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Artikel aus Mobile Times 13

MMX:

Graphik im Schnellzugstempo

Die große Intel-Ankündigung zu Jahreswechsel war der P55C, die Weiterentwicklung des Pentiumprozessors P54C mit dem neuen MMX-Bauteil. Doch was kann dieses Element wirklich?


Der Grundgedanke von MMX ist, daß viele Rechenoperationen, die bei Multimedia-Programmen anfallen, immer wieder die selben sind. Der MMX-Teil des Prozessors kann nun einen Rechenschritt auf mehrere Datenpakete gleichzeitig anwenden, so daß man sich in der Ausführung Zeit spart. Allerdings nur dann, wenn auch die Software von dieser Möglichkeit Gebrauch macht. Und die Software wird dadurch nur noch größer, da sie natürlich den Code für einen normalen Prozessor ebenso enthalten muß, wie eine Routine, die entscheidet, welcher Prozessor denn nun vorhanden ist. Allerdings gibt es schon entsprechend aktualisierte APIs (Application Program Interfaces) unter Windows 95.

Die tatsächliche Geschwindigkeitssteigerung bei entsprechend adaptierten Programmen kann dann schon einiges ausmachen: Adobe Photoshop ist in der MMX-Applikation vier mal so schnell wie mit einem Pentium-Prozessor. Die nötige Hardware (Graphikkarte, MPEG-Board etc.) kann dadurch allerdings nicht ersetzt werden. Mögliche Einsatzgebiete sind zum Beispiel Videokonferenzen, E-Mail mit Multimediakomponenten oder Sprachverarbeitung. Auch ließe sich damit circa eine Stunde Ton in CD-Qualität auf einer normalen 1,44 MB Diskette abspeichern.

Was macht man nun damit?

Europas größter Notebook-Lieferant heißt, unglaublich aber wahr, Toshiba, und der präsentierte im Januar das erste Notebook mit einem 166 MHz MMX-Prozessor, das Tecra 740CDT. Wie in dieser Preiskalasse schon Standard, besitzt es natürlich einen TFT-Farbbildschirm, dessen Transistorpunkte brillantere Farben liefert als ein LCD und das auch noch aus einem größeren Blickwinkel; und mit 13,3 Zoll Diagonale.

Dazu hat man 16 MB EDO RAM und eine 2,02 GB große Festplatte, was allerdings bei Programmpaketen, die ohne jede Art von Daten schon 500 MB auffressen, ein absolutes Muß ist. Denn dieses Notebook soll ja multimedial genutzt werden, und Graphiken benötigen nun einmal sehr viel Platz. Damit diese Datenflut auch in annehmbarer Geschwindigkeit in das Notebook strömen kann, benötigt man auch ein CD-ROM-Laufwerk, das in diesem speziellen Fall ein nur 12,7 mm hohes 10-fach CD-ROM ist - das schnellste Laufwerk das ein Notebook je gesehen hat.

In weiser Voraussicht einerseits für die Anwendung von MMX im Bereich von Videokonferenzen, andererseits aber weil Kommunikation auf allen Ebenen ohnehin immer wichtiger wird, hat das Tecra 740CDT selbstverständlich auch ein 28,8 kbps-Modem integriert.

Wenn man dann auch noch ein Mikrophon und einen Lautsprecher hat, dann steht Videokonferenzen nichts mehr im Wege. Natürlich hat diese Fülle an mobiler Ausstattung auch ihren Preis: 100.000,00 öS inkl. MWSt.

Bunte Spaghetti

Doch nicht nur Toshiba, sondern auch Olivetti stellt mit dem Echos Pro P166XM ein Notebook auf Basis des Intel MMX-Prozessors vor. Auch hier steht ein TFT-Schirm bereit, allerdings mit "nur" 12,1 Zoll. Hier legt man mehr Wert auf Leistung, und so sind ab Werk bereits 32 MB RAM und eine 3 GB Festplatte vorhanden.

Für die multimedialen Anwendungen gibt es natürlich auch eine ganze Liste von Bauteilen: 16 Bit Soundkarte, CD-ROM Laufwerk, Mikrophon, Lautsprecher, Zoom Video PCMCIA-Karte für MPEG-Video. Mit der Docking Station ist auch ein MIDI-Anschluß für zum Beispiel ein Keyboard vorhanden, sowie Video-Ausgang, Stereolautsprecher und ein Sub-Woofer.

So macht das Notebook gleich viel mehr Spaß.

Einer gibt auf

Aber nicht alle Anbieter werden ein MMX-taugliches Gerät auf den Markt bringen. Texas Instruments zum Beispiel ganz sicher nicht. Denn TI hat seine Notebook-Abteilung an Acer America Corp. verkauft. In der Verkaufsübereinkunft wurde aber zugesichert, daß die Notebook-Reihen TravelMate und Extensa weitergeführt werden sollen. Und auch die Mitarbeiter werden von Acer übernommen. Wie viele von ihnen nach der nächsten Bereinigung der Notebook Industrie noch einen Job bei Acer haben werden, steht in den Sternen. Denn kein Unternehmen kann heutzutage Arbeitsplätze für einen längeren Zeitraum garantieren.

Billiges High-End

Ein Notebook der Spitzenklasse muß nicht unbedingt teuer sein. Digital zum Beispiel bietet das HiNote VP545 mit 150 MHz MMX-Pentium und 128 Bit Graphik ab etwa 60.000,- Schilling an. Dabei bietet es die doppelte Graphiktiefe an (128 Bit statt 64 Bit), was in Praxis bei MPEG-Videos bis zu 30 Bilder pro Sekunde erlaubt (zum Vergleich: Fernsehen hat 25 Bilder pro Sekunde, Kinofilme 24 Bilder pro Sekunde). Dafür bekommt man aber nur acht Megabyte Speicher und auch die Festplatte ist mit 1,44 Gigabyte deutlich kleiner als beim Toshiba-Flaggschiff.

Auch hier stellt eine Docking Station die Konnektivität zur Verfügung, um Midi, Video, Audio oder anderes anzuschließen.

Man kann erwarten, daß bis zur Ifabo '97 noch einige weitere Modelle auf den Markt kommen werden, und es läßt sich hoffen, daß mit dem Absatz größerer Stückzahlen auch der Preis etwas sinken wird.

Michael Köttl

MMX
Pentium54C55C (MMX)
VRT Spannung2,9 V2,45 V
MMX-Unitneinja
Cache16 kB2×16 kB
Schreibpuffer24
MMX Eigenschaften
  • Zwei 64 Bit MMX-Register
  • 24 neue Prozessorbefehle
  • Single Instruction - Multiple Data
  • MMX-Nutzung erfordert geeignete Software



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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