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Artikel aus Mobile Times 10

PDA in alle Taschen

Der Newton von Apple war schon totgegelaubt - nun gibt er ein neues Lebenszeichen von sich.

Das MessagePad "Newton" präsentierte Apple schon vor einigen Jahren. Das Konzept war sensationell: man schrieb mit einem Stift auf den Bildschirm, und Newton erkannte die Schrift - zumindestens theoretisch. Doch damals wollte der Verkauf nicht so recht anspringen, da genau diese Theorie nicht so ganz der Realität entsprach. Die Schrifterkennung basierte nämlich auf einer lexikalischen Wörterliste, und das Programm versuchte auch in die abstrusesten Schnörksel (zum Beispiel die beliebten Krixeleien während des Telephonierens) ein Wort der vorhandenen Liste hineinzuinterpretieren.


Mit dem neuen MessagePad 130 hat sich einiges am Newton geändert, vor allem die Schrifterkennung ist heute viel besser als früher. Hundertprozentig ist sie natürlich auch heute noch nicht, da sie immer noch auf der ominösen Liste basiert. Das heißt, wenn Sie so schreiben, wie ein Arzt auf einem Rezept, dann sollten Sie sich wenig Illusionen machen. Doch erkennt er mittlerweile schlampige Schrift viel besser als früher, was darauf hinweist, daß das neuronale Netz zur Schrifterkennung heute besser programmiert ist als früher. Trainiert man mit dem Gerät - und dafür ist ein eigener Menüpunkt vorhanden - so kann man fast zusehen, wie die Qualität des Erkennens zunimmt. Zudem sind zahlreiche Möglichkeiten vorhanden, mit denen man fehlerhafte Erkennungen rasch korrigieren kann.

Mehr als nur Notizen

Doch der Newton kann mehr als nur Notizen aufnehmen. Denn hätte man nur eine einfache Textverarbeitung mit Schreibstift und nicht hundertprozentiger Schrifterkennung, so wäre man mit einem Notizblock aus Papier weitaus besser bedient. Durch die spezielle Eigenart des Notizblockes aber können Graphiken und Texte gleichermaßen erstellt und verarbeitet werden. Wirklich interessant wird Newton erst durch die neben dem Notizblock vorhandenen Programme.

Zuvorderst als gleichberechtigte Partner neben dem Notizblock stehen der Terminkalender und die Kartei. Die Kartei ist dabei eigentlich mehr ein Adreßverzeichnis mit dem interessanten Feature eines Visitkartendesigners, der anhand von acht Vorlagen aus dem Datensatz eine Visitkarte erstellt, die natürlich auch ausgedruckt werden kann. Praktisch ist auch die "Gruppenkarte", die Adressen mehrerer Personen enthält, wenn zum Beispiel ein Fax jeweils an alle Abteilungen der Firma gehen soll. Der Terminkalender ist mit einem Alarmgeber verbunden und die Auffindbarkeit eines Datums ist praktischer organisiert als in so manchem Terminplaner für PCs.

Was aber den wirklichen Unterschied zu einem papierenen Notizblock ausmacht ist die elektronische Weiterleitung der Daten. Wahlweise über Infrarotschnittstelle, serielles Kabel oder PCMCIA-Modem kann man die Daten zum Drucken, als Fax oder E-mail weiterleiten. Falls man gerade offline, weil unterwegs ist, werden die Files im Ausgangsordner abgelegt, und sobald man wieder online ist, abgeschickt. Ebenso kommt eingehende Post zunächst in den Eingangsordner, von wo aus sie weiterverarbeitet werden kann.

Für den Käufer wichtig ist auch, daß die verschiedenen Kabel mit denen der Newton an einen PC, einen Drucker oder ein Modem angeschlossen werden kann im Lieferumfang vorhanden sind, und man sich nicht irgendwo mühsam die entsprechenden Verbindungen zusammensuchen muß (wobei dann meist die Stecker sowieso nicht passen).

Kleine Helfer für unterwegs

Doch das ist nicht alles, was das kleine Kraftpaket zu bieten hat. Einige kleine Programme für den Reisenden ergänzen den Newton zu einem Allroundtalent für unterwegs. Primär wäre da einmal der Wecker zu nennen, der sozusagen eine Extension des Terminkalenders ist. Außerdem kann man die Uhr leicht auf jede Zeitzone der Erde einstellen, wobei dazu auf einer Weltkarte das jeweilige Land angetippt wird. Diese Weltuhr beherrscht sogar die um eine halbe Stunde verschobenen Zeitzonen des Nahen Ostens.

Daneben gibt es noch einen Taschenrechner und ein kleines Paket, das sich "Tabellen" nennt. Dahinter verbirgt sich ein Helferlein, das verschiedene Maßeinheiten und Währungen ineinander umrechnet (bei den Währungen muß man natürlich den Kurs eingeben, falls er nicht mehr aktuell ist). Auch kann man die Anzahl an Tagen zwischen zwei Daten berechnen oder den Wochentag eines Datums erfahren. Der Kalender, in dessen Rahmen diese Berechnungen möglich sind, reicht dabei von 1904 bis 2922 (Zukunftssicherung über das physische Zerfallsdatum hinaus ist also kein leeres Wort mehr). Für Geschäftsleute ist obendrein eine rasche Berechnung von Kapitalwerten und Darlehenszahlungen möglich.

Des weiteren gibt es für die Belehrung abseits des Handbuches, das man ja nicht immer dabei hat, natürlich die mittlerweile üblichen Online-Hilfen und eine interaktive Einführung. Wichtiger aber, besonders in Hinblick auf die Erfassung von Schrifteingaben, ist die individuelle Einstellung des Schriftstiles. Denn niemand schreibt nur verbunden oder nur unverbunden, weswegen hier die individuelle Einstellung besonders wichtig ist.

Resumée

Zusammenfassend kann man sagen, daß der Newton in den letzten Jahren viel dazugelernt hat und mittlerweile auch die Schrifterkennung hinreichend weit gediehen ist, damit er tatsächlich als elektronisches Notizbuch eingesetzt werden kann. Auch die unterstützenden Programmpakete sind bei jeder Reise nützlich beziehungsweise praktisch (je nachdem). Lediglich das Format ist größer und flacher als bei anderen Palmtops in zusammengeklapptem Zustand, was den Transport in der Jacke erschwert. Im Betrieb freilich kommt man mit nur vier AA-Batterien zwei bis drei Wochen aus, kann das Gerät aber auch über ein Netzgerät betreiben. Hat man wiederaufladbare Batterien verwendet, so werden diese bei Netzbetrieb automatisch aufgeladen. Dadurch kann der Newton durchaus auch auf einer längeren Geschäftsreise durchhalten, um alles aufzuzeichnen, was erinnernswert ist. Für alle, die lieber mit dem Stift als mit einer Tastatur arbeiten, ist der Newton eine gängige Alternative zu anderen Organizern.

Michael Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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