen Teil (mit der Morseprüfung). Mit ein wenig Fleiß und technischem Interesse bestehen Sie die Prüfung ohne Probleme.
    Durch diese Amateurfunkprüfung sind sie berechtigt, selbst Sender und Empfänger zu bauen und in Betrieb zu nehmen.
    Im Gegensatz zu kommerziellen Funkgeräten und Autotelephonen bedarf ein Amateurfunkgerät keiner vorherigen Überprüfung und Abnahme bei dem Zulassungsbüro der zuständigen Fernmeldebehörde.

... dann rufen

Nach der Prüfung erhält man sein Rufzeichen. Aus dem Rufzeichen erkennt der versierte Funkamateur leicht, aus welchen Land der Funkpartner ist. Die Rufzeichen in Österreich beginnen mit den Buchstaben OE.
    Mein Rufzeichen ist zum Beispiel OE1MCU. In Österreich kennzeichnet die Ziffer das Bundesland, so steht etwa 1 für Wien, 2 für Salzburg u.s.w.

Die Funkbereiche

Im Amateurfunk unterscheidet man zwischen dem Kurzwellenbereich und den Bereichen darüber, den VHF und SHF Bereichen.
    Die Kurzwellenfrequenzbereich reicht von 1,6 MHz bis 30 MHz. Im Kurzwellenbereich kann man durch Reflexionen an der Ionosphäre mit der Funkwelle jeden Punkt der Erde erreichen. Mit welchen Kontinent der Funkamateur jedoch Kontakt hat, hängt von der Sonne, den Sonnenflecken, und der gewählten Frequenz ab.
    Die Ionosphäre reflektiert nun tageszeitabhängig die verschiedenen Frequenzen unterschiedlich gut. Daher kann z. B. das 40 m Amateurfunkband ( 7 MHz - 7,.1 MHz) am Tag nur für Verbindungen in Europa genutzt werden. In der Nacht sind Weitverbindungen nach Japan und Amerika möglich.

Antennen

Die Antennenform ist beim Amateurfunk nicht vorgeschrieben. Sie können sich also die Antenne selbst nach Platz und Geld aussuchen. Je größer die Antenne ist, desto höher ist ihr Gewinn und damit gekoppelt steigt auch die Stärke des Signals am Empfangsort. Die Sendeleistung ist für den Funkamateur mit maximal 400 Watt begrenzt, Clubfunkstellen jedoch dürfen mit 1000 Watt Sendeleistung arbeiten.

Modulationsarten

Als Modulationsart wird für den Sprechfunk hauptsächlich SSB (Single-Side-Band) verwendet, eine Modulationsart die nur aus einem Teil eines AM-Signals (Amplituden moduliert) besteht und daher die zu Verfügung stehende Sendeleistung optimal nutzt.
    Für Morsebetrieb wird CW (continous wave) verwendet. Hier wird einfach nur der Sender ein- und ausgeschaltet. CW ist technisch recht einfach zu realisieren und hat die beste Ausnutzung der Sendeleistung. Neben diesen "Standard-" Betriebsarten werden Standbilder digital übertragen und verschiedenste Protokolle für digitale Betriebsarten eingesetzt.

Morsen

Für den Kurzwellenbereich muß man bei der Amateurfunkprüfung die Morseprüfung ablegen. Sie müssen also Morsezeichen hören und niederschreiben, und auch selbst mit einer Morsetaste Morsezeichen geben. Das erforderliche Tempo - 60 Zeichen pro Minute - ist mit kontinuierlicher Übung leicht zu erlernen.
    Auf den Kurzwellenbändern treffen sich die Funkamateure, ohne sich persönlich zu kennen, probieren neue Geräte und Antennen aus, machen Versuche und besprechen technische Probleme.

UKW-Funk

Für die Frequenzbereiche über dreißig MHz, den UKW-Bändern ist die Morseprüfung nicht notwendig. Es stehen dem frischgebackenen Funkamateur alle Bänder über dreißig MHz zur Verfügung.
    Die UKW-Bänder haben ihren ganz eigenen Reiz, hier wird noch viel experimentiert. Da es für die höheren Frequenzbereiche über 23 cm (1,2 GHz) noch keine Fertiggeräte am Markt gibt, werden hier alle Sender und auch Empfänger selbst gebaut.
    Die höchste derzeit im Amateurfunk verwendete Frequenz ist 276 GHz. Die UKW-Bänder sind wesentlich breiter als die KW-Bänder. Hier sind auch auf dem Zweimeterband - einem typischen Einsteigerband - viele interessante Betriebsarten in Verwendung.
    Auch können trotz optischer Ausbreitung, was soviel heißt wie das Signal reicht theoretisch nur so weit, wie man sehen kann, Entfernungen bis zu 4.000 km überbrückt werden.

Bergstationen

Auf dem Zweimeterband sind, mit einer Funkstation auf einen Berg, jedoch immer Entfernungen von bis zu 900 km erreichbar. Um jedoch auch aus dem Auto und in Tälern eine Funkverbindung zu den Funkkollegen zu haben, wurden und werden immer neue Relais, das sind aktive Umsetzer, installiert. Die Relais senden das empfangene Signal wieder von einem hohen Punkt aus. Dadurch wird die Reichweite des Funksignals erheblich vergrößert.
    Wie auch auf den Kurzwellenbändern wird auf den UKW-Bändern die Modulationsart SSB verwendet. Für mobile und portable Stationen aus dem Auto oder mit Handfunkgeräten wird allerdings FM (Frequenzmodulation) verwendet. Mit FM wird eine sehr gute Sprachqualität erreicht und die Relais arbeiten auch mit FM.

Digitale Spielwiese

Digital kann man sich jedoch auch austoben, es steht hier ein Mailboxsystem mit Netzknoten zur Verfügung, das nur mittels Funkgeräten gekoppelt ist.
    Immer neue digitale Übertragungsverfahren werden durch Funkamateure entwickelt und viele werden später sogar weltweit im professionellen Einsatz verwendet.

"Privat-"Fernsehen

Das 23 cm Amateurfunkband ist bereits 60 MHz breit. Hier eröffnet sich die Möglichkeit, ATV, Amateurfunk-TV zu betreiben. Es werden hier Bilder und selbstgedrehte Filmen übertragen, wie sie es vom Fernsehen kennen. Einige "ATV-Profis" besitzen semiprofessionelle Videoausrüstungen und Schnittplätze, mit denen sie hervorragende Berichte senden können, selbstverständlich nur mit amateurfunkspezifischen Inhalt.

Mikrowellen

Einen besonderen Reiz strahlen aber auch die Mikorowellenbänder aus. Besonders aktiviert wird durch die UKW-Amateure das 10 GHz Amateurfunkband. Hier können bereits Regenwolken als Reflektoren verwendet werden. Mit geringsten Sendeleistungen, einem 80 cm Parabolspiegel werden von Bergen Entfernungen von über 200 km erreicht.

Wettbewerbe

Es gibt viele Sparten auf die Sie sich spezialisieren können. Eine Möglichkeit ist, an den freundschaftlichen Funkwettbewerben teilzunehmen, bei denen es gilt, in einer vorgegebenen Zeit möglichst viele Funkkontakte zu machen. An diesen englisch Contests genannten Bewerben nehmen Funkamateure mit durchaus großem technischen Aufwand und Engagement teil.
    Nach einer Funkverbindung tauschen die Funkamateure Bestätigungskarten über den Funkkontakt aus. Die sogenannten QSL-Karten im Postkartenformat werden über die Amateurfunkverbände gesammelt verschickt. Diese Karte ist die Visitenkarte des Funkamateurs, jeder Funkamateur gestaltet sich seine persönliche QSL-Karte.
    Im Amateurfunk darf jedoch nicht über alle Themen gesprochen werden. Politische Diskussionen sind nicht gestattet. Über alle technischen und persönlichen Themen, die es nicht erforderlich machen, das öffentliche Fernmeldenetz zu benutzen, kann jederzeit gesprochen werden.

Schlußbemerkungen

Wenn Sie noch weitere Fragen haben sollten und sich für den Amateurfunk interessieren, können Sie sich an den Österreichischen Versuchssenderverband wenden. Hier werden Ihre Fragen von kompetenten Fachleuten beantwortet. Der ÖVSV ist in Landesverbände und Ortsstellen untergliedert. Auch in Ihrer Nähe ist ein Landesverband, rufen Sie einfach an und fragen Sie.

Österreichischer Versuchssenderverband (ÖVSV)
Dachverband
Theresiengasse 11
A-1180 Wien
Tel: 408-55-35 (jeden Mittwoch von 17-20 Uhr)
FAX: 403-18-30

In den Landesverbänden stehen Ihnen gut bestückte Bibliotheken und teilweise mechanische und elektrische Werkstätten zur Verfügung. Auch werden in den verschiedenen Landesverbänden Vorbereitungskurse für die Amateurfunk-prüfung abgehalten. Hier werden Sie von erfahrenen Funkamateuren auf die Prüfung und die Amateurfunkpraxis vorbereitet. Auch finanzieren die Landesverbände verschiedenste Relais und Mailboxen sowie das Packet Radio Netzwerk.
    Im ÖVSV-Vereinsservice bekommen Sie wichtige Unterlagen wie Logbücher, Landkarten und viele andere nützlische Dinge. Der ÖVSV wird generell nur von ehrenamtlichen Funktionären geführt, daher fließt Ihr Mitgliedsbeitrag direkt in die verschiedenesten Amateurfunkprojekte.
    Ich hoffe Sie nun bald als angehenden Funkamateuren auf einem unserer Amateurfunkbänder begrüßen zu können. Sie werden sicherlich eine lange Zeit mit diesem Hobby Feude haben, da Sie aus velfältigen Spezialgebieten Ihre persönliche Betriebsart auswählen können.

Michael Kastelic
OE1MCU




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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