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Artikel aus Mobile Times 16

DCS 1800 = GSM 1800

GSM 1800 kommt nach Österreich. Was es mit dieser Abart des GSM auf sich hat, die etwa in Deutschland, Großbritannien oder Frankreich aber auch in Südostasien im Betrieb ist, erfahren Sie hier.


Die Frage, welche Unterschiede denn zwischen GSM, DCS und PCS bestehen, haben schon viele Techniker zur Verzweiflung getrieben. Dabei ist die Antwort ganz einfach: keiner. Daher hat man sich auch entschlossen, die unterschiedlichen Bezeichnungen zu harmonisieren, damit man sofort erkennt, daß es sich um die gleiche Basisitechnologie handelt.

PCS ist als Ausnahme zu betrachten, denn diese Bezeichnung wird nicht nur für die US-Netze nach dem GSM-Standard, sondern für alle neuen digitalen Netze in den USA, die im Frequenzbereich 1900 MHz arbeiten, verwendet. Aber auch hier gilt in Zukunft, daß die in GSM-Technologie errichteten US-Netze GSM bzw. GSM-Netze heißen.

Die korrekte Bezeichnung ist daher GSM 900, GSM 1800 und GSM 1900. Die Zahl nach GSM bezieht sich dabei immer auf das Frequenzband, in dem das jeweilige System arbeitet.

Frequenzen

Der wesentliche Unterschied zwischen den drei Familienmitgliedern besteht im benutzten Frequenzbereich und das ist gleichzeitig die Erklärung für die Unmöglichkeit des Roamens mit bisherigen Handys, die ja nur ein Frequenzband beherrschen.

Das ist wie beim Radio, das auch eines oder auch viele Frequenzbänder empfangen kann, je nachdem welches Radio man eben gerade besitzt.

Man kann also sein GSM 900 Handy leider in 1800er-Netzen genau so wenig verwenden wie umgekehrt. Das ist auch der Grund, warum es im heurigen Herbst auch einen Trend zu Dual Band Handys (siehe Seite 22) gibt.

Allerdings kann man seine SIM-Karte in allen GSM-Systemen verwenden - vorausgesetzt es besteht ein Roamingabkommen, denn sonst erscheint am Display der bekannte Satz "Nur Notruf möglich" oder so ähnlich.

Die Frequenzbänder sind für GSM 900 mit 890,2 bis 959,8 MHz festegelegt, wovon der Bereich 890 bis 915 MHz die für den Uplink Handy zu Basestation und 935 bis 960 MHz, für den Downlink, also Basestation zu Handy verwendet wird.

Für GSM 1800 wurde 1710,2 bis 1879,8 MHz reserviert. Der Bereich 1710,2 bis 1784,8 wird für den Uplink und der von 1805,2 bis 1879,8 für den Downlink verwendet.

Nur der Vollständigkeit halber sei noch angeführt, daß die US-GSM-Systeme, den vom FCC für mobile Anwendungen verkauften Frequenzbereich von 1850 bis 1990 MHz verwenden, allerdings derzeit mit Ausnahme der Frequenzen zwischen 1910 und 1930 MHz, die für fixe Installationen wie Übermittlung von Wetterdaten etc. reserviert sind.

Multisysteme?

Die Gleichheit der Systeme führt natürlich bei den bereits im Bereich 900 MHz operierenden Netzbetreibern zur Überlegung, die Frequenzen im Bereich 1800 zur Verbesserung ihrer eigenen Versorgung zu nützen. Auch in Österreich überlegt wenigstens die Mobilkom entsprechende Schritte zu unternehmen, um die in Ballungsräumen durch die rasante Zunahme der Mobiltelephonkunden entstehenden Engpässe zu reduzieren. Ob der Regulator zustimmt, ist allerdings eine andere Frage, denn die noch freien Frequenzen könnte man nicht nur an bestehende Netzbetreiber vergeben, sondern auch an einen vierten Netzbetreiber verkaufen.

In Schweden wird jedenfalls die dortige Telia ihr Netz durch die Integration von GSM 1800 ab Anfang 1998 verbessern, da. das auch eine sehr kostengünstige Lösung ist: Das bisherige Switching-System kann beibehalten werden und alles was zu tun ist, ist die Installation des Funknetzes und ein Upgrade der Software in den Switching-Systemen, damit diese auch mit beiden Frequenzbändern arbeiten können.

In der Schweiz betreibt die dortige Mobilcom (dort mit "c"!) bereits seit 1996 drei 1800-Systeme als Insellösungen in Genf, Zürich und Basel zur Entlastung des bestehenden 900er-Natel-D-Netzes.

Die logische Weiterentwicklung dieser Überlegungen ist das Netz, das die taiwanesische Far Eastone Telecommunications für die Insel plant: es wird von Anfang an als kombiniertes Netz in beiden Frequenzbereichen geplant, womit Überlastungsprobleme vom Start weg ausgeschlossen sein sollten.

Praktische Unterschiede

In der Praxis bestehen natürlich Unterschiede. Je höher die Frequenz eines GSM-Systems, desto kleiner werden bei einer gegegebenen Ausgangsleistung die Funkzellen. Das heißt, daß man für ein GSM 1800 weit mehr Sendestationen als für ein GSM 900 braucht. Auch die Antennen müssen rein rechnerisch eine andere Größe aufweisen, denn die ideale Länge ist bekanntlich l/2, also die Hälfte der Wellenlänge der Sendefrequenz. Das gilt sowohl für das Handy als auch für die Sendestationen der Netzbetreiber. Gleichzeitig gilt auch, daß mit der Höhe der Frequenz die Übertragungsqualität zunimmt.

Rasende Telephone

In letzter Zeit taucht in der Diskussion öfter die Frage auf, ob man mit GSM 1800 während der Fahrt im Auto überhaupt telephonieren kann. Wir haben diese ernsthafte Frage überprüft und festgestellt, daß es tatsächlich Probleme geben kann, die aber natürlich geschwindigkeitsabhängig sind. Die gleichen Probleme gibt es allerdings auch bei GSM 900.

Der Grund dafür ist der sogenannte Doppler-Effekt, der bewirkt, daß, wenn man sich auf einen Sender zu bewegt, die einzelnen Wellenberge zusammengeschoben erscheinen - die Frequenz wird höher - und umgekehrt, wenn man sich vom Sender entfernt, die Wellenberge auseinander gezogen erscheinen - die Frequenz sinkt.

Bei GSM 900 steigt bzw. sinkt die empfangene Frequenz bei einer Geschwindigkeit von über 242.000 (240×10³) Stundenkilometern um 0,2 MHz, also sehr genau um den Kanalabstand.

Bei GSM 1800 tritt dieser Effekt bereits bei Geschwindigkeiten um 120.000 (120×10³) Stundenkilometern auf.

Die Handys

Aufgrund der Größe des Marktes ist das Angebot an GSM-Handys für den 1900er-Bereich nicht ganz so groß wie für den 900er-Markt, aber es ist bereits jetzt größer, als es für GSM 900 beim Start gewesen ist und seit E-2 in Deutschland lizenziert ist, startet sogar ein echter Boom.

MT


Die GSM-Frequenzbänder

 Uplink (MHz)Downlink (MHz)
vonbisvonbis
GSM 900890915935960
GSM 18001710,21784,81805,21879,8
GSM 19001850 bis 1990 (*)

(*) Keine Trennung zwischen Up- und Downlink bekannt
Uplink: Funkkanal vom Handy zur Basisstation
Downlink: Funkkanal von der Basisstation zum Handy


GSM 1800 Netze Weltweit

LandNetzStatus
Chile?Lizenz
DeutschlandE-Plus
E-2
aktiv
Lizenz
FinnlandFinnet
Telivo
aktiv
geplant
FrankreichBouyguesaktiv
GroßbritannienOne 2 One
Orange
aktiv
aktiv
HongkongPeoples Telephone
Pacific Link
Mandarin Comms.
New World PCS
P+ Comms.
aktiv
geplant
geplant
geplant
geplant
MalaysiaMutiara Telecom
MRCB Telecom
aktiv
aktiv
RußlandJSC KB Impulsaktiv
SchweizMobilcomaktiv
TaiwanPacific Comms. Service
KG Telecom
Tuntex
Lizenz
geplant
geplant
ThailandTAC
Shinawatra
aktiv
aktiv
UkraineBancomsvyazaktiv



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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