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Artikel aus Mobile Times 14

Digitale Kameras im Vormarsch

Jetzt auch für Profis

Waren digitale Kameras zuletzt noch bestaunte Außenseiter, so haben sie sich mittlerweile ein breites Marktsegment im Rahmen der Photographie gesichert. Bei den großen Photoketten kann man gelegentlich den Eindruck gewinnen, als ob die digitalen Kameras bereits in der Mehrheit wären. Auch auf der CeBIT gab es jede Menge von den elektronischen Schnappschuß-Kästchen zu sehen.


Der Grundgedanke digitaler Kameras ist einfach: statt mit Film, Entwicklung und Ähnlichen ein Übermaß an nichterneuerbaren Rohstoffen, Platz, Zeit und Energie zu vergeuden, werden bei digitalen Kameras die Bilder auf Microchips gespeichert und sind sofort nach dem Abdrücken fertig und abrufbar.

Ein weiterer Vorteil liegt darin, daß diese Bilder im Computer beliebig nachbearbeitbar sind. Man kann aus den Bildern digitale Photoalben zusammenstellen, retuschieren, nachbearbeiten, verfremden und ähnliches. Die Bilder können zudem über E-Mail, Internet oder Datenleitung beliebig verbreitet werden, und wenn man mit Notebook und Handy unterwegs ist, kommen die Bilder - egal ob vom Urlaub oder von der Baustellenbesichtigung - lange vor einem selbst zu Hause an.

Aus diesem Grund ist bei einer digitalen Kamera nicht nur die Optik und der Blitz wichtig, sondern auch die vorhandenen Anschlüsse und Speichermedien, die ja mit der vorhandenen Computerbasis zusammenarbeiten müssen.

Anläßlich der CeBit wurde selbstverständlich auch in diesem Bereich - bei digitalen Kameras - viel Neues präsentiert, das wir Ihnen nicht vorenthalten möchten.

Zunächst sei festgestellt, daß bei praktisch allen Kameras die Bildqualität 640 × 480 Pixel bei 24 Bit Farbtiefe ausmacht, wobei 24 Bit Farbtiefe bedeutet, daß 16,8 Millionen Farbschattierungen unterschieden werden können (zum Vergleich unterschiedet das menschliche Auge etwa 20.000 Farben, allerdings mit einer höheren Auflösung). Wie bei jeder Regel gibt es auch hier Ausnahmen.

Sprechen mit Bildern

Die eine Ausnahme dieser Regel ist die PowerShot 600 von Canon, die eine maximale Auflösung von 858 × 614 und eine Farbtiefe von 30 Bit (oder eine Milliarde Farben) ihr eigen nennt. Diese Informationsfülle bedingt aber auch, daß ein unkomprimiertes Bild zwei MB groß ist. Da aber heutzutage die Bilder in JPEG- oder MPEG-Formaten abgespeichert werden, ist der reale Platzbedarf viel kleiner, und so passen auf die zwei MB PCMCIA-Flash Memory Card 30 normale oder 15 hochauflösende Bilder. Wahlweise gibt es auch eine PCMCIA-Harddisk mit 170 MB, auf der dann 900 normale oder 450 hochauflösende Bilder Platz haben.

Dank des mitgelieferten TWAIN-Treibers kann die Kamera auch als Bildquelle für Adobe-Photoshop verwendet werden. Für alle die dieses universelle Bildbearbeitungsprogramm noch nicht haben, gibt es Ulead PhotoImpact 3.0 für Windows 95 beziehungsweise Ulead Image-Pals für Windows 3.x im Paket mit der Kamera.

Das besondere an der PowerShot 600 aber ist, daß man zu jedem Bild einen Text dazusprechen kann. Die Länge dieser Texte ist nur durch den Speicherplatz begrenzt, und stellt für alle Anwendungsbereiche ein nützliches Medium dar. Nicht länger hat man irgendwo Notizzettel, bei denen man dann nicht mehr weiß zu welchem Photo sie gehören, sondern zu jedem Bild ist eine Audio-Datei beigefügt, die klar Schadensprotokolle, Anmerkungen oder einfach nur die Anekdote zum Schnappschuß wiedergibt: das ist wirkliches Multimedia.

Canon empfiehlt als Computerbasis mindestens einen 486DX2-66 mit acht MB RAM, SVGA und Windows 3.1, doch wenn man öfters Bilder bearbeiten möchte, so kommt man um einen Pentium mit 16 MB nicht herum. Will man sogar Windows 95 als Basis verwenden, so sollten schon 32 MB unter der Haube stecken, wenn man öfters Graphiken bearbeiten will.

Diese Empfehlung gilt im übrigen für alle digitalen Kameras, da die Bearbeitung von JPEG-Bildern sich unabhängig von der Kamera im wesentlichen gleich gestaltet.

Digitaler Spiegelreflex

Die andere Ausnahme ist das Top-Modell der hier präsentierten Geräte: Die Fujix DS-505, die weltweit erste digitale Spiegelreflexkamera.

Das Gerät basiert auf einer Standard-Nikon, und kann daher mit dem Nikon F-Bajonett die gesamte Palette passender Objektive aufnehmen, was den Einsatzbereich von professionellen Reportagen bis zu künstlerischen Photographien viel weiter steckt als bei allen anderen digitalen Kameras.

Die hier eingesetzte CCD ist auch größer als bei anderen Geräten und hat eine Auflösung von 1280 × 1000 Pixel bei 24 Bit Farbtiefe, womit das unkomprimierte Bild eine Größe von acht MB annimmt. Allein schon aus diesem Grund verwendet Fuji standardmäßig Speicherkarten mit 15 MB Platz, was bei anderen Systemen unter optionale Erweiterung fällt. Auf diesen Karten haben dann 21 komprimierte Bilder Platz.

Dieses Gerät gehört daher sowohl preislich als auch von der Leistung her in eine ganz andere Kategorie als die anderen hier vorgestellten Apparate.

Doch von Fuji gibt es auch Kameras für den "Normalanwender", wie die DS-220 und die DS-7, die beide die Standardauflösung von 640 × 480 Pixel und ein Farb-LCD als Sucher-Ersatz ihr eigen nennen.

Der Hauptunterschied zwischen den Modellen ist, daß die DS-220 eine PCMCIA Flash Memory Card verwendet, während die DS-7 eine SSFDC (Solid State Floppy Disk Card) verwendet, die kleiner und dünner ist, womit auch die Kamera kleiner und leichter werden kann. Allerdings um den Preis der Kompatibilität. Denn während praktisch jedes Notebook einen PCMCIA-Slot sein eigen nennt, wird für die SSFDC entweder ein Adapter für eine PCMCIA-Slot oder aber ein Kartenleser benötigt. Allerdings kann man die DS-7 auch direkt an den seriellen Anschluß des PCs hängen, und bekommt zudem noch Adobe Photo Deluxe als Zugabe dazu, so daß die Bildbearbeitung (Speicher und Rechenleistung vorausgesetzt) zum reinen Vergnügen wird.

Die Welt von Apple

Apple versucht wie immer seine eigene Welt zu schaffen, und obwohl für alle Geräte Interfaces zum Apple Macintosh angeboten werden, ist natürlich die Apple QuickTake 200 am besten geeignet mit einem Apple zusammen zu arbeiten. Zudem ist in diesem Paket nicht nur Adobe Photo Deluxe, sondern außerdem noch Adobe PageMill enthalten, mit dem aus den Photos professionelle Publikationen werden.

Apple verwendet als Speichermedium die QuickTake Speicherkarte, die nur so groß ist wie eine Briefmarke (oder ein Dia) und ebenso dünn. Auch hier ist ein Adapter vonnöten um die Karte in einem PCMCIA-Einschub zu lesen. Allerdings hat Apple mit dieser Mini- "Karte" die möglicherweise höchste Speicherdichte unter allen Memory-Cards erreicht. (Münzgroße Disketten wurden vom SF-Autor William Gibson schon Anfang der achtziger Jahre beschrieben, als noch 8-Zoll Disketten im Einsatz waren.)

Halb Video - Halb Photo

Einen etwas anderen Zugang findet naturgemäß die Firma Sony, die ja auch im Bereich digitaler Videokameras ein Vorreiter ist. Denn die DSC-F1 kann mit der Funktion "Time Machine" fünf Bilder pro Sekunde aufnehmen, so daß Aktionen optimal eingefangen werden können. Diese Kamera verfügt im Unterschied zu anderen nicht über ein auswechselbares Speichermedium, sondern nur über einen internen Speicher von vier MB. Jedoch hat diese Kamera nicht nur einen seriellen Ausgang und eine Videoschnittstelle, sondern auch ein Infrarot-Interface, so daß man die Bilder an den Computer übertragen kann ohne lange mit Kabeln herumzustochern.

Als Bildbearbeitungsprogramme sind hier iPhoto Express und iPhoto ExpressExplorer beigegeben, mit denen die JPEG-Bilder nachbearbeitet werden oder zu GIF Sequenzen für das Internet verarbeitet werden können.

Außerdem gibt es als optionale Erweiterung einen hochqualitativen Farbdrucker, der auf Papierformat A6 Ausdrucke in Photoqualität fabriziert. Und dazu muß man nicht einmal einen Computer sein eigen nennen, da die Kamera den Drucker direkt über Infrarot ansprechen kann.

Ebenfalls in Verbindung mit einem Drucker bewirbt Epson die Photo PC 500. Auch diese Kamera bietet die mittlerweile übliche SVGA-Auflösung mit 16,8 Millionen Farben und zwei MB Flash Memory, die seriell auf einen PC oder Mac übertragen werden können. Für das leichtere Importieren ist hier auch TWAIN-Software für Windows-PC und Apple Macintosh vorhanden. Aber damit jeder sich an ein anderes Programm gewöhnen kann, legt Epson dem Apparat als Bildbearbeitungsprogramm den "Photo Enhancer Special Fun Edition" bei.

Als Drucker empfiehlt Epson den neuen Epson Stylus mit einer Auflösung 1440 dpi. Bei dieser Auflösung ist zwischen einem normalen Photo und einem Ausdruck kein Unterschied mehr auszumachen.

Bei dieser technischen Ausstattung für jeden Haushalt fragt man sich nur, wovon in Zukunft die Drogerien leben sollen?

Michael Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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