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Artikel aus Mobile Times 15
Zwar wird viel von Satelliten-Handys geredet, doch realisiert sind diese Systeme derzeit noch nicht, obwohl weltweit am Aufbau der nötigen Infrastruktur gearbeitet wird. Was es aber schon jetzt gibt, sind Telephone für die geostationären Inmarsat Satelliten.
Nun ist eine neue leichtere Generation mit dem Namen Mini-M auf den Markt gekommen. Diese Geräte wiegen mit zwei Kilo weniger als ein Laptop und sehen auch so aus, wobei der Deckel als Antenne fungiert. Dank verbesserter NiCd Akkus bleiben die neuen Zwerge bis zu 48 Stunden auf Empfang und auch die Sprechzeit ist mit 150 Minuten schon in Bereichen, wo man diese Geräte wirklich unabhängig von Fahrzeugen betreiben kann.
In Österreich ist dieses System über die Post & Telekom Austria verfügbar, die sich damit wohl noch rasch einen Anteil an der internationalen Telephonie sichern möchte, bevor am 1.1.1998 die Liberalisierung in Kraft tritt. Der Tarif ist mit 40 Schilling pro Minute vom Gerät zu einem Festnetzanschluß zwar deutlich höher als bei einem Handy, dafür kann man damit - wenn man gerade nicht auf einer Pazifikinseln unter Palmen liegt - auch im Waldviertel und den entlegeneren Regionen Wiens telephonieren, was bei einem Handy ja nicht immer möglich ist.
Daß Satelliten Fernsehen übertragen ist heutzutage schon allgemein geläufig, und tausende von Satellitenschüsseln "verzieren" das Stadtbild. Was liegt näher als Videokonferenzen, die ja gedanklich immer noch an hochleistungsfähige Glasfasernetze gebunden sind, über Satellit abzuwickeln. Zumal, da mit dem MPEG-2 Standard eine leistungsfähige Komprimierungsmethode vorhanden ist.
So entwickelt Joanneum Research schon seit 1990 ein satellitengestütztes Mehrpunkt-Videokonferenzsystem, das bei Euromir-94 und Euromir-95 im Einsatz war. Dieses System verwendet dabei die Frequenzen der Eutelsat- und Intelsat-Systeme und ist von der Konzeption her eher für den stationären Einsatz gedacht, wenn auch die Antennen auf Autoanhängern montiert werden können.
Ein ähnliches System wird auch von der amerikanischen Firma LNR Communications vertrieben, wobei hier die Geräte etwas kleiner sind. Doch mit einer 2-Meter Antenne und einem Gesamtgewicht von 185 kg kann dieses Gerät nicht wirklich mobil im Sinne eines Handys sein, auch wenn man es in nur 30 Minuten aufbauen kann. Dafür ist es aber auch nicht gedacht, denn es bietet 9 Mbps Video-Übertragung im MPEG-2 oder ETSI Standard auf beiden von Intelsat verwendeten Frequenzbändern und ist im Prinzip die Weiterentwicklung der mobilen Fernsehstationen, die wir seinerzeit bei CNN in Bagdad gesehen haben.
Aber auch für Inmarsat gibt es schon Videokonferenzsysteme und die sind sogar wirklich mobil. Die Geräte dafür sind naturgemäß etwas sperriger als einfache Satellitentelephone, wie zum Beispiel das 11 kg schwere Mobil-System von Scotty, das aber selbst noch nicht satellitenfähig ist, sondern wahlweise an ein Inmarsat-B-Telephon, ein ISDN-Netz oder an ein normales Telephonnetz angeschlossen werden kann.
Neben den geostationären Inmarsat- und Intelsat-Systemen gibt es zunehmend Systeme von kleinen Satelliten in niedrigeren Orbits. Der Nachteil dieser Systeme ist, daß man mehr Satelliten benötigt, um die Erdoberfläche auszuleuchten, und daß man Übergabeprotokolle ähnlich wie bei GSM verwenden muß, da diese Satelliten sich bewegen. Der große Vorteil aber ist, daß die Bodenstation weniger Sendeleistung benötigt, und daher kleiner sein kann.
Die drei großen sind dabei Odyssey, Iridium und Globalstar, die auch schon ein Abkommen über die Aufteilung der ihnen zugeteilten Frequenzen geschlossen haben.. Dieses Abkommen wurde von der FCC (Federal Communications Commision) genehmigt, und soll es erleichtern in anderen Ländern die nötigen Lizenzen zu bekommen. Jedoch wird ab 1. 1. 1998 ohnehin das Liberalisierungsabkommen der ITU (International Telecommunications Union) in Kraft treten, so daß eine zentrale Lizensierung der Frequenzen ausreichend sein wird, und zusätzliche nationale Lizenzen (zum Leidwesen der Finanzminister) entfallen.
Und genau zu diesem Zeitpunkt, nämlich Beginn 1998 will Globalstar auch schon seinen Betrieb aufnehmen. Dabei soll sich der Verkauf auf lokale Service Provider stützen. Geplant ist vor allem ein Dual-Mode-Gerät, mit dem man sowohl das Satellitennetz von Globalstar als auch das lokale GSM-Netz nutzen kann. Denn zum Beispiel in der U-Bahn hat ein Satellit überhaupt nichts zu melden, jedoch GSM-Betreiber können auch in den Tunnelröhren Sender installieren.
Der Hauptkonkurrent, Iridium, wird voraussichtlich erst Ende 1998 den Betrieb seines Handy- und Pagernetzes aufnehmen, obwohl man schon im Jänner 1997 begonnen hat, die ersten Satelliten in ihre Umlaufbahn zu bringen. Aber Iridium kreist tiefer und benötigt daher mehr Satelliten., Deswegen dauert es auch länger alle in ihre Bahn zu bringen. Dafür wird man beim Telephonieren weniger Saft benötigen, was sich in längeren Akku-Betriebszeiten niederschlagen wird.
Einen ganz anderen Vertriebsweg will der dritte große Betreiber Odyssey einschlagen: ab 1999, wenn das Netz in Betrieb geht, sollen die lokalen Netzbetreiber die Dual-Mode- Handys von Odyssey unter die Leute bringen. Auf diese Art hofft man sicherzustellen, daß die etablierten GSM-Netze in den Satelliten keine Konkurrenz, sondern eine Erweiterung sehen. Diese Handys werden aber etwas größer sein, da Odyssey ein MEO-System ist, das in stattlichen 10354 km Höhe kreisen soll, und da braucht man schon etwas mehr Energie.
Doch auch kleinere Betreiber drängen auf diesen Markt. So bietet die deutsche OHB Teledata ihr Safir-System an. Dabei sind zirkumpolare LEO-Satelliten in 670 km Höhe geplant, die die Erde in 98 Minuten umkreisen. Für eine Vollversorgung sind daher pro Großkreis 44 Einheiten notwendig. Der erste Satellit wurde 1994 auf seine Bahn gebracht und wird noch bis 1999 seinen Dienst verrichten. Nach dem Austesten begann 1995 die erste Stufe der kommerziellen Nutzung mit drei Satelliten, die an jedem Punkt ihrer Bahn eine tägliche Versorgung von 100 Minuten bereitstellten. Mit 150 g leichten Stationen und einer Datenrate von 300 bps ist Safir ideal für Lösungen, bei denen nur wenige Daten übertragen werden müssen, wie zum Beispiel die Übertragung der mittels GPS ermittelten Fahrzeugstandorte an die Zentrale.
Ein anderes Netz, das ebenfalls schon im Probebetrieb ist, ist Orbcomm, ein System aus 36 LEO-Satelliten, das allerdings nicht als Telephonnetz sondern als Paging-Netz gedacht ist. Ab Mitte dieses Jahres (also voraussichtlich irgendwann im Sommer) wird man neben Paging auch eine 2400 bps Verbindung zum Internet haben. Ebenfalls inkludiert ist eine billige Ortsbestimmung mit einer Genauigkeit von ±375 m pro Durchgang wobei man aber - ähnlich wie bei Differential-GPS - die Genauigkeit durch die Überlappung mehrere Messungen steigern kann. Neben Mobilgeräten mit einem Gewicht von circa 340 g sind auch feste Installationen vorhanden, mit denen man zum Beispiel Meßergebnisse von abgelegenen Orten, bei denen eine Kabelverbindung zu teuer ist, nicht länger händisch abholen muß, sondern die Daten über Satellit ins Hauptquartier holen kann.
Satelliten werden aber nicht nur für die weltweite Kommunikation eingesetzt, sondern auch für die Beschaffung von Information. Ein Beispiel dafür, mit dem wir täglich konfrontiert werden sind Wettersatelliten, die erst die zunehmend genauen Prognosen möglich machen. Aber wer würde glauben, daß ein Bestandteil dafür aus Österreich kommt, und zwar nicht die Prognosen vom Künigelberg? Denn bei Meteosat-6 zeigte sich nach der Inbetriebnahme ein unregelmäßiges Schwanken der Bildhelligkeit um bis zu 25%. Damit war der Satellit für genaue Prognosen unbrauchbar, denn wenn die angezeigte Meerestemperatur um 15°C schwankt, was soll man damit anfangen? Es war eine österreichische Firma, nämlich Gepard GmbH, die in nur zwölf Monaten ein Programm entwickelte, das diese Meßfehler korrigieren kann, und so trotz des schweren Satellitenfehlers zuverlässige Prognosen ermöglicht.
Und wenn wir den Künigelberg schon erwähnt haben, und die Unmenge von Satellitenschüsseln, welche unsere Städte verzieren, so soll natürlich auch nicht unerwähnt bleiben, daß man im Urlaub längst nicht mehr auf das gewohnte Satellitenfernsehen verzichten muß. Denn die Firma Kathrein hat eine 50×50 cm große Flachantenne auf den Markt gebracht, die man auf Wohnmobile, Wohnwagen, Lastwagen oder Schiffe montieren kann, und somit von Spanien bis Südschweden und von Irland bis Mittelitalien die Programme von Astra empfangen kann. Einziger Wermuthstropfen: wenn Robert Hochner in der ZiB2 sagt: "Und nun muß ich mich von den Zuschauern verabschieden, die via 3sat dabei waren", so ist dies auch wirklich das Ende, da der ORF im Unterschied zu ZDF, ARD usw. nur auf dem Umweg über die 3sat-Auswahl empfangbar ist. Aber auch das soll sich in Zukunft ändern, denn auch der Staatsfunk will jetzt ins Weltall - nur will er sich die hohen Lizenzgebühren für ausländische Filme nicht leisten und plant daher ein möglichst rein österreichisches Programm. Ob das mehr Volkskultur, Hochkultur oder einfach ein ewiger Wetterbericht aus Österreichs Fremdenverkehrsorten wird, können wir Ihnen hier leider noch nicht sagen.
Was die Raumforschung und Österreichs Anteil daran betrifft, ist die Situation zwar nicht ganz so schlimm, wie es scheint, denn Österreichs Beitrag zur ESA liegt mit 0,59% des BIP an viertletzter Stelle noch vor Finnland, aber der Aufwand liegt doch deutlich unter dem ESA-Durchschnitt von 0,87% des BIP und erst recht weit hinter Industrieländern wie Deutschland mit 0,95% oder Italien mit 1,01%. Verpaßt Österreich also den Anschluß an die Technologien des nächsten Jahrtausends?
Michael Köttl
Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003 Text © 1997 by Mobile Times; HTML © 2001-2003 by Mobile Times |