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Artikel aus Mobile Times 12

SMS statt Pager?

Wie man die vorhandenen Dienste von GSM besser nutzt, und dabei noch Gewicht spart

Handys sind nicht immer und überall ein ideales Informationsmittel. Sei es, daß man das störende Läuten abschalten muß, sei es, daß man aus verschiedenen Gründen auf einen Anruf nicht antworten kann oder will. Der Pager scheint da noch immer die bessere Lösung. Nicht wenn es nach Dr. Materna geht.


Wenn man wirklich unter allen Umständen erreichbar sein möchte, so kann man natürlich auf ein GSM- oder D-Netz Handy vertrauen. Doch ist man damit nicht wirklich immer erreichbar, da man das Gerät oft abschalten muß, insbesondere in Konferenzen oder ähnlichem. Auch neuartige Funktionen, wie Vibracall™ helfen da nicht wirklich, da man das hereinkommende Gespräch zwar ohne Belästigung der Mitmenschen mitbekommt, jedoch nicht immer auch entgegennehmen kann.

Die bisher offensichtliche Lösung war der Pager. Er ermöglicht es kurze Nachrichten gesendet zu bekommen, ohne, daß die Mitmenschen über Gebühr gestört würden. Doch bedenkt man, daß der Pager es nicht gestattet, Nachrichten auch zu senden, so scheint dies doch eine Einschränkung zu sein, die in der heutigen Zeit nicht sein müßte.

Und sie muß auch nicht sein, denn es gibt ja SMS, den Short Message Service bzw. Kurznachrichtendienst des GSM.

Mit SMS ist es möglich Nachrichten von bis zu 160 Zeichen zu senden und zu empfangen, und damit ist man schon flexibler als die meisten Pager es derzeit sind. Und vor allem erspart man sich zwei Geräte spazierenzutragen: denn statt Handy und Pager benötigt man nur das Handy.

Wie bekomme ich SMS zum Handy?

Im Prinzip unterscheidet man zwei Arten von SMS: MO und MT. MO heißt "Mobile Originated" und bedeutet, daß die Nachricht vom Handy ausgeht, MT heißt "Mobile Terminated" und bedeutet, daß die Nachricht zum Handy geht. SMS-MT kann derzeit wahlweise von einem anderen Handy oder von einem Computer mit geeignetem Programm ausgehen.

Doch SMS-MO ist momentan nur zu einem anderen Handy möglich, da der Versand an einen Rechner momentan noch nicht vorgesehen ist. Ist man mobil unterwegs, so ist momentan nur eine Notebook-gesteuerte Internetsitzung möglich, die freilich relativ einfach ist - wenn man die Systemplattform stabil hinbekommt - jedoch nicht das mobile Nonplusultra ist, da Notebooks doch einiges an Gewicht in Anspruch nehmen.

Doch zum Glück leben wir in einem halbwegs freien Land mit einer teilweise freien Marktwirtschaft, so daß sich hier Firmen etablieren können, die diese Bedürfnisse der Kunden abdecken. Und eine solche Firma, die in genau diese Lücke springt, ist nun die deutsche Dr. Materna GmbH, beziehungsweise ihre österreichische Tochter IMTF Materna, mit dem sogenannten Information Center.

Information Center als Schaltzentrale

Das Problem für den Kunden ist im Normalfall, daß der Netzbetreiber nur die Frequenzen und einen SMS-Vermittlungsrechner zur Verfügung stellt, womit eine SMS nur an ein GSM-Handy versandt werden. Materna hängt sich nun mittels X.25 oder ISDN an den SMS-Vermittlungsrechner des Netzbetreibers, und vermittelt Nachrichten der Kunden weiter.

SMS, die an ein Handy gehen sollen, werden an den Netzbetreiber zurückgespeist, während Mitteilungen an Computersysteme durch ISDN weitergeleitet werden. Der Kunde zahlt für diesen Dienst entweder eine Nutzungsgebühr oder eine Pauschalsumme für eine bestimmte Menge an SMS-Waggons (Nachrichtenblöcken) pro Monat.

Ob ITMF den Dienst selbst betreiben, oder die Software an den oder die Netzbetrieber verkaufen wird, ist hierzulande noch offen. Beides ist möglich.

Die möglichen Anwendungen dieses neuen Dienstes sind natürlich ebenso vielfältig, wie die Benutzer des GSM-Netzes selbst. Einige dieser Anwendungen wollen wir jetzt kurz anreißen, um eine bessere Vorstellung zu geben, wo mit SMS Zeit und Geld gespart werden kann.

Fahrradbote mit Zentralverbindung

Eine mögliche Anwendung für solche bidirektionalen SMS-Dienste findet sich z. B. bei Firmen, die Fahrradboten oder Paketzulieferungen betreiben. Denn mit einer Ankoppelung eines Barcode-Lesers ist es einfach möglich die Ablieferung einer Sendung mit dem Abtasten eines Strichcodes auf dem Paket zu erfassen und via SMS an die Zentrale weiterzuleiten. Auch der umgekehrte Weg ist nutzbar, da solcherart abzuliefernde Pakete an den Lieferanten mitgeteilt werden können. Der Vorteil gegenüber einer Mitteilung per Funk oder Telephon ist, daß der Lieferant die SMS-Nachricht dann abrufen kann, wenn er mit dem Liefern des vorigen Paketes fertig ist, und nicht im womöglich unpassendsten Moment, wo diese Nachricht leicht wieder vergessen werden kann.

Doch nicht nur Barcode-Leser können an die Schnittstelle des Handys angeschlossen werden, sondern - über geeignete Adapter - auch Magnetkartenleser oder Taxameter, so daß die unterschiedlichsten Informationen an die Zentrale weitergegeben und dort weiterverarbeitet werden können.

Börsenkurse aktuell

Eine mehr für sogenannte "Yuppies" interessante Anwendung, die Materna gemeinsam mit Reuters entwickelt hat, ist die Möglichkeit Börsenkurse als SMS-Nachrichten abzufragen. Wenn man diesen Service gebucht hat, bekommt man die aktuellen Kurse nach Eingabe der jeweiligen Kurzbezeichnung für die Aktie übermittelt.

Da Reuters aber nicht nur Aktienkurse, sondern auch Nachrichten im Repertoire hat, ist es auch möglich sich zu bestimmten Uhrzeiten aktuelle News übermitteln zu lassen.

Ein weiterer finanztechnischer Dienst, der in Verbindung mit angeschlossenen Banken angeboten wird, ist die Möglichkeit den aktuellen Stand des Kontos abzurufen.

Man muß dazu nur den Bankomatcode und die Kontonummer an die Zentrale schicken, und erhält sofort den aktuellen Kontostand eingeblendet.

Mit MobiLine unterwegs

Eine ganz andere Anwendung, die mit SMS nicht direkt zu tun hat, ist die MobiLine Software der Dr. Materna GmbH. Dieses Softwarepaket, das mit Nokia vermarktet wird und im Bündel mit der Nokia Cellular Data Card in den Handel kommt, ermöglicht es, das mobile Gerät so zu behandeln wie lokal installierte Netzwerk-PCs. Das Paket ist in den Hauptverkehrssprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und - Zugeständnis an den Partner Nokia - in Schwedisch erhältlich.

Die mobile Plattform aus Notebook, PCMCIA-Card und GSM-Handy erhält somit einen neuen Impuls. Einzig den Systemadministrator muß man überreden, daß er eine ISDN-Karte in den Server einbaut, falls dies nicht schon längst geschehen ist.

Michael Köttl


Pager tot?

Es sieht so aus, als könnten die neuen Möglichkeiten des GSM-Handys den Funkrufempfängern das Geschäft wegnehmen. Dem widerspricht allerdings der weltweite Trend, der Pager noch immer im Vormarsch sieht. Der Grund ist einleuchtend: Paging ist allüberall noch immer deutlich billiger als das digitale mobile Telephon mit seinen umfassenden Möglichkeiten.




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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