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Artikel aus Mobile Times 14

Welchen Stecker hat Ihr Handy?

Intel hat einen neue Initiative ins Leben gerufen, die mit bisherigen Kompatibilitätsproblemen zwischen Notebook, Modem, Handy und GSM-Netz aufräumen soll.


Die Titelfrage war bisher nötig, denn fast jedes neue Handy kam mit einer neue Datenschnittstelle und brauchte daher auch neue Kabel und Stecker. Das hieß man hatte zwar das neueste datentaugliche Gerät, war aber durch die mangelnde Kompatibilität der Peripherie am Arbeiten gehindert. Und das in einer Zeit, in der die Computerindustrie sich schon lange auf Standards für die Form und Belegung von Steckern geeinigt hat.

Die Folge war klar: während Europa gemessen an den Teilnehmerzahlen zwar den weltweit größten Markt für digitale mobile Sprachkommunikation hat, hinkt die mobile Datenübertragung deutlich hinten nach, wie eine Dataquest-Studie zeigt:

Nur 2 % aller GSM-Teilnehmer können ihr Notebook an das GSM-Netz anschließen und gar nur 0,5% des GSM-Verkehrs sind Daten, während dieser Anteil im Festnetz 46,3% beträgt.

Es gibt in Europa um 1,1 Millionen mobile Geschäftsleute mehr als in den USA. Dennoch wächst der Markt für mobile Computer in den USA 2,5-mal schneller als in Europa.

Dieses langsamere Wachstum des Marktes war wohl der wichtigste Grund für Intel die Mobile Data Initiative (MDI) ins Leben zu rufen. Das Ziel dieser Initiative ist es die Kompatibilitätsprobleme zwischen Handys, Modems und Notebooks zu beheben und damit den Einsatz von GSM in der Datenübertragung zu fördern und etwa Außendienstmitarbeitern den Zugriff auf Internet und Intranet zu ermöglichen. Die beteiligten Unternehmen erhoffen sich davon einen gesteigerten Informationsfluß, der das Kundenservice und im Gefolge die Wirtschaftlichkeit beim Anwender erhöhen soll - und natürlich wollen auch die MDI-Mitglieder mehr Umsatz machen, aber das ist ja das Prinzip der freien Wirtschaft.

Beteiligung aller Betroffenen

Für die MDI hat Intel sich die Aufgabe gestellt alle Hersteller an einen Tisch zu bringen, da nur dann dieses Unterfangen von Erfolg gekrönt sein kann, wenn alle mitmachen, und niemand sein eigenes Datensüppchen kocht. Und tatsächlich sind dem Ruf des weltgrößten Produzenten von Mikroprozessoren alle gefolgt: Schon zu den Gründungsmitgliedern der MDI gehörten Ericsson und Nokia als Handy-Hersteller, IBM, Compaq und Toshiba auf der Seite der Notebook-Produzenten und die GSM-Betreiber Mannesmann Mobilfunk, T-Mobil, Telia, Cellnet und Vodafone. Schließlich gehört auch noch der Softwaregigant Microsoft dazu, unter dessen Betriebssystem das alles sich schließlich abspielen soll.

Mittlerweile sind natürlich weitere Firmen beigetreten wie zum Beispiel Motorola, Alcatel, Hewlett-Packard, Siemens-Nixdorf, Dell oder Olivetti. Und auch bei den GSM-Betreibern ist die Resonanz enorm, wie die Beitritte von Airtel Movil Spain, Telefonica Moviles Spain, France Telecom, SFR France, Telecom Niederlande, Telecom Italia Mobile, Telenor Norwegen oder Nortel zeigen. Nur bei uns in Österreich ist es wie immer ein wenig still, und wie auf Anfrage bei MDI verlautete, sei in Österreich kaum Resonanz zu diesem Thema vorhanden.

Gibt es Plug&Play?

Erster Schritt auf dem Weg zur Kompatibilität waren sogenannte "Interoperability Workshops", bei denen sich die Hersteller von PC-Card Modems, Notebooks und Verbindungssoftware treffen, um festzustellen, was denn nun wirklich funktioniert, beziehungsweise was man verbessern kann und muß, damit es besser funktioniert.

Der erste Erfolg für den Anwender war die Verbesserung der "Terminal Scripts", jener Programme mittels derer die Anwendungsprogramme mit dem Modem kommunizieren. Dadurch wird - zumindest für Produkte von Herstellern, die an MDI beteiligt sind, wie Psion Datacom, Dr. Neuhaus oder Hugh Symons - echtes Plug&Play realisiert. Der Anwender muß nicht länger Treiber für das Modem oder die Applikationen konfigurieren, sondern kann einfach einstecken und sofort Daten übertragen.

GSM ohne Handy

Der nächste Schritt sind maßgeschneiderte Produkte der einzelnen Hersteller, die auf die Probleme mobiler Kommunikation besonders eingehen. So hat Nokia das Cellular Card Phone entworfen, das die Funktionen eines GSM-Handys auf einer PCMCIA-Karte realisiert. Genauso wie bei der GSM Data Card GC25 von Ericsson kann man so via GSM-Netz Daten und Faxe versenden, ohne den bisher üblichen Kabelsalat und die Abstimmung von Handy, Modem und Notebook zu benötigen.

Die erweiterte Variante dieser Idee ist das GS18 Telephon von Ericsson, das in gleicher Weise wie das GC25 keine separate PCMCIA-Karte braucht, aber außerdem auch als normales Handy verwendet werden kann. Man muß daher nicht Handy und Datenkarte erwerben, sondern kommt mit einem Gerät aus.

Die andere Variante sich die PCMCIA-Karte zu ersparen ist das "Soft Modem", mit dem das Handy direkt an die serielle Schnittstelle des Computers angeschlossen wird. Ein Beispiel dafür ist die Nokia Cellular Data Suite, die eigentlich nur aus Verbindungskabel und einem Programm für Win'95 besteht.

Was tut Intel?

Warum aber hat Intel, eine Firma die ja Prozessoren herstellt, überhaupt den Anstoß für diese Initiative gegeben? Schließlich sind die Umsätze von Telekom-Firmen nicht Intel's Bier. Jedoch erhofft sich Intel davon eine Steigerung des Absatzes seiner Mikroprozessoren. Denn wenn mobile Kommunikation leichter wird, so ist auch der Anreiz sich ein Notebook zuzulegen größer und damit steigt auch der Umsatz von Intel. Und um dem Schlagwort "Intel inside" eine neue Dimension zu geben, hat man sich auch etwas einfallen lassen: "mobile module".

Das sind Platinen mit Prozessorsockel und komplettem Chipsatz, die für den Einsatz aller aktuellen Intel-Chips (Pentium, Pentium Pro, Pentium MMX) geeignet sind. Da diese Module für den mobilen Einsatz optimiert sind (Stoßfestigkeit, Stromverbrauch), kann der Anwender leichtere und leistungsfähigere Geräte erwarten, die leichter gewartet werden können und weniger Strom verbrauchen.

Durch die Zusammenarbeit mit den Herstellern der Notebooks und Handys im Rahmen der Mobile Data Initiative sind diese Module für Modelle aller Hersteller geeignet und auf dem neuesten Stand der Technik.

Notebook für Studienplatz?

Die hier begonnene Vereinheitlichung von Spezifikationen von Notebooks, Modems, Handys und Treibersoftware wird in Zukunft mobile Datenübertragung zu einem alltäglichen Gebrauchsgegenstand machen, so wie es das Handy schon geworden ist. Denn auch dieses war ursprünglich ein Luxusobjekt, das zur Angabe diente und nur von wenigen verwendet wurde. Mittlerweile hat es sich aber zu einem Gegenstand des Alltags gewandelt, der ähnlich "Luxus" ist wie ein Auto.

In Insiderkreisen wird sogar schon die Vision gewälzt, daß in Zukunft jeder, der an einer Uni studieren möchte, ein Notebook mit GSM-Kommunikation vorweisen können muß. Doch das blickt schon sehr weit voraus.

Michael Köttl




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