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Artikel aus Mobile Times 11

Schnurlostelephone:

Handys für Zuhause

Seit der digitale Standard bei Schnurlostelephonen Einzug gehalten hat, ist der Markt noch mehr in Bewegung geraten, denn auch die Hersteller von analogen Schnurlostelephonen ziehen alle Register, um ihr Produkt mit möglichst vielen Zusatzeinrichtungen auszustatten.


Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie viele Schnurlostelephone es in Österreich eigentlich schon gibt? Nun, nach einer Umfrage von IDC Österreich besitzen derzeit schon achzehn Prozent aller Haushalte ein Schnurlostelephon und wollen diesen Komfort auch nicht mehr missen. Wenn man bedenkt, daß es in Österreich etwa drei Millionen Haushalte gibt, so stellen diese achzehn Prozent stolze 540 000 Geräte dar. Und weitere zehn Prozent aller Haushalte denken darüber nach, sich in den nächsten zwölf Monaten einen solchen Apparat anzuschaffen, was zusätzliche 300 000 Geräte bedeutet. Und diese Schätzungen gelten nur dann, wenn in jedem Haushalt nur ein Gerät vorhanden ist.

Was aber bewegt soviele Leute, ihr gutes altes Telephon gegen die schnurlose Variante einzutauschen? Noch dazu wo diese technologischen Wunderwerke meist teurer sind als ihre älteren gefesselten Vorgänger?

Nun, ein Hauptpunkt ist auf jeden Fall die Bequemlichkeit. Denn steht der Apparat an einem festen Ort, so wie es heute noch in einem Großteil der Haushalte der Fall ist, so wird, wann immer das Telephon läutet, alles eifrig hinlaufen, um nur ja rechtzeitig hinzukommen, bevor der präsumptive Anrufer wieder auflegt. Und denkt man daran, Nebenstellen zu installieren, damit an verschiedenen Orten der Wohnung abgehoben werden kann, so ist dies mit der Anschaffung eines größeren Schaltkastens und umfangreichen Aufstemmarbeiten verbunden, die einem das erhoffte Vergnügen von Vorneherein vergällen.

Legt man sich hingegen eine Schnurlosanlage zu, so hängt man die Basisstation an die Telephonsteckdose und kann schon - je nach Anbieter - mit vier bis neun Mobilteilen loslegen. Innerhalb dieses Rahmens ist auch eine spätere Erweiterung kein Problem, da nur ein weiterer Mobilteil von Nöten ist. Auch in der Anwendung tun sich viele Vorteile auf, an die bei herkömmlichen Anlagen nicht zu denken ist. Zum Ersten kann man einen Mobilteil ständig mit sich spazierentragen, sodaß das Telephon dort läutet, wo man gerade ist, und nicht dort, wo man hinlaufen muß. Zum Zweiten kann man auch während des Telephonierens herumgehen, was nicht nur dann von Vorteil ist, wenn man zu denen gehört, die beim Reden gerne auf und ab gehen. Sondern es ist auch dann nützlich, wenn man etwas nachschlagen möchte. Kein "Einen Moment bitte!" ist mehr erforderlich, da man sich redenderweise zu den Unterlagen begeben kann, und dann dort nachschlägt. Auch wenn das Gespräch nicht für den gedacht ist, der abhebt, so muß der Anrufer nicht länger in stillem Schweigen warten, bis man das Familienmitglied herbeigeholt hat, für das der Anruf gedacht war. Vielmehr marschiert man einfach mit dem Telephon in der Hand los, bis man denjenigen gefunden hat. Die Gegenseite erspart sich dadurch viel Fadesse (oder Plätschermusik, wenn sie in die Warteschleife geschaltet wird).

Auch für Firmen ist das System durchaus zu empfehlen. Denn mit der Möglichkeit nicht nur mehrere Mobilteile pro Basisstation zu haben, sondern auch einen Mobilteil gleichzeitig in mehrere Basisstation einzuloggen, kann man einen Empfangsbereich erzeugen, der das gesamte Firmengelände umfaßt. Jeder Mitarbeiter kann dann seine eigene Klappe mit sich führen, und ist so immer verfügbar, auch wenn er nicht in seinem Büro ist. Man erpart sich die ominösen gelben Klebezettel, die erkennen lassen, daß in seiner Abwesenheit jemand angerufen hat, und die stets so unleserlich sind, daß sich meist die Fragen aufwerfen "Wer war es?"und "Was wollte er?". Man erspart sich auch Kosten, da ein Rückruf zu Lasten der eigenen Telephonrechnung geht, während den Anruf - den man ja mit Schnurlos immer und überall selbst entgegennehmen kann - der Anrufer zu tragen hat.

Man sieht, daß Schnurlostelephone deutlich mehr Bequemlichkeit anbieten, als ihre festgezurrten Kollegen dies könnten. Das erklärt natürlich auch die Beliebtheit dieser ungebundenen Kommunikationsform und damit das zügige Wachstum der Branche. Und daher sind diese Instrumente für die Firmen ein so interessanter Markt, in dem mit vielen Innovationen um die steigenden Absätze gerungen wird. Doch diese Vielzahl an Neuheiten, und die extrem scharfe Konkurrenz verschiedener großer Handelsketten, die täglich für neue Tiefstpreise sorgt, stellt alle die, welche sich demnächst eine solche Anschaffung überlegen, vor die natürliche Frage: welches System soll ich mir anschaffen?

Analog oder Digital?

Derzeit sind zwei verschiedene Standards für Schnurlostelephone die Marktbeherrscher. Und ähnlich wie bei analogem ETACS-Netz und digitalem GSM-Netz, handelt es sich auch hier um ein analoges und ein digitales Netz.

Der analoge Standard nennt sich CT 1 (CT steht für Cellular Telephone) und stellt in einem Frequenzbereich von 915 und 960 MHz 40 Kanäle zur Verfügung, die verbesserte Version CT 1+ bietet bei 885 MHz und 930 MHz 80 Kanäle an. Wenn man glaubt, daß das viel wäre, so muß man bedenken, daß einerseits gerade dieser Frequenzbereich durch ETACS und GSM schon zur Genüge belegt ist, und so die Zahl an Kanälen einerseits nicht mehr wirklich vermehrbar ist; andererseits aber gerade in dicht verbauten Gebieten die einzelnen Abstrahlungsbereiche der verschiedenen Basisstationen überlappen, sodaß die Zahl an verfügbaren Kanälen nicht notwendigerweise ausreicht, um ständige Ereichbarkeit sicherzustellen. Man sollte also wirklich nach Alternative suchen.

Zum Glück für den rasant wachsenden Markt gibt es diese Alternative schon längere Zeit: es ist das digitale DECT-System, (Digital European Cordless Telephone) das im Frequenzbereich von 1880 MHz und 1900 MHz arbeitet, und dort 120 digitale Kanäle bereitstellt. Dadurch wird zum Einen die Erreichbarkeit auch in innerstädtischem Gebiet sichergestellt, auch wenn in jeder Wohnung mehrere Mobilteile aktiv unterwegs sind, zum Anderen aber stellt die digitale Technik eine höhere Übertragungsqualität sicher. Für die Erreichbarkeit gilt aber dasselbe, wie bei analogen und digitalen Mobilnetzen: digitale Technik stellt zwar dort wo sie empfangen wird optimale Sprachqualität sicher, doch sie geht oder sie geht nicht. Analoge Übertragung dagegen wird in den Randgebieten des Sendebereiches (und das sind bei den Basisstationen schnurloser Telephonie je nach Verbauung 50 bis 500 Meter) rauschen, doch es gibt immer noch einen Empfang.

Die Abhörsicherheit ist dagegen kein Thema mehr, das zu einer Entscheidung zwischen analog oder digital drängen würde, da die meisten Hersteller heute Abhörschutz durch Verschlüsselung anbieten. Doch bleibt die Frage welchem Anbieter man denn nun vertrauen soll.

Ein Anführer ohne verborgene Stricke

Ob man es erwartet, oder nicht: der europaweite Marktführer bei kabellosen Telephonen ist Philips, oder genauer gesagt die vor einem Jahr neu formierte Philips Consumer Communications (PCC), die sich schon bei Markteinstieg an dritter Stelle hinter Panasonic und Siemens positioniert hat, stieg in dieser kurzen Zeit auf den ersten Platz auf und behauptet derzeit circa ein Siebentel des Marktes. Das sieht zwar wenig aus, ist aber angesichts der großen Zahl an Unternehmen, die sich auf diesem Markt um Kunden bewerben, ganz schön beachtlich.

Doch daß Philips hier Marktführer ist, hat auch einen guten Grund, denn es bietet sowohl für CT 1+ als auch für DECT ein Topgerät an, das auch noch ein ansprechendes ergonomisches Design sein Eigen nennt. Doch neben Design gibt es noch andere gute Ursachen für den Absatzerfolg von PCC. So ist das TD 9571 mit sieben Geräten pro Basisstation nicht nur eines der erweiterbarsten Geräte, sondern protzt auch noch mit einem integrierten Anrufbeantworter, der Komfort und Bedienbarkeit gegenüber zusammengestoppelten Lösungen sichtlich verbessert.

Selbstverständlich sind auch noch 20 Nummernspeicher, eine Gesprächszeit von 10 Stunden ohne Nachladen und Komfortfunktionen wie Wahlsperre mit PI-Code, Gesprächsdauer- und Gebührenanzeige und eine Umschaltung auf Direktruf, bei dem durch Drücken einer beliebigen Taste eine vorprogrammierte Nummer angewählt wird, möglich.

Langes Warten kein Problem

Philips hat zwar mit 10 Stunden eine der längsten Gesprächszeiten, doch ist die Stand-by Zeit mit vierzig Stunden eher im mittleren Bereich angesiedelt. Benötigt man aber lange Stand-by Zeit, weil man den Mobilteil zum Beispiel im Gürtelclip mit sich herumtragen will ohne dauernd zur Ladestation zu eilen, so ist man mit dem CT-Com von Bosch am besten bedient, das bis zu 125 Stunden ohne eine Steckdose auskommt. Diese Serie, deren Spitzenmodell das CT-Com 616 mit Abhörschutz durch Codierung ist, bedient sich des CT 1+ Systems, kann daher Erreichbarkeit sicherstellen, wo digitale Anlagen "Nein danke!" sagen.

An Features ist vor allem die Freisprechanlage zu nennen, bei der mit Knopf im Ohr, Ansteckmikrophon und Mobilteil am Gürtel einwandfreies Gespräch möglich ist, während beide Hände frei sind, um zu suchen, mitzuschreiben oder oder sonst etwas zu tun. Auch eine Notizbuchfunktion ist vorhanden, sodaß man bei Durchgabe einer Telephonnummer nicht gleich den Schreibblock suchen muß, sondern diese Sekunden auf Chip speichern und später in Ruhe notieren kann.

Großanlagen der Wikinger

Ein anderer Mitspieler auf dem Markt ist Ericsson, der zwar stückzahlmäßig unter "ferner liefen" angesiedelt ist, jedoch mit seinen Erfahrungen aus dem GSM-Bereich ein hervorragendes DECT-System mit dem Namen "Freeset" anbieten kann. Die Zahl der Mobilteile pro Basisstation ist mit vier zwar im unteren Bereich angesiedelt, jedoch wird dies durch einige Pluspunkte ausgeglichen. So gehören das Mobilteil DT 360 mit nur 130 Gramm zu den Leichtesten die auf dem Markt erhältlich sind. Und noch dazu kann dieses Leichtgewicht bis zu 1000 Rufnummern in einer alphabetischen Liste speichern, so daß die Benutzung eines Telephonbuches praktisch der Vergangenheit angehört.

Schon an der großen Zahl an möglichen Telephonnummern, die hier gespeichert werden können, merkt man, daß das dieses Schnurlostelephon eher für den gewerblichen als für den privaten Einsatz gedacht ist. Für den Businesseinsatz spricht auch die Zentralanlage, mit der mehrere Basisstationen verknüpft werden können. Diese Zentraleinheit stellt fest, im Bereich welcher Basisstation sich der gesuchte Anschluß gerade aufhält und leitet die Gespräche entsprechend weiter. Zudem kann diese Zentraleinheit mit einem 2 Mbit/sec Uplink an eine Computeranlage angeschlossen werden, sodaß das Freenet leicht in vorhandene Kommunikationssysteme integriert werden kann.

Bunt und Trendy

Angefangen hatte alles mit Uhren, die nicht dem Standardmodell von teuren Metallgehäusen entsprachen, wie das man von Schweizer Uhren erwartete. Der Rest der Geschichte gehört zur Legende von Swatch, die sich mittlerweile auch auf andere Bereiche ausgedehnt hat, wo flippiges Design mit Gewinn an den Mann gebracht werden kann. Und nach Autos und Pagern ist Swatch nun auch bei Handys und jetzt im September auch bei Schnurlostelephonen eingestiegen. Das unter dem Design verborgene Innenleben ist, wie bei Swatch gewohnt, von höchster Qualität - in diesem Fall von Siemens - während das Äußere wahlweise in den eigenentwickelten Farben "Orange Utan", "Blue Whale" oder "Jumping Dolphin" gehalten ist. Wie bei allen Modellen von Swatch ist der Kaufentscheid auch hier weniger von der Funktion als vielmehr von der Form und dem Namen Swatch begründet.

Auch ein Telephon ist Haushaltselektronik

Wer dachte, daß ein schnurloses Telephon nur mit vielen Mobilteilen einen Sinn macht, irrt natürlich. Denn die Möglichkeit mit dem Telephon unbehindert durch Haus und Garten zu spazieren macht auch dann Sinn, wenn nur eine Klappe in der Wohnung vorhanden ist. Und wenn man auf die Ausbaufähigkeit verzichtet, kann man natürlich billiger sein. Und genau darauf setzt Grundig mit dem CP-700. Sonst schenkt man technisch aber nichts her, sondern bietet mit 100 Stunden Stand-by, 10 Nummernspeichern, Abhörschutz und Wahlsperre alle Funktionen an, die auch die CT 1 Systeme anderer Hersteller haben. Grundig hat natürlich auch ein Modell, das Mehrstellen-fähig ist, und das CP-800 bietet - nomen est omen - auch gleich acht Mobilteile an, sodaß auch die größte Wohnung mit Garten bequem angeschlossen werden kann. Was die großflächige Abdeckung noch leichter macht ist die Reichweite von 500 Metern um die Basisstation, während der Durchschnitt aller anderen Geräte nur 300 Meter ist. Da dies nur durch höhere Sendeleistung erreicht werden kann, reicht der Akku hier auch nur für 60 Stunden Stand-by (der Mobilteil ist ja permanent mit der Basisstation in Verbindung), was aber immer noch im besseren Bereich liegt.

Was sollten Sie nehmen?

Wir haben nun einige der auf dem Markt befindliche Geräte vorgestellt, die uns besonders aufgefallen sind. Doch erheben wir noch lange keinen Anspruch auf Vollständigkeit, zumal da in diesem boomenden Markt ständig neue Geräte herausgebracht werden, die alles noch besser, länger oder komfortabler können. Außerdem gibt es natürlich nur einige Geräte die in dem einen oder anderen Aspekt deutlich hervorstechen. Die Mehrzahl der Geräte bewegt sich - wie das ja auch bei jedem anderen Produkt der Fall ist - im gesunden Mittelmaß. Hier ist Ihre Kaufentscheidung nur von einem abhängig: wie ergonomisch ist das Gerät für Sie? Denn jeder hat einen anderen Mund-Ohr-Abstand und jeder hat eine andere Handgröße. Probieren Sie also aus welches Gerät Ihnen am besten in der Hand liegt, und wo Sie sich beim Wählen am Leichtesten tun.

Michael Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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