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Artikel aus Mobile Times 14

Das DECT-GAP

Bei Betrachtung der neuen Home-Handys kommt man zum Eindruck, daß das Ende analoger Beweglichkeit unausweichlich ist, denn praktisch alle neuen Geräte folgen schon dem DECT-Standard. Wer also noch Analoges erbeuten will, muß sich beeilen.


Bei den Ausstellern der diesjährigen CeBit war es klar: DECT (= Digital European Cordless Telephone bzw. Digital Enhanced Cordless Telephone)) setzt sich als Standard für Schnurlostelephone durch. Doch DECT ist nicht mehr alles. Seinerzeit ist DECT eingeführt worden, um mehr Frequenzen für Schnurlostelephone zur Verfügung zu haben, Abhörsicherheit zu gewährleisten und digitale Qualität zu bieten und diese Zwecke erfüllt es auch.

Doch war es bisher ein Problem, daß Basisstation und Mobilteil vom selben Hersteller sein mußten, damit alles funktioniert - was bei analogen Geräten ohnehin immer klar war. Und wenn das Design des Telephons zwar zu den Schlafzimmertapeten paßte, aber nicht zu den Vorhängen im Wohnzimmer: Pech! Technisch war es auch eine Frage, denn gefiel einem das DECT eines kleinen Herstellers und man war nicht sicher, ob es ihn nächstes Jahr noch geben wird, so verzichtete man auf den schönen Unbekannten und blieb wegen der Erweiterungsmöglichkeit beim Bekannten.

Das soll nun anders werden, denn unter der Ägide von Siemens wurde GAP (= Generic Access Profile) entwickelt. Damit können sich nun die Geräte unterschiedlicher Hersteller miteinander verständigen, und die Verwendung verschiedenster Mobilteile ist kein Problem mehr. Man sucht sich eine geeignete Basisstation aus, und kann dann die Mobilteile nicht nur nach der technischen Leistung wählen, sondern auch nach dem Design. Doch Vorsicht! Noch können nicht alle DECT-Telephone mit GAP-Standard aufwarten. Mit anderen Worten Achtung vor dem GAP-Gap!1), wenn man wirklich auf Interoperabilität verschiedener Hersteller Wert legt.

Natürlich steht die Technik im Vordergrund, doch unterscheiden sich die Geräte praktisch nur in der Standby-Zeit. Und das ist bei Geräten, die man nicht unterwegs, sondern in einem Gebäude verwendet, das geringere Problem.

Wer sich aber noch ein analoges Gerät zulegen möchte - es hat auch seine Vorteile, die etwa darin bestehen, daß Verbindungen nicht abrupt abreißen, sondern langsam schlechter werden - sollte das bald tun, denn nie waren diese Geräte besser als heute. Es gibt aber Bereiche, wo es sie wahrtscheinlich noch lange geben wird, denn digitale Schnurlostelephone können bei anderen eletronischen Geräten zu Störungen führen und sind deshalb in empfindlichen Räumen nicht immer einsetzbar. Das liegt daran, daß analoge Kommunikation auf Frequenzmodulation (FM) mit einer konstanten Sendeleistung beruht, während digitale Übertragung kurze kräftige Impulse sendet, die zu Interferenzen in empfindlichen elektronischen Geräten führen können. Ein neues analoges Schnurlostelephon namens CTS 900 von Ascom soll dieses Problem lösen.

Entscheidungs-Grundlagen

Wichtig ist wohl für alle Typen von Geräten das Design, bei dem es zwei Punkte zu beachten gilt: Der eine Faktor ist die Ergonomie, und die hängt von den persönlichen Körpermaßen ab. Was man als geeigneten Ohr-Mund-Abstand empfindet, ist individuell verschieden, ebenso welche Tastengröße und welchen Tastenabstand man bevorzugt. Der zweite Faktor ist die äußere Form, Oberflächengestaltung und Farbe.

Die Oberfläche gehorcht primär praktischen Überlegungen: griff- und schweißecht soll sie sein, weswegen man meist Kunststoffe vorfindet. Die Farbe reicht von elegantem mattschwarz (bei vielen Anbietern der Standard) über marineblau und türkis bei Bang & Olufsen bis zu Elementen aus gebürstetem Metall bei Kirk Telecom. Wer es gerne "trendy" hat, der ist mit orangen "Orang Utan" von Swatch Telecom gut bedient

Die Form hat zwar durch die Ergonomie Grenzen, doch innerhalb derer tobt man sich weidlich aus. Denn ein Schnurlostelephon muß kein rechteckiger Kasten mit abgerundeten Ecken sein.

Siemens zum Beispiel hat in die Frontseite eine S-Linie gebracht, die sich an die Kopfform anschmiegt - und so nebenbei die Möglichkeit mit der Wange unbeabsichtigt Tasten zu drücken vermindert.

Bang & Olufsen (B&O) wiederum hat seine Geräte mit einem Knick versehen, was sich einerseits sehr elegant ausmacht, andererseits den Empfang im Mikrophon verbessert - vorläufig nur analog, doch das DECT ist demnächst auch zu erwarten.

Einen anderen Weg geht Kirk, der sein Gerät mit deutlich abgesetztem Lautsprecher versehen hat - ideal für Freunde innovativen Designs. Kirk ist ein bei uns noch deutlich weniger als B&O bekannter dänischer Hersteller, der ausschließlich auf DECT setzt.

Interessant ist wahrscheinlich auch, ob die Schnurlosanlage im Heim- oder im Bürobereich eingesetzt werden soll, denn im Heimbereich ist die Zahl der möglichen Nebenstellen naturgemäß begrenzt, während in Unternehmen oft auf fast unbegrenzte Erweiterungsmöglichkeiten Wert gelegt werden muß.

Man sieht: die Qual der Wahl wird immer schwerer, weil man für immer mehr Design-Wünsche die passende Lösung findet.

Michael Köttl


1) Gap (engl.) = Lücke

Schnurlosstandards
NameFrequenz
(MHz)
Kanäle
CT1
(Cordless Telephone 1)
91596040
CT1+
(Cordless Telephone 1 Plus)
88593080
DECT
(Digital Enhanced (oder: European) Cordless Telephone)
18801900120



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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