Mobile Times Artikel aus Mobile Times 7
Startseite : Archiv : Heft 7 : Artikel

Wieder einmal:

Drahtlose Netze

Auch Digital präsentierte jetzt Computernetze, die fast ohne Kabel auskommen werden.


Wenn man mit dem Notebook unterwegs ist, so kann man sich über Modem und Telephon in die verschiedensten Netzwerke einklinken, mit GSM geht das sogar drahtlos, so daß man wirklich in Bewegung sein kann und trotzdem auf das Internet oder das firmeneigene Netzwerk zugreifen kann. Will man aber - zum Beispiel aus Gründen der Datensicherheit - ein abgeschlossenes Netz, das von außen nicht zugänglich ist, so waren einem bisher die Funkwellen als Übertragungsmedium verschlossen. Und wen man ein hausinternes Netzwerk aufbauen wollte, so war das mit Aufstemmungsarbeiten und dem Legen von Kabeln verbunden, so daß die Installation der Hardware im Extremfall zu einem Umbau mit Generalsanierung werden konnte.

Wireless

Bereits zur Ifabo 1995 wurden in Wien erste drahtlose Netze vorgeführt. Nun präsentierte auch Digital sein mittlerweile auch für europäische Funkregeln adaptiertes Wireless.
    Das neue Wireless-LAN RoamAbout von Digital soll das jetzt anders werden lassen, wobei sich die Frage stellt, was denn nun so sensationell neu daran wäre. Denn schon bisher gab es drahtlose Schnittstellen zwischen Computern, denken wir nur an die Infrarotschnittstellen verschiedener Notebookfabrikanten.
    Doch IR-Schnittstellen funktionieren nur im Sichtbereich, sind also nicht für das Netzwerk eines Bürogebäudes geeignet. Auch Schmalband-Radioverbindungen gab es schon, doch waren hier die Datenübertragungsraten zu gering, um ein echter Konkurrent von kabelgebundenen Netzwerken zu sein.

Breitband

Das RoamAbout dagegen verwendet die Breitbandtechnologie, wodurch Datenübertragungsraten von 2 Megabit/Sekunde realisierbar sind, was auch übertragungsintensiven Anwendungen genügen sollte.
    Auch die Sicherheit wurde nicht vergessen, da das System nicht nur Direct Sequence beherrscht, bei dem ein fixer Satz von Frequenzen den jeweiligen Usern zugeteilt wird, sondern auch Frequency Hopping.
    FH ist jene Technologie, die auch bei GSM verwendet wird, wobei der Kanal zwischen Basis und Außenstelle nicht über die gesamte Verbindungsdauer gleich bleibt, sondern in kurzen Zeitabständen die Frequenz gewechselt wird, wodurch ein Lauscher mit einem Scanner keine Chance mehr hat ein Gespräch abzuhören.

Zwei Bauteile

Das eigentliche System, das bis zur exponet (6.-8.2.1966) in Österreich zugelassen werden soll, ist in Erweiterung von Digitals Client-Server-Konzept, der enVISN-Architektur, konzipiert und besteht primär aus zwei Bauteilen.
    Der eine ist eine PCMCIA-Karte mit Radio, die als drahtloses Modem fungiert und die einzelnen Computer an das Netz anbindet.
    Der andere Teil ist der sogenannte AccessPoint, ein Einschub für den Server, der wahlweise in den DEChub 90, den DEChub 900 Multiswitch oder das Digital MultiStack-System eingebunden wird.
    Die zentrale Funkbasis hat eine Reichweite von 200 m, die jedoch durch Decken und Wände aus Stahlbeton stark eingeschränkt wird, so daß man bei modernen Bürogebäuden durchaus eine Station pro Stockwerk benötigen wird. Doch dies wird auch deshalb nötig sein da die Kapazität des Systems, die laut Firmenangaben in Abhängigkeit von der Nutzungsintensität zehn bis hundert User je AccessPoint beträgt, schon in einem mittelgroßen Bürohaus an ihre Grenzen stößt.

Roaming

Was für den Benutzer mit mobilem Computer sehr angenehm ist, ist die Möglichkeit des Roaming, wie er es von seinem Handy gewöhnt ist. Das heißt wenn man den Abdeckungsbereich eines AccessPoints verläßt und den eines anderen betritt, so wird die aktuelle Verbindung automatisch weitergereicht. Das macht auch die Anwendung in Lagerhallen oder Krankenhäusern interessant, wo ja eine mobile Person (der Lagerverwalter oder der Arzt auf Visite) Interesse hat auf aktuelle Daten, wie Lagerbestände oder Patientendaten, zuzugreifen und sie zu ändern.
    Andere interessante Anwendungsbereiche dieses neuen Systems wären Gebäude in denen eine Verkabelung schwierig zu realisieren ist, wie zum Beispiel historische Altbauten, bei denen der Denkmalschutz vielleicht bisher eine Vernetzung verboten hat, weil er gegen die Zerstörung der Bausubstanz durch Stemmarbeiten auftrat.
    Lohnend ist der Einsatz dieser Anlage auch dann, wenn nicht der Client, der Endnutzer, unterwegs ist, sondern die gesamte Anlage in Bewegung ist. Ein Beispiel wäre etwa die Vernetzung eines Messestandes, ein anderes der Anschluß von Computerkassen bei einer Großveranstaltung.
    Attraktiv ist die Anlage auch dadurch, daß eine Erweiterung oder der Umzug eines Teilnehmers keine neuen Verkabelungsarbeiten erfordert, sondern einfach nur eine PCMCIA-Karte für den neuen Benutzer, beziehungsweise die Mitnahme der alten bei einem Umzug.

Resumée

Zusammenfassend kann man sagen, daß sich hier interessante Lösungen für die Erstellung von Computernetzwerken anbieten, die mit bisherigen Systemen oft erst überhaupt nicht in Erwägung gezogen wurden, da es zu umständlich oder unpraktisch war. Wir sind jedenfalls darauf gespannt, ob nach der Zulassung in Österreich und den anderen EU-Ländern die Erwartung von Digital, bis 1998 mehr drahtlose Systeme als verkabelte zu verkaufen, in Erfüllung gehen wird, denn die neumodischen Betonwände stellen für Funkwellen und damit auch für die Umsätze von Digital ein nicht zu vernachlässigendes Hindernis dar. Wien mit seinen vielen schönen Altbauten könnte da aber wieder einmal anders sein.
    Für den Privatanwender stellt ein Wireless-LAN leider noch keine Alternative dar: Ein Access Point kostet derzeit in der Version Standalone öS 21.720.-, im Hub immerhin auch noch öS 20.100.-. Das PCMCIA-Interface-Modul kostet, ebenso wie die die ebenfalls lieferbare ISA-Variante für Desktop-PC einschließlich Sender öS 8.410,-. Für größere Abnehmer gibt es Pakete mit fünf oder zehn Anschlüssen zu einem günstigeren Preis.

Michael Köttl


In den USA und Europa genutze Funkfrequenzen (Auswahl)
FrequenzNutzung
Europa
Nutzung
USA
Sonstiges
vonbis
  824 MHz    849 MHz     
855 MHz865 MHz  ARDIS
872 MHz905 MHzGSM  
902 MHz928 MHz   ISM (Wave LAN)   
935 MHz960 MHzGSM  
1,61 GHz1,63 GHzLEO Satelliten   LEO Satelliten  
1,85 GHz1,99 GHz  PCs
1,88 GHz1,90 GHzDECT  
1,90 GHz2,00 GHzRACE  
1,97 GHz1,98 GHz LEO Satelliten 
2,11 GHz2,20 GHz LEO Satelliten 
2,40 GHz2,50 GHz  ISM (Wave LAN)    
Quelle: digital Networks

Wireless LAN Technologien
FrequenzbereichNutzungsartFirmenAnmerkungen
RadioSchmalbandMotorola 
RadioBreitband, Direct SequenceDigital, AT&T, Aironet, Solectekfixes Set von Frequenzen
RadioBreitband, Frequency HoppingDigital, Proxim, XircomZufallsmuster, größere Abhörsicherheit
InfrarotPoint to PointInfraLAN 
InfrarotDiffusedPhotonics 
Quelle: digital Networks



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 25. Juni 2007
Text © 1996 by Mobile Times; HTML © 2000-2007 by Mobile Times
Valid HTML 4.01!