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Artikel aus Mobile Times 19

Warum die Netze (noch immer) Lücken haben

Die Grünen haben im Dezember ein Vier-Punkte-Programm zum Thema GSM vorgelegt, in dem sie fordern, daß der Sicherheitsfaktor auf bis zu 1/10000 der ÖNORM abgesenkt wird, Anrainer bei der Errichtung von Funkstationen Parteienstellung bekommen, die Regierung einen Risiko-Forschungsschwerpunkt zum Thema GSM finanziert und schließlich, daß Basisstationen nur mehr in unverbautem Gebiet aufgestellt werden dürfen.


Im letzten Heft haben wir schon auf die Kunst der Panikmache gewisser Umweltschutzorganisationen hingewiesen. Nun tragen wir natürlich auch ihre Argumente vor. So haben die Grünen letzten Dezember ein Vier-Punkte-Programm zum Thema GSM vorgelegt, in dem sie folgendes fordern:

Sicherheitsfaktor

Einen "Sicherheitsfaktor", der um den Faktor 1000 bis 10.000 unter den Grenzwerten der ÖNORM liegt. Beschäftigt man sich aber ein wenig mit der Technik von GSM und der physikalischen Ausbreitung elektromagnetischer Strahlung, so wird bald klar daß

(1) ein Handy, das mit voller Leistungsabgabe sendet, den Grenzwert schon in zwei Zentimetern Abstand unterschreitet;

(2) ein Handy sendet in gut versorgtem Gebiet nicht mit 2 Watt sondern mit 0,02 Watt, und das nur etwa ein Achtel der Zeit, da man ja nicht ununterbrochen telephoniert, und das Handy nicht ständig mit der Basisstation kommuniziert und

(3) Sendemasten, die auf etwa 20 m hohen Türmen errichtet werden, den Grenzwert in maximal 39 cm Abstand unterschreiten.

Daraus folgt, daß dieser "Sicherheitsfaktor" nur bedeuten kann, daß die Sendeleistung um diesen Faktor 1000 bis 10.000 reduziert wird. Wenn man nun bedenkt, daß derzeit ein Sendemast einen Bereich von 2-3 km ausleuchtet, so bedeutet dies, daß diese von den Grünen vorgeschlagenen Mikrozellen einen Bereich von 2-3 Metern oder - bei einem Faktor 10000 - gar nur 20-30 cm ausleuchten. Und ein System, bei dem man alle 2 Meter einen Sender benötigt, kann ja wohl nicht der Sinn der Sache sein.

Parteistellung für die Anrainer.

Einschränkung der Betreiberrechte bei der Standortwahl gibt es zwar schon, aber auch das kann nicht der Weisheit letzter Schluß sein, denn die Betreiber wählen die Standorte ja aufgrund der optimalen Versorgung aus. Die Einengung der Standortwahl bedeutet ja nur, daß Leute in hügeliger Gegend einen schlechteren Empfang haben, als das ohnehin schon der Fall ist.

Sicherheitsabstand

Einen Sicherheitsabstand zwischen bewohnten Gebieten und den Sendemasten. Dazu wird von den Grünen vorgeschlagen, daß "die Basisstation außerhalb des Ortskerns in unverbautem Gebiet errichtet wird." Das wiederum bedeutet, daß man zwar in der Wildnis telephonieren kann, aber nicht länger dort, wo man wirklich unterwegs ist, nämlich in verbautem Gebiet.

Einen Forschungsschwerpunkt auf Risikoforschung zum Thema GSM, mit der Begründung: "Die Frage der gesundheitlichen Gefährdung durch niederfrequente gepulste GSM-Strahlung ist ungeklärt".

Hier kann man einwenden, daß das Gesundheitsministerium erst letztes Jahr eine Zusammenfassung aus über 2600 internationalen Studien zum Thema "Belastung durch Elektrizität" vorgelegt hat, die in Summe zu dem erfreulichen Ergebnis kommt, daß Menschen durch GSM nicht gefährdet sind. Lediglich einige elektronische Geräte können aussetzten, wenn ein aktives Handy näher als zwanzig Zentimeter kommt - und darum gibt es zum Beispiel in Spitälern Bereiche in denen Handys verboten sind. Aufgrund dieser Studie wurde der ÖNORM-Grenzwert auch neu festgesetzt, wo dies erforderlich war. Es stimmt also nicht, wenn die Grünen behaupten die gültigen Grenzwerte würden aus dem Jahr 1992 stammen. Außerdem finden im Rahmen der WHO weitergehende Untersuchungen statt an denen auch Österreich beteiligt ist. Wozu soll man das was man ohnehin schon tut noch ein zweites Mal machen? Nur um Geld auszugeben?

Was meinen Sie?

Sind diese Vorschläge der Grünen nicht unüberlegt und realitätsfremd? Sie ignorieren die physikalischen Tatsachen, die medizinischen Resultate und die wirtschaftlichen Gegebenheiten. Es werden ja schon jetzt die Netzbetreiber enorm behindert, notwendige Sendeanlagen zu installieren. Die Bauverhandlungen ziehen sich oft sehr in die Länge. Unzureichend oder falsch informierte Anrainer verhindern die rasche Versorgung mit einem funktionierenden Netz. Die beiden Netzbetreiber lächeln nur müde, wenn sie von den Plänen der Newcomer hören und meinen, sie werden so schnell nicht reüssieren können, da sie ihre Sender ja nicht aufstellen können. So viele verfügbare Plätze, an denen Sender installiert werden dürfen, gibt es ja nicht mehr. Ein Anrainer mit Elektrophobie genügt und die Versorgung ist geplatzt.

Der verärgerte Kunde sollte vielleicht nicht nur über die Netzbetreiber schimpfen, sondern sich organisieren, damit die Bedingungen für die Mobiltelephonie besser werden. Was dann, wenn er ein wichtiges, vielleicht sogar lebensrettendes Telephonat tätigen muß, und ein fehlender Sender verhindert dieses? Sollte man nicht aufklärend tätig sein - was meinen Sie?

Michael Köttl/Christine Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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