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Artikel aus Mobile Times 13
Wer ein neues Handy kaufen will, wird durch die Vielfalt des Angebotes meist erschlagen. Rund 50 GSM-Typen sind im regulären Angebot der Importeure und Hersteller, dazu kommen noch dutzende durchaus auch überlegenswerte Angebote der verschiedenen Handelsketten, die oft kurzfristige Sondermodelle vorstellen, die die Kaufentscheidung noch schwieriger machen. MOBILE TIMES gibt diesmal Tips, welche Kriterien man beachten sollte.
Wenn es um den Handy-Kauf geht, wird man häufig durch die vielen "Features", die die netten kleinen Begleiter aufweisen, verwirrt. Meist sind aber die Kriterien, die man anlegen sollte, ganz andere, als die, die uns die Werbung so schmackhaft nahe bringt. Oder haben Sie sich schon einmal überlegt, wo das Handy getragen werden soll?
Das scheint nicht so wichtig, ist aber tatsächlich ein ganz wesentlicher Faktor, denn flache, dafür etwas breitere Handys sind in Hemd- oder Sakkotaschen nun einmal angenehmer zu tragen als schmale und dafür dickere Exemplare: die eignen sich besser für die Hosentasche.
Ob das Gerät in einer sehr lautstarken Umgebung oder in einem ruhigen Garten zum Einsatz kommt, ist genau so wichtig: die maximale Lautstärke der Rufsignale variiert von Gerät zu Gerät und auch verschiedene Typen des gleichen Herstellers haben sehr verschiedene Rufsignallautstärken anzubieten.
Wenn Sie ein musischer Mensch sind, wird Ihnen vielleicht auch die Melodie des Rufsignals nicht ganz gleichgültig sein, denn manche der Melodien können nach kurzer Zeit bereits ganz schön auf die Nerven gehen.
Müssen Sie eher diskret erreichbar sein - z.B. wenn man Ihnen während einer Konferenz über SMS letzte Informationen schicken will - dann ist ein Handy mit Vibrationsfunktion genau richtig. Aber Vorsicht! Legen Sie es nicht auf den Tisch, denn dann bekommen doch alle im Raum mit, daß Sie eine Nachricht erhalten. Diese praktische Funktion ist nur bei wenigen Handys eingebaut; meist muß man einen entsprechenden Akku, der vibrieren kann, dazukaufen, um diese Möglichkeit zu nützen.
Geht es nur darum, niemanden zu stören, dann reicht es auch, wenn Sie sich für ein Handy entscheiden, das durch Lichtsignale auf sich aufmerksam macht.
Sind Sie länger von einer Steckdose entfernt, dann wird auch die Frage nach der maximalem Standzeit des Akkus akut und das kann sich auch beim Gewicht und beim endgültigen Formfaktor des Gerätes sehr bemerkbar machen.
Stellt sich auch noch die Frage, ob man nur im Inland oder auch im Ausland erreichbar sein will.
Für das Inland ist für die nächsten Jahre für Nur-Telephonierer das bestehende ETACS-Netz (D) eine sehr gute Alternative: die Flächendeckung ist gut und die Geräte sind preislich sehr attraktiv geworden. Die Sprechgebühren sind mit denen der GSM-Netze durchaus vergleichbar und die Passivgebühr ist ja ebenfalls gefallen.
Wer sicher ist, daß er sein Handy tatsächlich nur zum Telephonieren braucht, muß sich nicht darum kümmern, ob sein neues Kommunikationsmittel auch über eine Datenschnittstelle verfügt.
Auch die SMS-Fähigkeit ist nur dann von Nöten, wenn man sie auch tatsächlich einsetzt.
Will man auch Nachrichten empfangen, dann gibt es neben GSM mit SMS auch die Möglichkeit der Kombination D-Netz mit einem Pager. Bei genauerer Überlegung kann das in vielen Fällen sogar attraktiver sein als GSM-SMS, denn die Pagerdienste AirPage und wohl bald auch CallMe bieten eine Reihe von Zusatzdiensten an, die man über SMS derzeit noch nicht realisiert hat: Nachrichten, Wetterbericht, Börsenkurse usw. Abgesehen davon ist man mit einem Pager oft auch in Gegenden erreichbar, die von keinem Mobiltelephonnetz abgedeckt werden. Wichtigster Nachteil für manche Anwender: die Pagerlösung funktioniert nur im Inland.
Was GSM den Analognetzen technisch auf jeden Fall voraus hat, ist derzeit die Abhörsicherheit. Während D-Netz-Telephone beinahe jedermann mit handelsüblichen Scannern belauschen kann, sind GSM-Handys nach dem derzeitiggen Stand der Technik abhörsicher. Aber auch hier gilt Vorsicht, denn abhörsicher ist natürlich nur die Funkstrecke und der Großteil der Übertragung erfolgt auch bei GSM-Gesprächen beider Netze über die Kabel der Post & Telekom.
Wer sein Handy auch zur Datenübertragung nutzen möchte, kann GSM kaum ignorieren, denn die Übertragungsrate im digitalen Netz ist mit 9600 bps deutlich höher als die im Analognetz gebotenen 2400 Bits pro Sekunde. Außerdem ist die Übertragungssicherheit bei guter Coverage deutlich höher. Grundsätzlich braucht man (außer bei integrierten Geräten wie dem Nokia Communicator) zum vollen Ausschöpfen der Fax- und Datenmöglichkeiten Zusatzeinrichtungen.
Organizer (Apple Newton, Psion, Sharp etc.), Palmtop oder Notebook mit Slot für die meist ebenfalls benötigte PCMCIA-Karten gehören zur Grundausstattung. Ausnahmen gibt es von Ascom und Sagem, die diese Elektronik integriert haben. Bei Orbitel gibt es Handys mit serieller PC-Schnittstelle, so daß nur ein Verbindungskabel (und geeignete Software im Computer) benötigt wird.
Fax- und E-Mail-Empfang (siehe Seite 16) ist seit kurzer Zeit auch mit SMS-fähigen Handys ohne zusätzliche Einrichtungen möglich, doch ist die Nachrichtenlänge mit 160 Zeichen limitiert und das Versenden bei einer Eingabe über die Handy-Tastatur wahrscheinlich nur Masochisten zuzumuten.
Wer eine brauchbare Lösung für Fax- und/oder Datenübertragung braucht, sollte nicht darauf verzichten, seine Bedürfnisse vorher genau zu analysieren und mit seinem Anforderungsprofil einen Fachmann zu konfrontieren.
Auch hier heißt es wieder an die Transportfrage und die Standby-Zeiten zu denken. Notebooks sind zwar auf Grund ihres großen Displays und der relativ angenehmen Tastatur in diesen Bereichen den kleinen Organizern überlegen, doch haben sie auch das entsprechende Gewicht und Volumen. Ohne Aktenkoffer oder gar Notebooks-Spezial-Tragetasche kommt man da nicht aus.
Dazu kommt das nach wie vor ungelöste Problem der Stromversorgung: zwei bis drei Stunden und der Akku ist im Normalfall leer. Andere Angaben sind zwar nicht falsch, haben aber mit dem praktischen Betrieb meist wenig zu tun.
Ganz anders die Organizer, die man durchaus noch in die Handtasche stecken kann, ohne daß man entsprechende Transportbehältnisse einsetzen muß. Und beim Stromverbrauch sind sie - vor allem ohne Hintergrundbeleuchtung - den Notevooks geradezu um Lichtjahre voraus: 20 bis 30 Stunden sind durchaus die Regel. Das gilt aber nur -wie übrigens auch bei den Notebooks - ohne Einsatz der PCMCIA-Karten, die wahre Stromfresser sind. Die neuen Spezifikationen erlauben den Karten übrigens noch mehr Strom zu brauchen als die bisherigen Normen.
Wie extrem der Stromverbrauch sein kann, zeigte sich etwa bei der Vorführung von Windows CE. Ein Palmtop-Computer, der sonst wohl viele Stunden gelaufen wäre, schaffte mit einer PCMCIA-Karte, die einen Computer-Monitor ansteuerte, gerade fünf Minuten mit einem Satz Batterien. Kommunikationskarten brauchen zwar etwas weniger "Saft", aber leider noch immer so viel, daß die "Standby-Zeiten" des Minirechners deutlich reduziert werden.
Ein Aspekt des Handykaufs ist derzeit nur für einen kleinen Kreis interessant, wird aber mit fallenden Preisen für immer mehr Anwender durchaus auch ein Kaufkriterium: Paßt das Handy stilistisch zu mir?
Wer sich solche Fragen stellt, der ist mit Handys, deren Gehäuse leicht auszuwechseln sind - und das sind schon eine ganze Menge - gut dran. Aber wenn das Traumhandy nur deswegen nicht gekauft werden sollte: es gibt Airbrusher (Kontakt über den Handyfachhandel), die jedem Handy das gewünschte Aussehen geben.
MT
Die nebenstehende Checklist zeigt die wichtigsten Punkte, die man beim Kauf eines Handys in Betracht ziehen sollte. Persönliche Vorlieben, wie eine Rufmelodie, Lautstärke etc. sind aber nicht aufgenommen.
Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003 Text © 1997 by Mobile Times; HTML © 2001-2003 by Mobile Times |