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Artikel aus Mobile Times 16
Die meisten Notebooks haben einen Slot für eine PC-Card oder eine PCMCIA-Card. Doch was kann man damit anfangen?
PCMCIA ist das Schlagwort der Saison, doch was heißt es? Nun, es heißt "Personal Computer Memory Card International Association", und damit ist auch schon klar, wofür diese Karten ursprünglich gedacht waren: Flash Disks als Diskettenersatz mit Speicherplatz von 1 bis 40 MB. Doch was ist nun mit PC-Card gemeint: eigentlich das selbe, denn PCMCIA ist nur eine Norm, wie die Stecker und Übertragungsprotokolle gestaltet werden, damit die Karte und der Computer einander verstehen. Der Begriff PC-Card hingegen bezeichnet die Norm, die als Nachfolger für sowohl PCMCIA 2.1 als auch JEIDA 4.2 dient, und damit diese beiden, bisher getrennten Standards unter einen Hut bringt.
JEIDA heißt übrigens "Japan Electronic Industrie Developement Association" und erfand in Konkurrenz zu PCMCIA auch einen Standard für PC-Karten. Ob als Handelhemmnis oder weil man glaubte besser zu sein, ist heute schwer zu sagen, wo sich die beiden Normen praktisch fusioniert haben.
Doch was kann man damit nun anfangen? Schon bald nach der Entwicklung der ersten PCMCIA-Karten kam man auf die Idee, daß man ja nicht nur RAM Disks, sondern auch andere Bauteile in so eine Karte verpacken kann, um sie so bei Bedarf auszutauschen. Die Erweiterung der Möglichkeiten verlangte auch eine Erweiterung des Standards, so daß man heute drei Arten von PC-Karten unterscheidet:
Type I Karten sind 3,3 mm dick und dienen primär für RAM Disks, Flash Disks, EEPROM und andere Speichermodule.
Type II Karten sind 5,0 mm dick und werden meist als data/fax Modems, LAN Adapter oder Ethernet Adapter verwendet. Auch die Schnittstellen zu einem GSM Handy sind in dieser Größe.
Type III Karten schließlich sind 10,5 mm dick und dienen für Bauteile mit beweglichen Komponenten wie Festplatten.
Was kann man nun mit einer PC-Card anfangen? Der große Vorteil von PC-Cards gegenüber Steckkarten ist, daß man einerseits nicht durch den Platz im Gehäuse gebunden ist, andererseits die Komponenten rasch wechseln kann, ohne gleich den Computer zu zerlegen. Denn wie oft benötigt man alle zusätzlich eingeschraubten Karten wirklich? Mit Win'95 ist zudem Plug&Play möglich, das heißt man ersetzt während des Betriebes eine PC Card durch eine andere und wenn Win'95 solch einen Tausch feststellt, so schaut es nach, was die neue Karte ist, und ob dafür Treiber nötig sind, beziehungsweise ob solche installiert sind. Wenn das der Fall ist, so wird automatisch der Betrieb aufgenommen.
Welche Karten es nun auf dem Markt gibt, wollen wir nun kurz erläutern.
Die primäre Anwendung für PCMCIA-Karten sind Speichermedien. Angefangen von schlanken Flash Disks bis zu dicken Festplatten. Die Zugriffszeiten liegen bei solchen Flashdisks deutlich unter denen von Disketten oder Festplatten. Zum Vergleich liegt die Zugriffszeit bei Festplatten in der Größenordnung von Millisekunden, während sie bei RAM oder Flash Disks im Bereich von Nanosekunden ist, was einem Faktor von einer Million entspricht - was ja auch der Grund ist, warum Computer, wenn sie Auslagerungsdateien auf der Festplatte verwenden, um so vieles langsamer werden. Flash Disks haben dementsprechend Preise pro MB, die näher bei Speichererweiterungen als bei Festplatten liegen, (derzeit etwa 10 öS pro MB bei Disketten und 100 öS pro MB bei RAM-Speicher).
Ein Beispiel ist die Flash Disk der Firma Sun Disks, die in einen Type III Slot 175 MB Speicher packt. Mehr auf herkömmliche Laufwerke im PC-Card Format ist die Firma SCM Electronics spezialisiert, die als Zulieferer für Digital, Gateway, Dell, Packard Bell, Sysorex und das US Verteidigungsministerium tätig sind und 70% Marktanteil haben. Ein weiterer Konkurrent ist Datatechnology, das mit seiner Callunacard eine Type III Festplatte mit 520 MB anbietet, was auch für graphikintensiven Einsatz des Notebooks eine hinreichend große Wechselfestplatte darstellt.
Doch nicht nur auswechselbarer Speicher ist im PC Card Format vorhanden. Ein immer größeres Segment stellen Modems und Netzwerkadapter dar. Denn warum sollte man ein Modem als Karte fest installieren, wenn das Notebook ja nicht dauernd an der Leitung hängt? Und ein externes Modem bedeutet wieder ein Kistl mehr, das man mit tragen muß.
Freilich muß man bei der Wahl eines Modems einige Kompatibilitätsfragen beachten. Denn während sich Computerhersteller schon seit langem auf einheitliche Schnittstellen geeinigt haben, ist dies bei GSM-Handys noch lange nicht soweit. Da hat jedes Handy eine andere Art von Schnittstelle, und auch wenn die eigentliche Pin-Form und Belegung gleich ist, so ist doch die äußere Form des Steckers unterschiedlich. Dies soll dazu zwingen nur "Orginalzubehör" zu verwenden, macht einem aber bei der Wahl der richtigen Modemkarte das Leben schwer. So bietet Dr. Neuhaus seine Gipsy Card, die das Notebook mit dem Handy verbindet und SMS sowie ISDN Anschluß erlaubt in zwei Versionen an, deren eine für den Ericsson Stecker, die andere aber für den Siemens Stecker gedacht ist.
Bei den meisten Anbietern wird dies aber dadurch gelöst, daß das Kabel an der PCMCIA-Karte nicht fix verdrahtet ist sondern nur angesteckt, und daß man je nach Handy das passende Kabel zur Karte wählt. Die meisten dieser Karten gehorchen entweder dem V.34 oder dem V.32bis Standard, so daß im Festnetz Datenübertragungsraten von 28.800 bps beziehungsweise 14.400 bps möglich sind, und 9.600 bps via GSM.
Beispiele für V.32bis-Karten sind die Gold Card V.32bis von PSION Dacom oder die GSM-Ready von Option. V.34 mit 28800 bps bieten dagegen zum Beispiel die PSION Dacom Gold Card V.34 oder der World Port von U.S.Robotics, einem führenden Hersteller von konventionellen Modems, der sein Fachwissen hier in den Notebook-Sektor einbringt. Ebenso aber auch die Hotline 2in1 von RFI Electronic oder die Fury Card 28.8P von Dr. Neuhaus. Bei allen diesen Karten ist natürlich, daß man beim Ankauf wissen muß, welche Art von Stecker man dann im Betrieb benötigen wird. Der Vorteil gegenüber fix installierten Systemen ist, daß man durch einfachen Kabelwechsel mit der Karte ein anderes Handy ansprechen kann.
Doch Modems für Telephonleitungen aller Art sind noch lange nicht alles. Denn es gibt auch PC Karten für den Einstieg ins LAN. Eine mögliche Anwendung, die bei Firmen mit Arbeitsplätzen im Time-Sharing-Modell zur Anwendung kommt, ist, daß jeder Mitarbeiter ein Notebook hat, während an den Arbeitsplätzen die PCMCIA-Karten mit Anschluß an das firmeneigene LAN liegen, so daß der Mitarbeiter sich egal wo in der Firma er heute gerade arbeitet, jederzeit ins Netz einklinken kann.
Sowohl Olicom als auch Grey Cell Systems bieten hier Produkte an. Jedoch während Olicom die Palette von Ethernet über Token Ring anbietet, und jede Karte gleichzeitig ein Modem ist, mit dem man an normale Telephonleitungen anschließen kann, hat sich Grey Cell Systems auf Ethernet spezialisiert und ermöglicht mit der 2200 Ethernet sogar den Anschluß an ein Glasfaser-LAN, das ja viel höhere Datendurchsatzraten erlaubt als Koaxialkabel.
Eine andere Idee greift die Firma RDC auf, die mit ihrem PortLAN dem Notebookbenutzer etwas mehr Gewicht zumutet, aber auch größere Freiheit erlaubt. Von der PC-Card führt das Kabel nämlich zu einem Funksender im 2,4 GHz-Bereich, der am Deckel des Notebooks angeklebt wird und der das Notebook in ein Wireless LAN einbindet. Im Funkbereich der Basisstation, der etwa 800 m Umkreis umfaßt, ist das Notebook jederzeit an das Firmennetz angebunden. Sind zwischen Basisstation und Notebook Stahlbetonwände, so verringert sich diese Reichweite natürlich entsprechend der Dicke der Mauern.
Telephonleitungen und LAN sind natürlich nicht der einzige Weg, auf dem Daten das Notebook betreten oder verlassen können. Auch für andere Anwendungen kann mit einer PC-Card eine Steckkarte ersetzt werden, um so die Flexibilität des Computers zu erhöhen. So bietet Future Domain mit SCSI2GO einen SCSI-Adapter mit active Termination an, mit dem man bis zu acht SCSI-taugliche Peripheriegeräte anschließen kann: vom Scanner über den Laserdrucker bis zu Datensonden oder externen Laufwerken. Bei einer Übertragungsrate von 5 MB pro Sekunde ist es jedenfalls schneller als Geräte an die parallele Schnittstelle anzuschließen.
Von einem der größten Anbieter SCM gibt es mit SwapMart auch einen SmartCard Leser, der via PCMCIA an den Computer angeschlossen wird. Smart Cards sind die Chip Karten, die bei Quick Money zum Einsatz kommen oder die als Ersatz für den Krankenschein bei uns im Gespräch, anderswo aber schon eingeführt sind. SwapMart kann zwei SmartCards gleichzeitig lesen, da es in diesem paneuropäischen Projekt, für das zum Beispiel in Frankreich schon Feldversuche laufen, vorgeschrieben ist, daß der Arzt sich, um die Daten aus der Karte des Patienten lesen zu dürfen, mit seiner eigenen Karte legitimieren muß.
Ebenfalls von SCM ist CIME-0, das gemeinsam mit Matra und Temic entwickelt wurde, und das den Empfang von Digitalem Fernsehen mit einer Datenrate von 68 MBit/s im Format MPEG-2 erlaubt. In der umgekehrten Richtung geht der EZPresenter, der in der PCMCIA-Karte eine Graphikkarte verbirgt, so daß man mit dem Notebook einen Projektor oder Großbildschirm ansteuern kann, um zum Beispiel einen Vortrag oder eine Präsentation leichter durchzuführen.
Wenn man sich diese Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten für PCMCIA ansieht, und bedenkt, daß heute schon fast jedes neue Notebook einen PCMCIA-Slot sein Eigen nennt, so fragt man sich, warum man diese Flexibilität nicht auch auf einem Desktop-Computer nutzen soll. Für genau diesen Zweck gibt es von MRT einen PCMCIA-Adapter, der an den ISA-Bus angeschraubt wird und dann einen PCMCIA Type III Slot darstellt. Der Nachteil dabei ist, daß dieser Slot natürlich neben den Steckverbindungen an der Rückseite des Computers zu liegen kommt. Anwenderfreundlicher ist da der Gold Drive von Psion Dacom, der anstatt eines 3,5"-Diskettenlaufwerkes eingebaut wird.
Man sieht: Flexibilität muß nicht auf mobile Systeme beschränkt bleiben.
Michael Köttl
Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003 Text © 1997 by Mobile Times; HTML © 2001-2003 by Mobile Times |