MOBILE TIMES Archiv Startseite : Archiv : Heft 17 : Artikel

Artikel aus Mobile Times 17

Wo Aphrodite dem Meer entstieg

Wenn Panasonic ein neues Handy vorstellt, so wird der Ort mit Bedacht gewählt; diesmal war es Zypern und das war im September der Schauplatz des aktuellsten MoU-Meetings.


Zypern ist bekanntlich seit 1974 in drei Teile geteilt: den Rest der Repubik im Süden, die türkische Besatzungszone im Norden und die beiden britischen Stützpunkte um Akrotiri bzw. Limassol und bei Famagusta. Die Linien zwischen diesen Gebieten sind etwas komplexer, als man bei uns im Radio hört. Auf einer Zypernkarte von Freytag & Berndt kann man das aber sehr gut verfolgen.

Eigentlich schade, daß man in Zypern nicht mehr so leben kann wie früher, aber multikulturelles Leben scheint auch über mehrere hundert Jahre hinweg nicht gelernt zu werden, denn immerhin siedelten die Türken den Großteil ihrer Stammbevölkerung bereits kurz nach der Eroberung der Insel im Jahre 1571 an und zwischen diesen Alt-Türken und den griechischen Zyprioten kam es ab 1963 zu blutigen Unruhen unter den beiden Bevölkerungsgruppen, die im Einmarsch türkischer Truppen und der Teilung 1974 mündete.

Während aber die Griechen zum größten Teil aus dem Norden flüchten mußten, lebt z.B. in Larnaca die türkische Gemeinde unter den Griechen fast wie vorher; die Wut der Griechen gegen die Türken scheint sich in ein paar Schmierereien erschöpft zu haben.

Lazarus-Grab

Larnaca erinnert an die Lady Di zur Zeit Christi: dorthin zog sich der vom Tode erweckte Lazarus aus Palästina zurück als ihm daheim die Neugierigen, die ihn bestaunen wollten, zu viel wurden. In Larnaca wurde er dann auch begraben. Die Kirche samt dem darunter liegenden Grab kann man auch heute noch besuchen. Ansonsten: Die Strände sind recht sauber, aber wenig gestaltet, was darauf hindeutet, daß sie auch in der Hochsaison noch nicht überlaufen sind. Die Vegetation ist eher spärlich; nur um die großen Hotelanlagen herum findet man durch künstliche Bewässerung am Leben erhaltenes üppigeres Grün. Dafür sprießen die Masten der zypriotischen Post entlang der Küste - nicht für GSM, sondern für den Richtfunk, der hier offensichtlich dem Kabellegen vorgezogen wird.

GSM ist trotzdem kein Fremdwort, denn die Masten der Richtfunkstrecken wurden offensichtlich auch gleich für GSM herangezogen, denn in ihrer Nähe hat man immer optimalen Empfang.

Weiter weg von der Stadt ist es nicht ganz optimal, aber immerhin noch möglich, obwohl man dann mit Echoeffekten und störenden Nebengeräuschen rechnen muß - die sind aber auch nicht schlimmer als etwa im elsässischen Mühlhausen.

Panasonic EB-G 450

Das heiße und trockene, politisch zerrissene Zypern suchte sich also Panasonic zur Präsentation seiner neuen Handys aus und wie die schaumgeborene Venus bzw. eigentlich Aphrodite, weil Zypern das "Geburtsland" der griechischen Liebesgöttin ist, erschienen sie auch: das EB-G 450 tatsächlich und das EB-G 600 als Dummy.

Das EB-G 450 tritt im Dezember 1997 oder Jänner 1998 die Nachfolge des bisherigen 350 an, das in den letzten Wochen ohnehin bereits praktisch ausverkauft war. Es soll Panasonic auch im Massenmarkt den Durchbruch ermöglichen, der dem Panasonic-Management im mittleren und oberen Segment mit dem EB-G 500 schon gelungen scheint: der Marktanteil stieg nach seinen Angaben 1995/1996 von zwei auf sechs Prozent an.

Vom 500er abgeleitet

Das EB-G 450 ist vom 500er abgeleitet und unterscheidet sich vor allem durch den Navigation-Key, wie er ähnlich schon z.B. von Mitsubishi und Nokia bekannt ist, und durch den Wegfall der Vibrationseinrichtung.

Übrigens sind laut Paul Gilliham von Panasonic alle Zubehörteile des 500ers zu verwenden. Die Menüführung, soweit bereits gesehen, dürfte ausgesprochen gut werden und die Bedienung noch leichter machen. Wie schon beim 500er gibt es auch für das 450er eine Einführungs-CD-ROM.

Zukunft EB-G 600

Einen kleinen Blick in die Zukunft stellte das 600er-Dummy dar, das für 1998 erwartet wird und die logische Weiterentwicklung des EB-G 500 darstellt, den Navigation-Key des 450 und einen Lithium-Ionen-Akku aufweist. 40 Sekunden Aufzeichnungszeit und ein völlig neu gestaltetes Mensch-Maschine-Interface stellen weitere Highlights eines Gerätes der Phase 2 dar, dessen großen Auftritt wir wohl zur CeBIT 1998 erwarten dürfen.

Zurück zum 450, das schon viel früher kommt: es wird 175 Gramm wiegen und mit dem Standardakku 141 × 46 × 25 mm wiegen. Mit dem größten Akku soll es eine volle Woche auf Empfang bleiben können.

Britische Herkunft

Die Panasonic-Handys kommen aus der 1988 gegründeten Fabrik im britischen Thatchham, die 1993 das erste typengeprüfte GSM-Handy der Welt liefern konnte und im Jahr davor zu den ersten Lieferanten von GSM-Telephonen überhaupt gehörte.

Wer es noch nicht gewußt hat: Panasonic ist - wie Technics - einfach ein Markenname der Matsushita Electric Industrial Company (MEI), die wieder ihren Namen einfach dem Gründer des Konzerns Konosuke Matsushita verdankt. MEI hat mehrere Untergrppen, von denen eine, nämlich die Matsushita Communication Industrial (MCI), für die Handys verantwortlich ist.

Dual-Band-Zukunft

Dual-Band gehört die Zukunft. Obwohl Panasonic derzeit noch kein Dual-Band-Handy im Programm hat, rechnet man auch dort fest mit dem Durchbruch dieser Technologie (siehe MOBILE TIMES 16 >>) und erwartet, daß bereits 1999 50% aller GSM-Handys Dual-Band-Geräte sein werden.

Franz A. Köttl


Mobile Geschichte

Matushita Communications (UK)
1989-09Beginn der Erzeugung von (analogen) Mobiltelephonen
1990-09GSM-Design-Team zusammengesetzt
1992-06Lieferung der ersten GSM-Telephone
1993-10Erstes GSM-Handy typengeprüft
1994-12EB-G 300
1995-08EB-G 400
1996-03EB-G 350
1996-09EB-G 500



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
Text © 1997 by Mobile Times; HTML © 2001-2003 by Mobile Times
Valid HTML 4.01!