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Artikel aus Mobile Times 16

Pager:

Wo Handys nicht dürfen

Das Läuten von Handys und Gespräche mit ihnen werden an vielen Orten als störend empfunden und verboten. In Restaurants, öffentlichen Verkehrsmitteln, Schulen, Krankenhäusern, Theatern, Geschäften oder Konzertsälen prangt immer öfter ein "Handys verboten"-Schild. Um auch dort erreichbar zu sein, bleibt dann nur noch eines: der Pager; denn Pager werden aus zwei Gründen nicht so schnell verboten: erstens spricht man nicht, wenn man einen Pager benutzt, und stört somit niemanden. Zweitens ist in einem Pager nur ein Empfänger und kein Sender, weswegen die empfindliche Elektronik von Krankenhäusern oder Flugzeugen nicht gestört wird.

SMS erlaubt zwar am Handy die selbe Funktionalität wie bei einem Pager, jedoch nutzt dies an Orten, an denen man das Handy nicht einschalten darf, überhaupt nichts. Wenn es also nur um die Erreichbarkeit für kurze wichtige Nachrichten geht, so ist der Pager dem Handy eindeutig überlegen.

Mehr als nur eine Nummer

Wer aber noch immer glaubt, daß man mit einem Pager nur die Nummer dessen mitgeteilt bekommt, der einen angerufen hat, sollte sich eines Besseren belehren lassen, denn Textpager erlauben es, kurze Textnachrichten zu versenden, wie zum Beispiel "Komm nach Hause" oder "Konferenz um 1700". Je nach Pager-Modell und gewähltem Tarif können diese Nachrichten zwischen 80 und 1200 Zeichen lang sein.

Doch nicht nur Mitteilungen von zu Hause oder dem Büro können so empfangen werden: die vier in Österreich aktiven Pagerdienste AirPage, Paging-One, Call Me und Classic Paging bieten auch noch zahlreiche Zusatzdienste um den Pager herum an.

Zusatzdienste

Bei den beiden Paging-Diensten der Mobilkom wird besonders die leichte Anbindung an das GSM-Netz betont - kein Wunder, wird dieses doch von der selben Firma betrieben. So ist es leicht verständlich, daß man mit dem Handy eine SMS an einen Textpager - egal ob Call Me oder Classic - senden kann.

Wem Mitteilungen von Freunden und Kollegen nicht genug sind, der kann bei Call Me mit jedem Textpager außerdem noch gratis die Reuters Nachrichten empfangen, die fünf- bis zehnmal täglich aktualisiert werden und Headlines, Sportnachrichten und Währungskurse liefern.

Die private Konkurrenz muß sich da natürlich ebenso anstrengen, und so bietet Airpage gleich drei kostenlose Nachrichtendienste an: APA Headline Page, Wetter Page und Air Page, wobei die Nachrichten sechs mal täglich aktualisiert werden und das Wetter zweimal täglich. Air Page hingegen sind interne Produktinformationen. Zusätzlich gibt es auch noch kostenpflichtige Nachrichtendienste, für die je 60 Schilling pro Monat verlangt werden, wie zum Beispiel Verkehrsnachrichten des ÖAMTC, aktuelle Finanzdaten, Sportereignisse, Veranstaltungsdaten und ähnliches. Neu ist auch ein Informationsdienst der gemeinsam mit dem Österreichischen Journalisten Club gestaltet wird, und der etwa dreimal täglich kurze Artikel bringt.

Nachricht via Internet

Airpage bietet eine eigene Software namens PageCall an, mit der Textnachrichten unter Umgehung des Operators direkt an einen Pager gesendet werden können, wodurch sich die Übertragungszeit - und damit auch die Kosten - etwa halbiert. Diese Software ist in vier Versionen erhältlich, die sich in der möglichen Nachrichtenlänge und der Zahl von Pagern, die damit angesprochen werden können, unterscheiden. Die Kleinversion ist dabei primär für den Hausgebrauch gedacht, während die größeren Pakete für Firmen geeignet sind, die auf diese Art ihre Mitarbeiter verständigen wollen.

Ein ähnliches Paket gibt es nun auch von Paging One. Mit der Software "PageMe-Soft" können Nachrichten von bis zu 400 Zeichen sofort oder zeitversetzt an die gespeicherten Pager-Nummern versandt werden. Dabei können die Nummern direkt oder über Verteilerlisten angesprochen werden. Das Programm protokolliert außerdem alle Sendungen, so daß eine Bestätigung vorhanden ist, und bei Bedarf auch Statistiken erstellt werden können.

Der Vorteil dieser Systeme gegenüber normalen Paging über den Operator ist einerseits die kürzere Dauer, die Telephongebühren spart. Andererseits werden eventuelle vertrauliche Mitteilungen nicht mehr dem Operator bekanntgegeben, sondern gelangen direkt vom PC zum Pager - was natürlich die Polizei nicht daran hindern kann, am Postknoten mitzuleseen, falls ein richterlicher Bescheid vorhanden ist, der das erlaubt.

Betreuung ist alles

Genauso wie bei einem Handy kann man auch bei einem Pager Rufumleitungen aktivieren. Bei Airpage zum Beispiel kann man mit dem Dienst "AirPage-Pro" die Büronummer in das Airpage Call-Center umleiten, wo ein selbst gewählter Begrüßungstext den Anrufer empfängt. Der kann dann eine Nachricht hinterlassen, die an den Pager weitergeleitet wird, so daß man für alle Kunden 24 Stunden pro Tag 365 Tage pro Jahr erreichbar ist.

Pager-Boom

Die Zahl der Pager-Freunde steigt fast parallel mit dem Handy-Boom. So freut sich etwa der bei der Mobilkom für Pager zuständige Ing. Entner über rund 7.000 neue CallMe-Kunden alleine im Juli 1997 und Dov Bar Gera, Chef der AirPage meinte locker anläßlich der Präsentation des Journalistendienstes seines Unternehmens, daß er mehr Kunden habe, als so mancher Mobiltelephonnetzbetreiber in Österreich. Die Bemerkung stimmte damals sogar, doch inzwischen hat ihn max. schon wieder überholt; Mobiltelephone sind eben momentan noch mehr gefragt als Pager. Jedenfalls dürfte AirPage mindestens 40.000 Kunden haben. Zusammen mit den mehr als 105.000 der Mobilkom und der bis heute unbekannten Teilnehmerzahl von Paging One scheinen 150.000 aktive Pager in Österreich eine durchaus realistische Zahl zu sein.

Power für den Pager

Wenn man sich anschaut, was von den Paging-Firmen alles an Zusatzdiensten angeboten wird - insbesondere die Nachrichtendienste - so benötigt das alles ja Übertragungskapazität. Außerdem kann ein Übertragungsprotokoll nur eine bestimmte Zahl von Geräten adressieren. Und beim POCSAG-System, das derzeit in Österreich im Einsatz ist, stößt man daher an die Grenze der Kapazität. Denn POCSAG wurde ursprünglich für numerische Pager konzipiert, und das in einer Zeit, als Pager bei weitem nicht so verbreitet waren wie heute.

Aus diesem Grund haben sich Philips und Motorola, die beiden größten Pager-Anbieter, zusammengetan, um einen neuen Standard zu entwickeln. Herausgekommen ist dabei FLEX, das durch Multiplexing vier Datenströme auf einen Kanal bringt, und damit die effektive Datenübertragungsrate von 1200 bps auf 6400 bps steigert. Zudem ist FLEX so konzipiert, daß es 5 Milliarden Adressen ansteuern kann und bis zu 600.000 numerische Pager pro Kanal versorgt, während die Grenzen von POCSAG bei 2 Millionen Adressen liegen, was sogar in einem kleineren Land, wie Österreich, im Bereich des Möglichen liegt.

Für den Betreiber des Paging-Dienstes liegt der Vorteil natürlich in Kostenersparnis. Denn wenn er mehr Pager pro Kanal ansprechen kann, benötigt er weniger Antennen, um ein Gebiet abzudecken. Doch auch der Kunde hat etwas davon. Zum Einen bedeutet eine höhere Übertragungsrate, daß weniger Telephongebühren anfallen. Dazu kommt noch die bessere Erreichbarkeit, denn wenn das Netz überlastet ist, so kommt es zu Stauungen, wodurch sich einzelne Nachrichten verzögern. Schließlich ist bei FLEX auch noch eine zeitliche Synchronisation von Sender und Empfänger vorhanden, so daß der Pager nur ein Fünftel der Zeit nachsehen muß, ob eine Nachricht für ihn da ist. Und das bedeutet, daß die Batterien fünfmal so lange halten, wie bei bisherigen Systemen.

Eine andere Alternative wäre der europäische Pagerstandard ERMES, der aber einerseits wenig Unterstützung bei den Herstellern findet, andererseits durch Berichte über Interferenzen mit bestehenden Funkdiensten (z.B. soll der TV-Kanal 5 gestört werden) auch kein besonderes Image hat.

Auch Pager verbieten?

Der FLEX-Standard hat noch zwei Unterprotokolle ReFLEX, mit dem der Pager auch antworten kann, und InFLEX, das auch Sprachübertragung und Datentransfer erlaubt. Das ist zwar eine nützliche Erweiterung des Prinzips "Paging", doch kommt man damit genau in die eingangs erwähnte Problemzone: wenn der Pager mit ReFLEX selber sendet, dann stört er elektronische Geräte. Wenn es mit InFLEX Sprachübertragung und Geräusche gibt, dann stört es andere Leute, was ja der Grund ist, warum Handys in Restaurants, Theatern und Kinos oft verboten sind. Wollen wir daher hoffen, daß sich FLEX durchsetzt, aber ohne seine Brüder zu uns kommt, denn dann wäre der Traum von der 24stündigen Erreichbarkeit wieder beim Teufel.

Michael Köttl / fak


Tarife

Die aktuellen tarife für Pager in Österreich: mit Grundgebühr sind Anrufe relativ günstig, weshalb sich derartige Zahlungssysteme vor allem für firmeninterne Systeme eignen. "Calling Party Pays" bzw. CCP - aus deutsch: der Anrufer zahlt - sind für den Besitzer im Betrieb, abgesehen vom gelegentlichen Ersatz der Batterie, kostenlos, aber für Anrufer teurer, wenngleich auch nicht so teuer, wie es scheint, denn der durchschnittliche Anruf dauert etwa 20 Sekunden, womit man pro Anruf auf etwa sieben bis acht Schilling kommt. Wer nur die Nachrichtendienste empfangen will, braucht sich nicht einmal deswegen Sorgen machen: wer seine Pagernummer nicht bekannt gibt, wird auch nicht angerufen.

 Mobilkom
Classic
¹)
Mobilkom
Call Me
²)
Airpage²)Paging One Services¹)
Anmeldung
Nummernpager0 öS0 öS0 öS60 öS
Textpager0 öS0 öS0 öS120 öS
Grundgebühr
Tonpager, pro Monat80 öS---
Nummernpager, pro Monat150 öS0 öS0 öS170 öS
Textpager, pro Monat210 öS0 öS0 öS440 öS
Kosten für den Anrufer
Numerisch, pro Minute (8:00-18:00)0,67 öS21,44 öS21,44 öS0,67 öS
Numerisch, pro Minute (18:00-8:00)0,67 öS21,44 öS14,07 öS0,67 öS
Text, pro Minute (8:00-18:00)0,67 öS21,44 öS21,44 öS0,67 öS
Text, pro Minute (18:00-8:00)0,67 öS21,44 öS21,44 öS0,67 öS
Zusatzdienste
Nachrichtendienste-Reuters gratis3 gratis, weitere je 60 öS pro Monat-
Airpage-Pro--500 öS pro Monat-

¹) Preise exklusive Umsatzsteuer
²) Preise inklusive Umsatzsteuer




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