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Artikel aus Mobile Times 14

Renaissance des Pagers?

Durch den Boom des GSM-Handys schien der Pager schon dem Tode geweiht, doch gibt er nun kräftige (und billige) Lebenszeichen von sich.


Schon vor der Erfindung des Handys - egal ob GSM, ETACS oder ein anderes System - gab es Leute, die immer und überall erreichbar sein wollten. Und so legten sie sich einen Pager zu: ein kleines Kästchen, das wenn man angerufen wurde die Nummer des Anrufenden anzeigte und so einen Rückruf ermöglichte. Doch hatte die Sache einen Haken: es war nicht immer ein Telephon in der Nähe, mit dem man zurückrufen konnte.

Als dann das Handy kam, konnte man den Pager ruhigen Gewissens ablegen, denn nun wurde man direkt angerufen und war wirklich immer erreichbar. Doch hatte der Pager zumindest am Anfang den Vorteil der größeren Flächendeckung. Zudem wurde es mit der Weiterentwicklung der Funktechnik möglich nicht nur eine Telephonnummer zu versenden, sondern auch kurze Nachrichten. Für ein "Komm sofort ins Büro!" war der Pager dem Handy nun wieder überlegen.

Diese Überlegenheit ging aber wieder verloren, als die Flächendeckung der GSM-Netze an die 90% heranreichte. Doch ein zweiter Punkt war für den Pager ein viel härtrer Schlag: SMS. Denn damit kann man auch mit dem GSM-Handy Kurznachrichten versenden und empfangen. Und nicht nur das: über SMS kann man auch das Bankkonto abrufen, Reuters Pressedienst oder die Börsenkurse. Man fragt sich also mit Recht: Warum soll ich mir einen Pager anschaffen?

Erreichbarkeit zum Nulltarif

Nun, weil ein Pager viel billiger ist - manche zumindestens. Denn bei den Tarifmodellen für Pager gibt es zwei grundsätzliche Philosophien:

Die einen Anbieter verlangen für jeden Pager eine monatliche Grundgebühr, so daß nicht nur der Anrufende, sondern auch der stolze Besitzer des Pagers zur Kasse gebeten wird. So funktioniert zum Beispiel das Classic-Paging-Netz der Mobilkom oder der neue Paging Dienst "Paging One Services". Doch auch dieser Tarif ist immer noch billiger als ein Handy, bei dem jede Gesprächsminute mit Kosten belastet ist.

Die anderen Anbieter schreiben unübersehbar "Gratis" auf ihre Fahnen, und außer den Kosten für den Erwerb des Gerätes fallen beim Pager-Besitzer keine weiteren Kosten an. Der Anrufer muß dafür deutlich mehr als die Telephongebühr zahlen. Dieses Modell hat einerseits Airpage verwirklicht, andererseits auch die Mobilkom mit ihrem neuen "Call Me"-Tarif.

Die Ummeldung von altem Mobilkom-Tarif auf "Call Me" ist aber leider nicht so einfach, da dieser Tarif auf grundsätzlich anderen Überlegungen beruht. Ist man also schon heute Eigner eines Pagers, so muß man diesen abmelden, vom Hersteller umcodieren lassen und dann mit dem "Call Me"-Tarif neu anmelden. Eine einfache Ummeldung ist leider nicht möglich.

Konkurrenz belebt das Geschäft

Die Mobilkom ist, wie schon erwähnt, nicht der einzige Bewerber auf diesem Markt. Zwei private internationale Konkurrenten drängen auf den österreichischen Markt, um ihre Dienste anzubieten. Der eine Anbieter ist Paging One Services. Er verlangt eine monatliche Grundgebühr von öS 170,- für einen numerischen Pager und öS 440,- beziehungsweise öS 480,- für einen Textpager, je nach dem, ob die maximale Nachrichtenlänge 120 Zeichen oder 1984 Zeichen beträgt. Ein Pager schließlich, der Texte und Telephonnummern empfängt, kostet im Monat öS 500,- beziehungsweise öS 540,-.

Paging One Services wird von einem amerikanischen Unternehmen betrieben, was sich auch in der Wahl der Pager zeigt, die bisher ausschließlich von Motorola stammen und mir einer 1,5 V-Alkalibatterie zwischen 800 und 1700 Stunden auskommen. Mit drei Modellen ist die Auswahl an Geräten geringer als bei Airpage, dem anderen Bewerber, doch bietet Paging One Services dafür ein anderes interessantes Feature: Wenn man einen Pager nur für kurze Zeit benötigt, so muß man ihn nicht kaufen, sondern kann ihn auch mieten. Die Miete inkludiert dabei auch den Basistarif und die Versicherung (die mit "Wartungs-Verlust-Box" tituliert wird). Der Break-Even ist dabei ziemlich genau nach einem Jahr erreicht: 12 Monate mit Kauf und Gebühren kosten öS 8990,- und mit Miete öS 9000, während die Zahlen bei 13 Monaten öS 9570,- und öS 9750,- sind.

Zusätzliche Dienste sind zum Beispiel die Sprach-Box, bei der im Paging-Center gesprochene Nachrichten gespeichert werden, die man dann durch einen Anruf abfragen kann, oder die Erinnerungs-Box, bei der die Nachricht nach 15 oder 30 Minuten wiederholt wird. Für Besitzer von PCs interessant ist die Rundruf-Box, mit der man Nachrichten an mehrere Pager gleichzeitig senden kann, wobei man mit dem PC dies auch direkt tun kann, ohne über das Operation-Center zu gehen.

Billiger als gratis geht es nicht

Paging One Services ist natürlich billiger als ein Handy, doch noch billiger ist Airpage. Denn hier zahlt man keine Grundgebühr und keine Gesprächsgebühr, und hat trotzdem den normalen Paging Dienst plus sechs mal täglich eine APA-Schlagzeile und zwei mal täglich die Wettervorhersage. Wie sich Airpage das leisten kann? Ganz einfach: hier zahlt der Anrufer, im Unterschied zu Paging One Service, wo er österreichweit nur den Ortstarif berappt, eine erhöhte Gesprächsgebühr.

Außerdem bietet Airpage noch eine ganze Reihe zahlungspflichtiger Zusatzdienste an, die Informationen über Sport, Kultur, Verkehr, Börsendaten oder die abendlichen Konzerte anbieten. Die wohl luxuriöseste Zusatzleistung ist AirPage-Pro-Service: die Telephonnummer des Büros (oder von zu Hause) wird zu Airpage umgeleitet. Dort hebt eine Mitarbeiter von Airpage ab, meldet sich mit einer bestellten Begrüßungstext, nimmt eine Nachricht entgegen und leitet sie an den Pager weiter. So ist man auch für Leute erreichbar, die die Nummer des Pagers nicht kennen. Dieser Dienst wird aber auch mit öS 500,- pro Monat vergebührt.

Ähnlich billig ist auch der neue Dienst "Call Me" der Mobilkom. Im Unterschied zu Airpage werden bei Call Me aber nur numerische Pager angeboten. Die Post-Tochter bewirbt aber besonders das "Secret Code Booklet" von Swatch, in dem Vorschläge gemacht werden, wie man mit Ziffern auch Nachrichten ausdrücken kann. Das funktioniert aber natürlich nur dann, wenn man sich vorher auf einen gemeinsamen Schlüssel geeinigt hat.

Text auf viele Arten

Will man das Vollprogramm, bei dem man auch Texte übertragen kann, so muß man zu dem klassischen Pager greifen, der eine monatliche Gebühr hat.

Hier gibt es für die Übertragung von Text mehr Möglichkeiten als bei den anderen Betreibern. Denn Airpage kann Text nur über das Operationszentrum des Dienstanbieters übertragen, bei Paging One Services kommt dazu die Möglichkeit über Internet direkt den Pager anzusprechen, wenn man die PageMe-Software erworben hat. Die Mobilkom bietet außer dem Weg über den Operator auch die Möglichkeit über ein A1-Handy eine SMS an den Pager zu schicken, oder via A-Online über die Homepage der Mobilkom eine Nachricht an den Pager abzusetzen. Eine Benachrichtigung via Internet ist seit der Ifabo ebenfalls möglich: die em@il-Adresse der Classic-Pager lautet:

+43-666-xxxxxx@text.mobilkom.at

Doch nicht nur die Möglichkeiten sind mehr als bei der Konkurrenz, auch von den Gebühren her ist das Paging-System der Mobilkom scheinbar attraktiver, als das von Paging One Services. Allerdings hat die Mobilkom terrestrische Sender, die derzeit etwa 96% der Bevölkerung (nicht der Fläche) abdeckt. Paging One Services dagegen arbeitet via Satellit, so daß die Funkstationen, die man selbstverständlich auch braucht, schneller und sicherer erreicht werden können.

Für welches der Systeme man sich entscheidet hängt dann wohl davon ab, welche Dienste man tatsächlich benötigt. Denn geht es nur darum von Fremden erreichbar zu sein, so sind die Gratis-Dienste sicher die optimale Lösung. Will man aber von der eigenen Firma (oder Familie) erreicht werden und will darüber hinaus mehr Service, so wird man wohl einen der gebührenpflichtigen Anbieter wählen müssen.

Auch sollte man bedenken, daß bei den "Gratis"-Pagern die Kosten für den Betrieb von allen Freunden und Geschäftspartnern übernommen werden. Ob das zumutbar ist, wird man selbst entscheiden müssen.

Michael Köttl


Daten der Geräte

HerstellerModellGewicht
(g)
Größe
(mm)
BatterieBetriebszeit
(h)
Display
(Zeichen)
A/NZeichen pro NachrichtSpeicher
(Zeichen / Nachrichten)
AscomDDP5069×50×191×1,5V AA10001×12N15120 / 8
XL7578,3×51×181×1,5V AAA10001×12N15240 / 16
MotorolaAdvisor116,685,8×59×19,81×1,5V AAA8001×12A19846400 / 40
Bravo Classic8373×50×191×1,5V AA21004×20N15240 / 16
Bravo Express6775×49×141×1,5V AAA10001×12N15120 / 8
Lifestyle Plus8373×50×181×1,5V AAA21001×12N15240 / 16
Lifestyle plus88,1572,9×49,5×191×1,5V AAA17001×12N20160 / 8
Memo Express6775,7×49,5×14,21×1,5V AAA11001×16A120720 / 15
Profi M 217277×51×19 8002×20A500??? / 20
NECIDP7076,8×50,5×18,31×1,5V AA45004×20A406916448 / 90
PhilipsCobalt Flex57,5 1×1,5V AAA42001×12N20640 / 32
Connect P116749×57×16 25001×12N20600 / 30
Jacana24 1×1,5V AAA25001×12N20480 / 24
Liberty P217666×53×16 25002×12A120??? / 30
Liberty P227069×59×18 26002×12A228??? / 30
Myna4362×44×191×1,5V NiCd22001×12N20240 / 12
PRG 21406552×61×201×1,5V AAA33001×12N15450 / 30
Profi P7110886×59×21 15007×26A1200??? / 99
SwatchThe Beep   800 A80800 / 10
The Beep5044×44×121×CR24305501×12N15150 / 10

(*) Swatch The Beep ist derzeit in folgenden Modellen erhältlich:
Numerisch: Speakers Corner, TurnAround, Golden Wings, Red Banner, Inspiral, Brillantine, Golden Message
Alphanumerisch: Latest News, Gossip




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