Mobile Times Artikel aus Mobile Times 6
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Travel Power

Über all den Neuentwicklungen am Prozessorsektor wird häufig der seit einiger Zeit am stärksten wachsende Markt übersehen. Der Markt der mobilen Computer weist die größten Zuwächse auf und bei den Notebooks macht auch die Technik die sichtbar größten Sprünge vorwärts.


Galt vor kurzem noch: "Ein Notebook liegt leistungsmäßig immer eine bis zwei Klassen hinter Desktopgeräten", so ist diese Aussage heute überholt. Wir stellen Ihnen heute zwei Geräte vor, die die meisten der heute verkauften PC locker in die Tasche stecken können: sowohl in der Leistung als auch in der Ausstattung.
    IBMs neuer ThinkPad 760, gehört zu den absoluten High End Geräten und ist mit einem 90er Pentium etwa ab öS 130.000,- erhältlich.
    Das FastBookCD von Tornado l mit einem Pentium 133 schon unter öS 50.000,- zu bekommen.

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Sehen wir uns die beiden einmal näher an: Sowohl ThinkPad 760 als auch FastBookCD entsprechen dem Trend zu Multimediamaschinen mit hoher Leistung, haben standardmäßig sowohl CD-ROM-Laufwerk als auch eine leistungsfähige Soundkarte (Soundblaster-kompatibel, versteht sich) mit jeweils zwei Lautsprechern integriert, wobei das ThinkPad als erstes Notebook überhaupt ein Quattro Speed Laufwerk beherbergt, das bei Bedarf gegen Floppy, Zweitakku oder Zusatzplatte getauscht werden kann.
    Das FastBookCD weist neben dem - nicht tauschbaren - CD-ROM- ein Diskettenlaufwerk bereits standardmäßig auf, das in diesem Fall tauschbar ist. Anstelle desselben können z.B. Videokarte und MPEG-Modul eingeschoben werden.
    Einen Blick noch auf die erhältlichen Prozessoren: Das IBM ThinkPad wird derzeit mit Pentiums bis 120 MHz bestückt, das Tornado FastBook CD hingegen taktet bis 133 MHz.
    Die RAM-Bestückung reicht beim IBM von acht bis 40 Megabyte, beim Tornado endet der Arbeitsspeicher bei 32 MB. In beiden Fällen ist man nicht auf proprietäre Herstellerstandards angewiesen: (Bis zu zwei) handelsübliche Dual Inline Memory Module (DIMMs) werden verwendet, die auch in anderen Marken-Notebooks üblich sind; diese DIMMs gibt es derzeit nur bis 16 MB pro Stück, und das erklärt die aktuellen Obergrenzen von 32 bzw. 40 MB (bei integrierten 8 MB).

Festplattenspiele

Wenn wir schon bei Kapazitäten sind: Das ThinkPad wird, wie das FastBookCD, mit einer Festplatte bis 1,2 GB geliefert, wobei die Platte fix eingebaut ist. Eine zweite, auch von Laien wechselbare Platte kann, wie schon erwähnt, an Stelle des CD-ROM-Laufwerks eingesetzt werden, was dann insgesamt bis zu 2,4 GB Gesamtkapazität ergibt.
    Diese Massen kann ein FastBookCD nicht auf einmal halten, doch ist andererseits die Festplatte durch einfachen Einschub von außen wechselbar, was beliebig viele verschiedene Harddisks, jede bis zu 1,2 GB, nebeneinander verfügbar macht. Das bietet den Vorteil, das Notebook je nach momentanem Einsatz mit völlig verschiedenen Konfigurationen zu bestücken. Und, nicht zu vergessen: Die Daten in Ihrer Tasche (Wechselplatte in die Hosentasche) sind noch immer am schwierigsten zu klauen.

Schirme

Das FastbookCD ist mit Dual Scan und TFT-Displays lieferbar, deren Bildschirmdiagonale bei 11,3 bzw. 10,4 Zoll liegen. Auflösungen bis 800×600 sind auf dem DS-Bildschirm darstellbar; der TFT-Schirm bietet derzeit nur 640×480 Bildpunkte. Extern, mit einem größeren Standmonitor, werden in beiden Fällen Auflösungen bis zu 1280×1024 unterstützt.
    Beim ThinkPad 760 ist der Bildschirm ohne Zweifel das Prunkstück des Geräts: 12,1 Zoll Bildschirmdiagonale, in TFT gehalten und mit 800×600 Pixel - da kommt Freude auf. Bisher lag ja das technisch machbare Maximum für Aktiv Matrix Displays bei 10,4 Zoll - Diese Barriere wurde von IBM mit Anlauf durchbrochen. Der Bildschirm beherrscht auch das Erscheinungsbild des ThinkPads, füllt er doch fast den ganzen Deckel.

Video und Grafik

Neben der hervorragenden Grafikkarte beinhaltet das Thinkpad noch eine Videokarte, die es erlaubt reine Videosignale - z.B. von Videokamera, -recorder etc. - direkt zu verarbeiten. Auch Capturing wird unterstützt. Video Out ermöglicht weiters, digitale Filme und Bildschirm-Inhalte auf einem Fernseher wiederzugeben.
    Darüberhinaus kann das ThinkPad auch Video-CDs ohne weitere Zusätze abspielen oder als Kommunikationscenter eingesetzt werden.
    Ein eigener Multimedia-Chip namens "MWave" ermöglich nämlich sowohl Sound- als auch Modem und Telefonfunktionen. MWave agiert als universeller D/A- bzw. A/D-Wandler, kann also z.B. die Funktion einer Soundkarte übernehmen. Als Prozessor ist MWave aber flexibel programmierbar und dient zugleich auch als Modem (mit bis zu 28.800 bps), Fax und Anrufbeantworter.
    Mit dem ThinkPad 760 sind wir schon sehr nahe an der "eierlegenden Wollmilchsau" dran. "A last effort...." Was ich vergessen habe, zu ergründen, ist, ob auch beim 760er wie bei dessen kleinem Bruder (755) für den Telefonbetrieb der proprietäre Telecom-Adapter nötig ist, von dem die meisten IBM-Mannen gar nicht wissen, wo sie den derzeit hernehmen sollen.
    Auch die Grafikkarte des FastBookCD ist nicht ohne - 2 MB RAM und PCI-Bus; Videosignale können aber erst ab Dezember (lt. Hersteller, eher Jänner 96) verarbeitet werden. Das gegen die Floppy tauschbare Modul wird erst dann lieferbar sein. Fax/Modem sind nicht integriert, werden beim FastBookCD per PCMCIA Slot (neumodisch nicht immer ganz richtig "PC Card Slot") angebunden. Das ist kein Nachteil, werden doch unterwegs oft die Möglichkeiten fehlen, stationäre Telefonleitungen zur Übermittlung von Daten heranzuziehen. Und Kabel zur Verbindung integrierter Faxmodems mit den Handies verschiedener Hersteller existieren nicht, wohl aber PCMCIA Faxmodems mit den entsprechenden Verbindungen zum passenden Handy.

PCMCIA

Beide vorgestellten Geräte bieten natürlich PCMCIA Slots Typ III an. Das reicht in den meisten Fällen. Wenn nicht, so bietet das Tornado FastBookCD über eine an der Rückseite anschließ- und anschraubbare (Mini-) Docking Station noch einen weiteren Slot Typ IV an. Na, das dürfte dann für alle Anwender reichen.
    Apropos anschraubbar: Zum FastBookCD gibt es - neben dem tauschbaren, integrierten Akku - einen externen Hochleistungsakku, der ebenfalls an der Rückseite des Geräts angeklinkt und mit großen Rändelschrauben befestigt werden kann. Dann hat das Notebook noch immer recht kompaktes Format, Saft ist dann in jedem Fall ausreichend vorhanden. Den externen Akku im freifliegenden Betrieb zu leeren, haben wir nicht geschafft. Laut Hersteller soll er einen netzunabhängigen Betrieb von bis zu acht Stunden ermöglichen. Na gut, Herstellerangaben.... Aber auch fünf, sechs Stunden sind für ein Pentium Notebook nicht ohne. Und übrigens in der Regel auch voll ausreichend, solange man sich nicht neben der Bildschirmarbeit unbedingt mit Jennifer Rush (je nach Musikgeschmack beliebig austauschbar) aus dem eingebauten CD-ROM-Laufwerk berieseln lassen will.
    Dann allerdings läuft der Gebührenzähler mit, so daß der stärkste Akku schwach wird.
    Klar, das ThinkPad hat um 130 Blaue noch mehr zu bieten: IBM spricht gar von "bis zu 20 Stunden". Mit Zusatzakku, der natürlich die Verwendung des CD-ROM-Laufwerk ausschließt (siehe oben), aber immerhin. Auch hier werden dann wohl die fünf, sechs Stunden, die tatsächlich gebraucht werden, realisierbar sein.

Gewichtig

Nettes Feature am Rande: Bei einem Akkuwechsel unterstützen kleine, eingebaute Lithium-Ionen Akkus Hot Plug. Zusatzakkus bedeuten allerdings auch mehr Gewicht. Beide Monster liegen mit der üppigen Standardbestückung schon mit knapp unter 3 1/2 kg auf der Waage. Mit den jeweiligen Zusatzakkus schleicht sich das Gesamtgewicht blitzartig an die 5 kg-Marke heran. Aber immerhin, dann kann auch unterwegs tatsächlich noch vernünftig gearbeitet werden.
    Kommunikationskünstler sind sie beide. Sowohl das IBM ThinkPad 760 als auch das Tornado FastBookCD bieten Infrarot-Schnittstellen nach IrDA-Standard, um mit dem Desktop PC zu Hause - oder beispielsweise modernen Standdruckern - drahtlos kommunizieren zu können. Das ThinkPad bietet sogar zwei Infrarot-Augen, von denen allerdings derzeit nur eines treibermäßig unterstützt wird; das FastBookCD bleibt einäugig - allerdings ohne Augenklappe.
    Daß beim ThinkPad nur eines der zwei IR-Augen unterstützt wird, ist auch nicht weiter schlimm: Es gibt zwar eine herrliche IR-Maus von IBM für IBM ThinkPads - nur IBM in Österreich weiß nichts davon. O-Ton: "So? Wirklich?"
    Ich weißs schon, es ist gemein, daß ich mich bei Hersteller-Rückfragen selten als Zeitungsmann zu erkennen gebe.
    Das wurde mir kürzlich auch - scherzhalber - vorgeworfen. Allerdings schreibe ich ja nicht zur Selbstbefriedigung, sondern für Anwender, die schließlich selten eine Zeitung hinter sich haben, für die fast jeder Hersteller plötzlich nahezu jede Auskunft, jedes Zubehör und jede Problemlösung in Minutenschnelle parat hat. Und wenn schon, dann wollen Anwender wissen, wie es ihnen ergehen wird, wenn sie ein Produkt kaufen; nicht, wie es einer Zeitung ergeht, die gerade über das Produkt - natürlich ganz besonders herzlich - berichten soll.
    IBM hat Beschönigungen auch gar nicht nötig, bietet man doch in Österreich überwiegend bemühten und kompetenten Support zu überwiegend brauchbaren Produkten an. Und über die paar Schnitzer wird der Anwender ja doch noch informiert werden dürfen, oder? Ein paar Denkanstöße wird der Riese IBM ja noch vertragen können.

Mausiges

Zurück zu den Notebooks: Als einzig störend erwies sich für mich persönlich bei beiden Geräten die Maussteuerung. Das ThinkPad ist zu diesem Zweck mit dem schon aus früheren Serien bekannten TrackPoint, der (Originalton IBM) "innovativen Maussteuerung", ausgestattet. Der TrackPoint ist eine Art Mini Joystick, der mitten in der Tastatur plaziert ist.
    Also, vielleicht bin ich zu patschert. Ich kann damit keinen Mauszeiger exakt und schnell dorthin steuern, wo er gebraucht wird. Außerdem irritiert er mich beim Tippen. So mancher Tastendruck führte zu wildem Zucken des Zeigers.
    Das passiert mir beim FastBookCD zwar nicht, doch mit dem eingebauten TouchPad (eine Art Mini-Grafiktablett) habe ich auch meine Probleme. (Schwer zu sagen, welchen der beiden - TrackPoint oder TouchPad - ich mehr hasse.) Ich tat mir schon immer schwer, mit Grafiktabletts Windows zu steuern, hatte aber wenigstens einen Stift mit kleiner Spitze zum exakten Positionieren des Mauszeigers zur Verfügung.
    Nun, das geht bei einem TouchPad nicht. Ein TouchPad heißt TouchPad, weil man mit dem Finger touchen muß. Versuchen Sie mal, mit einem durchschnittlich großen Männerfinger eine millimetergroße Stelle exakt zu treffen! Das haut nicht hin. Das erhöht bestenfalls das Frustrationspotential und den Adrenalinspiegel!
    Mit einem Stift habe ich es zwar probiert, aber nur der Finger führt zu Reaktionen des Mauszeigers. Also, wenn schon Mausersatz, dann bitte Trackball! Ich weiß schon, ein Trackball verdreckt leichter, ist störanfälliger,.... "Kusch!"
    Diese Erfahrungen sind natürlich persönlicher Natur. Es gibt Leute, die sind geschickter und stehen förmlich auf dieses neumodische Zeugs.

Ursuper, Ultrageil & Co.

Zuletzt sollte noch ein ergonomisches Detail erwähnt werden:
    Der ThinkPad neigt seine Tastatur beim Aufklappen, sodaß das Keyboard hinten etwas höher als vorne steht. Das bietet durch die dadurch entstehende, natürlichere Handhaltung eine etwas angenehmere Schreibposition.

Resümee

Abschließend kann gesagt werden: Sowohl das ThinkPad als auch das FastBookCD bieten hervorragende Leistungen für Ihr Geld, wobei dem FastBookCD seines Kampfpreises wegen trotz etwas weniger feudaler Ausstattung wahrscheinlich das bessere Preis/Leistungsverhältnis zugestanden werden muß.
    Anders ausgedrückt: Das IBM ThinkPad 760 bekäme wahrscheinlich auch nach einem ausführlicheren Test die "Empfehlung der Redaktion", das Tornado FastBook die "Budget Empfehlung". Beide sind (äußerst) schnell, bestens ausgestattet, sauber gefertigt und mit gutem Support gesegnet.
    Jedenfalls erscheinen beide empfehlenswert für Anwender, die unterwegs oder auch nur im Büro und zu Hause arbeiten wollen bzw. müssen und sich ersparen wollen, einen komplett ausgerüsteten Desktop PC mehrmals in der Woche hin und her schleppen zu müssen.

Ernst Weinzettl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 25. Juni 2007
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