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Artikel aus Mobile Times 9
Weil demnächst der Start der max.mobil. vor der Tür steht und weil die Pläne der Mobilkom für den Großteil unserer Leser von Bedeutung sind, haben wir uns dort ein wenig umgehört, um zu erfahren, wie es weitergeht.
Ganz so einfach ist es ja nicht, an Informationen heranzukommen, doch MOBILE TIMES hat es geschafft. Wir können unseren Lesern hier ganz exklusiv einiges zu den Zukunftsplänen der Mobilkom sagen, daß wir aus verschiedenen Quellen zusammengetragen haben.
Keine Überlebenschancen werden dem C-Netz gegeben; die Mobilkom plant offensichtlich die Einstellung des nur mehr 25.000 Teilnehmer umfassenden Netzes für 1998, da die anderen Mobilnetze die Funktion des C-Netzes längst übernommen haben.
Zu den Spekulationen über das D-Netz: Was außer den Vorarlberger Nachrichten keine Tageszeitung abgedruckt hat, ist die schriftliche Versicherung der Mobilkom, daß das D-Netz im Jahr 2000 nicht abgeschaltet wird. Auf einen genauen Zeitpunkt will man sich nicht einlassen, aber man verweist darauf, daß überall in Europa die Planungshorizonte für solche analoge Netze wenigstens bis ins Jahr 2006 reichen (auch die Mobilkom investiert heuer etwa 250 Millionen in das keineswegs obsolete Netz). Für den Zeitraum darüber hinaus gebe es noch keine Planung.
Man kann sich durchaus noch ein Wachstum im D-Netz-Bereich vorstellen. Viele Benutzer benötigen kein Roaming, daher hat dieses auf Österreich beschränkte Mobilnetz auch noch immer ein breites Publikum.
Außerdem soll die Tarifstruktur weiter reformiert werden; die Passivgebühren werden noch diesen Sommer ersatzlos gestrichen und die Grundgebühren unter jene des GSM-Netzes gesenkt, sowie eine breitere Fächerung des Tarifangebots durchgeführt. Insgesamt wird das D-Netz als preiswertere Alternative zu A 1 für Inlandstelephonierer positioniert.
Das GSM-Netz A 1 soll dafür heuer eine Population Coverage von 92 bis 93 Prozent erhalten. Eine ebenso große Flächendeckung wäre im gebirgigen Österreich unwirtschaftlich und nicht sinnvoll. Den hohen Bevölkerungsdeckungsgrad will die Mobilkom durch eine Verdopplung der Base Stations von 630 auf 1250 bis 1300 erreichen. Damit würde die staatliche Mobiltelephongesellschaft dreimal so viele Sendezellen wie max.mobil. unterhalten, die etwa 400 Stationen bis Jahresende geplant hat - ein enormer Wettbewerbsvorteil, den die Mobilkom unbedingt erhalten will.
Außerdem wird man max.mobil. die notwendigen Frequenzen erst im allerletzten Moment übergeben, so daß ein ernsthafter Start des Konkurrenten am 1. Juli praktisch unmöglich wird. "Hätten Sie ihrem Konkurrenten freiwillig einen Startvorteil verschafft?"
Überhaupt sieht die Geschäftsführung der Mobilkom der Konkurrenz durch die max.mobil., wie sich Ö-Call jetzt nennt, gelassen entgegen: Bei der Tarifstrukur ist nicht mehr viel Spielraum drinnen. Schon jetzt gehören die österreichischen GSM-Tarife zu den niedrigsten und die vier Milliarden Schilling Lizenzgebühren, die sowohl Mobilkom als auch Ö-Call zu entrichten haben, müssen erst einmal verdient werden. Man rechnet in Fachkreisen nach den erwarteten neuen Mobilkom-Tarifen kaum noch mit Bewegungen im Preisbereich, eher mit einer fortschreitenden Produktdiversifizierung.
Die Mobilkom hält daher daran fest, auch in Zukunft den Großteil des Marktes beherrschen zu können. Und das, obwohl ihr immer noch Unfreundlichkeit und schlechter Service vorgeworfen werden.
Letzteres glaubt die Mobilkom bald ausmerzen zu können. So sollen die Rechnungen bald so aufgeschlüsselt werden wie es bei Festnetzanschlüssen schon der Fall ist. Da dafür aber die Rechnungslegungssoftware umgekrempelt werden muß, rechnet man mit einer längeren Umstellungsfrist.
Detail am Rande: Die entsprechenden Analysen werden mit einem internationalen Partner aus der AT&T-Gruppe durchgeführt.
Die Unfreundlichkeit der Auskunftsstellen wird offiziell zwar verneint ("haben keine Unhöflichkeit feststellen können"), inoffizell aber wird auch in diesem Punkt an einer Verbesserung gearbeitet; so werden die Telephonisten seit kurzem "undercover" überprüft. Immerhin hat man mit massiven Imageproblemen gerade im Servicebereich zu kämpfen.
Ein anderes großes Problem der Mobilkom ist der enorme Schuldenberg, den die gesamte Post auftürmen mußte (MOBILE TIMES berichtete ausführlich). Er wird nämlich auf die neuen Aktiengesellschaften aufgeteilt und dementsprechend wird auch die Mobilkom belastet. Gleichzeitig mit den notwendigen Neuinvestitionen würde das wohl die Kapazität der jungen Firma übersteigen.
Des Rätsels Lösung ist der sogenannte "strategische Partner", wobei AirTouch, SouthWestern Bell, SPCS, STET und Tele Danmark als Favoriten gelten. Der noch nicht bestimmte Partner soll die sogenannte Sperrminorität erhalten, um die Attraktivität des Angebots zu steigern. Damit sollen auch die Verbindungen im internationalen Kommunikationsgeschäft gestärkt und die Zukunftsaussichten der Mobilkom im sich verschärfenden Wettbewerb gesichert werden. Und die Chancen dafür, daß die Mobilkom tatsächlich der Marktführer auch im kommenden Jahrzehnt sein wird, stehen nicht schlecht.
MT
Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003 Text © 1996 by Mobile Times; HTML © 2001-2003 by Mobile Times |