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Artikel aus Mobile Times 17

Weißblaue Geschichten

Lange hat der finanzstarke Elektromulti aus dem Norden geschlafen und ließ - neben den Amerikanern von Motorola - nicht nur die Skandinavier Ericsson und Nokia an sich vorbei ziehen, sondern auch die Philips-Franzosen und teilweise auch die Autoelektriker von Bosch. Jetzt soll plötzlich alles anders werden: Siemens strebt den Platz 3 auf dem Weltmarkt für Handys an und befindet sich dabei in der Gesellschaft von Philips und Samsung, die gleiches erreichen wollen.


Eine Pressekonferenz in München zeigte, daß man im Hause Siemens zumindest gute Gründe für den Anspruch auf Platz 3 in der Weltrangliste findet: man baue die besten Handys - alle sind vom Start weg mit Lithum-Ionen-Akkus ausgestattet, das integrierte Telephonbuch hat Siemens erfunden etc., - und daß die Designschwäche auch bald vorbei sein werde, denn "wenn Sie in Zukunft das schönste Handy mit dem besten Design kaufen wollen, dann müssen Sie ein Siemens-Handy kaufen," (O-Ton Siemens-Handy-Man Grollmann).

In den nächsten Monaten dürfen wir von Siemens ein ganze Reihe von neuen Produkten erwarten. Da sind vor allem einmal die Handys:

S 10, das erste Handy mit Farbdisplay, das bereits zur CeBIT präsentiert wurde und jetzt in den Handel gekommen ist.

S 11 heißte eine Variante des S 10 für die USA.

S 15 wird ein Zweifrequenzhandy (900/1800 MHz), das zur Jahreswende 1997/1998 erhältlich sein wird und möglicherweise auch in einer Version 900/1900 für die USA kommt. Für die US-Version gibt es noch keine Nummer.

Zubehör

Eine zweite Produktgruppe ist das Zubehör, auf das die Siemensianer in Zukuft verstärkt setzen wollen, Das interessanteste Produkt dabei ist die Freisprecheinrichtung, die kein autonomes Produkt ist, sondern auf der VDA-Box aufsetzt und damit erstmals einen Hauch von Standard in das Freisprechen im Auto bringt.

VDA steht für den Verband der deutschen Automobilhersteller und die Box ist eine Art neutrale Schaltstation, an die man alles mögliche - darunter eben auch Handys - anschließen kann. Auch z. B. das Autoradio, womit ohne besondere Verkabelung die Radiolautsprecher für die Freisprecheinrichtung nutzbar werden.

Digital Schnurlos

Die dritte Produktgruppe heißt DECT, ein System das inzwischen vom Digital European Cordless Telephone über das Digital Enhanced Cordless Telephone zu Telecommunications mutierte und die Lager der Hersteller ganz schön teilt, denn während die einen meinen, daß DECT das ideale System für alternative Netzbetreiber darstellt, die damit den Anschluß privater Teilnehmer problemlos über Ätherwellen durchführen können, meinen die anderen, daß DECT nur für den Hausgebrauch taugt, die Anschluß-Probleme alternativer Netzbetreiber aber besser mit einem Mobiltelephonsystem wie GSM 1800 oder Breitband-CDMA zu lösen wären. An WiLL führt aber offensichtlich kein Weg vorbei.

Für DECT bietet Siemens jedenfalls vom einzelnen DECT-Apparat - der Markenname Gigaset ist gut eingeführt - bis zum kompletten Nebenstellensystem auf DECT-Basis eine ziemlich vollständige Produktpalette an. Für den Winter dürfen wir damit rechnen, daß auch das zur CeBIT nur hinter dem Vorhang gezeigte Mini-DECT (MOBILE TIMES berichtete) erhältlich sein wird.

Dual-Mode

Von Zweisystemgeräten für GSM und DECT wurde zwar gesprochen, aber keine dezitierte Planung vorgelegt. Was man aber in diesem Zusammenhang bereits sehr weit getrieben hat, ist die Vereinheitlichung der Oberfläche nicht nur bei der Soft- sondern auch bei der Hardware. Es ist ja wirklich nur ein winziges Detail, aber bei den neuen Siemens-Geräten sind bei GSM und DECT die Tasten mit der gleichen Funktion auch tatsächlich an der gleichen Stelle. Die Idee klingt simpel: "Wer ein Siemens Handy bedienen kann, soll alle bedienen können" - so wenigstens Dr. Müller von der Cordless-Gruppe. Fehlt uns Anwendern zum vollständigen Mobilglück nur mehr der Einheitsstecker am Handy ...

fak


Verwendete Abkürzungen

CDMACode Division Multiple Access. Eine Frequenzverteilungsmethode, die in den USA für digitale Mobiltelephonie vorgeschlagen wird.
DECTZuerst stand die Abkürzung für Digital European Cordless Telephone, dann für Digital Enhanced Cordless Telephone, jetzt für Digital Enhanced Cordless Telecommunications.
GSM 1800bisher auch DCS 1800 genannt, in Deutschland z.B. als e-plus eingesetzt. In Österreich das kürzlich lizenzierte Netz der Connect. Weiteres siehe MT 16 (>>)
VDAVerband Deutscher Automobilhersteller, der nicht nur eine Interessensvertretung darstellt, sondern in weiten Bereichen auch Normungsanstrengungen unternimmt, deren Bedeutung oft über die eigentliche Automobilindustrie hinausgeht.
WiLLWireless in the Local Loop. Local.Loop ist der Endanschluß z.B. vom letzten Kabelpunkt zum Haus des Teilnehmers. Wireless heißt nichts anderes, als daß die letzten Meter nicht über Draht, sondern über Funk angebunden werden.



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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