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Apple PowerBook 5300c:

Kraft-Apfel

Tatsächlich sollte hier nicht einfach ein Notebooktest stehen, sondern das Zusammenspiel von Nokia Data-Card und Apple PowerBook dargestellt werden. Aber wie das halt so ist: Beim ersten Versuch gab es kein geeignetes Gerät von Apple und jetzt beim zweiten Anlauf war bei Nokia keine DataCard aufzutreiben.
C'est la vie!


Das kleine schwarze Notebook mit dem Apfellogo war - zugegeben - mein erster Macintosh. Umso mehr überraschte mich das Apple-Notebook-Flaggschiff, das sich als wahres Kraftpaket entpuppte.
    Totgesagte leben länger. Der schon mehrmals (das erste Mal vor etwa zehn Jahren) zum Tod verurteilte und trotzdem noch immer quicklebendige Apple-Konzern gibt mit seinen PowerPC-Notebooks ein sehr kräftiges Lebenszeichen von sich. Dennoch wollen wir hier keine Prophezeiungen über die eigenständige Zukunft des Unternehmens, für das bei Redaktionsschluß einige ernst zu nehmende Unternehmen Kaufinteresse angemeldet haben, abgeben.
    Nur so viel: an den Produkten kann es nicht liegen, wenn Apple Probleme hat.

Das Gerät

Unser Test-Apple war mit einem auf 100-MHz getakteten PowerPC 603e-Prozessor ausgestattet, der den Vergleich mit Intels Pentium nicht zu scheuen braucht. Als Basisausstattung wird der Anwender beim 5300c zudem mit 16 MB Arbeitsspeicher verwöhnt.
    Nebenbei verfügt das Notebook - das kleine "c" deutet es an - über einen TFT-Aktivmatrix-Bildschirm, was die Qualität der Wiedergabe gegenüber herkömmlichen LCD-Farbdisplays deutlich steigert. Selbst wenn die Hintergrundbeleuchtung ausgeschaltetet ist, strahlen die Farben noch kräftig. Auch aus schrägerem Winkel ist der Bildschirminhalt noch klar zu erkennen. Beim 5300c handelt sich um das Modell mit der VGA-Bildschirmauflösung, 5300ce kennzeichnet das SVGA-Modell.
    Nicht nur Hewlett-Packard arbeitet am kabellosen Büro mittels Infrarot, auch das PowerBook verfügt über eine Infrarot-Schnittstelle, die mittels "IR Talk" arbeitet. Daneben gibt es natürlich auch die üblichen Anschlüsse für den Drucker bzw. das Modem, SCSI-Geräte, AppleDesktopBus (ADB) Erweiterungen und einen externen Bildschirm. Der Clou dabei: Man kann auch beide Monitore, das PowerBook-Display und den externen Bildschirm, gleichzeitig verwenden und so die Arbeitsfläche vergrößern.

Multimediales

Im Zeitalter von Multimedia gehört es fast schon zur Selbstverständlichkeit, daß jeder Computer über Soundfähigkeiten verfügen muß. So ist beim Testgerät im Bildschirmrahmen ein Richtmikrophon integriert. Wer eine höhere Tonqualität benötigt, kann aber auch den Audioeingang für professionelle Aufnahmen bzw. den 16-bit-Stereoausgang für niveauvolle Tonwiedergabe benützen.

Apple-Komfort

Der Apple SuperDrive - die Apfel-Bezeichnung für das Diskettenlaufwerk - zeigt schon den berühmten Apple-Komfort: Die Disketten werden nämlich - wie bei allen Macs - automatisch ausgeworfen; das bekannte "Such den Auswurfknopf"-Spiel, das gerade bei Notebooks sehr beliebt ist, entfällt somit.
    Ebenso übrigens das bekannte "Und wie bring ich jetzt die verdammte PC-Card wieder raus?". Denn auch die PC-Cards werden automatisch ausgeworfen. Nachher kann man sie bequem herausziehen. Allerdings zeigte sich bei den hausinternen Tests, daß das Einschieben der PC-Karten offensichtlich für Linkshänder konstruiert worden ist, denn die fanden das Einschieben einfach leicht, während Rechtshänder etwas herumwurstelten. Vielleicht hätten sie den PowerBook einfach umdrehen sollen?

Software

Ebenfalls überzeugend ist der Umfang der mitgelieferten Software: Mit ClarisWorks 4.0 konnten auch anspruchsvollere Arbeiten durchgeführt werden; Kommunikationssoftware, ein Reiseroutenplaner ("Route 66"), der auch für Windows erhältliche Acrobat Reader und ein Hyper Card Reader, ein Applikationsinterpreter, für den im Internet bereits tausende Anwendungen bereitliegen, stellen eine gute Arbeitsbasis dar, die den meisten Anwendern einige Zeit genügen wird.
    Das 32-Bit-Betriebssystem, MacOS 7.5.2, ist in punkto Benutzerfreundlichkeit sicher führend: Die ja jetzt auch bei Windows95 implementierte Objektorientierung, vollständiges Drag-and-Drop, umfangreiche Hilfedateien usw. erleichtern den Einstieg wesentlich. Nirgends sonst habe ich mich so schnell ausgekannt wie auf diesem Gerät.
    Der große Nachteil: MacOS 7 beherrscht kein sogenannten preemptives Multitasking, d. h. man kann zwar mehrere Anwendungen laufen lassen, diese arbeiten aber wie bei Windows 3.11 nicht gleichzeitig, sondern teilen sich die Zeit am Rechner. Apple hat aber bereits "Copland" - MacOS 8 - angekündigt, das im Wettkampf mit Windows dem Mac wieder die klare Führung auch in technischer Hinsicht geben soll.
    A propos Windows: Niemand kommt heute mehr an diesem Quasi-Monopol-Betriebssystem vorbei. Auch Apple nicht. Daher verfügt der Computer über drei Verbindungsmodule zur DOS/Windows-Welt: Erstens über PCExchange, ein Hilfsmodul, mit dem man PC-Dateien auf dem Mac öffnen kann. Zweitens über MacLinkPlus, ein Konvertierungsprogramm, mit dem man PC- in Mac-Dateien umwandeln kann und umgekehrt. Und drittens über MacEasyOpen, das die Dateien bestimmten Programmen zur Bearbeitung zuweist. Auch dieser Artikel wurde auf dem Apple geschrieben, dann ins MS WinWord-Format konvertiert, am PC in Write eingelesen, alle falsch übersetzten Zeichen durch "Suchen/Ersetzen" korrigiert und dann weiter verarbeitet.
    Wer über genug Arbeitsspeicher verfügt (mindestens 16 Megabyte) und einen PowerPC sein eigen nennt, kann schließlich eine vierte Möglichkeit, SoftWindows von Insignia Solutions, verwenden: SoftWindows emuliert eine Windows-Umgebung, die von der Geschwindigkeit her etwa einem 486er entspricht, vor.

Reisetauglich

Abgesehen von seiner tatsächlich lange durchhaltenden Batterie (2,5 bis 4,5 Stunden) hat man sich bei Apple einiges für den Reisenden ausgedacht: Die Harddisk kann mit einem Klick auf die Taste unterhalb des wirklich angenehmen Touch-Pads ausgeschaltet und auch wieder eingeschaltet werden. Eine ständige Überwachung der Batterie ist ebenso selbstverständlich wie die Möglichkeit, das Gerät in einen Sleep-Modus zu versetzen.
    Sogar das Netzgerät, dessen Kabel schräg eingesetzt ist und sich daher ganz einfach in die integrierte Aufwickelrille spulen läßt, zeigt, daß die Entwickler in Cupertino wirklich an einen mobilen Computer und nicht nur an einen Rechner, den man leicht hin- und hertragen kann, gedacht haben.

Resumée:

Das Apple PowerBook 5300c stellt ein ungeheuer vielseitig verwendbares Gerät dar, das in puncto Geschwindigkeit und Benutzerfreundlichkeit voll überzeugen kann. Was mir persönlich fehlt, ist ein 5300er-Modell mit internem CD-Laufwerk. Man wollte wohl die, trotz ihres grossen Displays und der entsprechend großen Tastatur, mit 2,9kg eher in der Gewichtsklasse der Subnotebooks angesiedelten PowerBooks eben ganz besonders portabel, also reisefreundlich, und nicht nur tragbar gestalten.
    Wer noch nicht zu tief in der DOS/Windows-Welt festsitzt, sollte sich sicherlich überlegen, ob er nicht auf Apple umsteigen möchte. Einsteigern möchte ich das Gerät ebenfalls empfehlen: Im Vergleich zu meinen ersten Tagen mit Windows 3.1 waren die Test-Tage reiner Urlaub.

Christian Köttl




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