MOBILE TIMES Archiv Startseite : Archiv : Heft 19 : Artikel

Artikel aus Mobile Times 19

Fingerprints statt Nummerncodes

Seit einiger Zeit werden Sicherheitssysteme entwickelt, bei denen der Fingerabdruck, das Stimmenmuster oder die Augeniris zur Identifikation dienen. Fingerabdrücke werden schon seit über hundert Jahren kriminaltechnisch ausgewertet und zur Identifikation herangezogen. Kommt bald statt dem Pin-Code der Fingerprint?


Sicherheit ist immer ein Thema, da jede Sicherheitsmaßnahme über kurz oder lang geknackt wird. Momentan sind Zahlencodes die gängigste Vorkehrung, um unautorisierte Verwendung zu verhindern. Zahlenkombinationen schützen Reisekoffer, Haustore, Safes, Bankomatkarten, Handys, Computer und anderes mehr. Und wer soll sich alle die vielen Codes merken? Verwendet man aber für viele verschiedene Bereiche immer denselben Code, womöglich noch das eigene Geburtsdatum, ist das Sicherheitssystem nicht mehr viel wert. Beispiele für geknackte Codes sind nicht nur aus Krimis bekannt. Wie also läßt sich die Sicherheit erhöhen und gleichzeitig eine einfache Anwendung gewährleisten?

Schon seit einiger Zeit werden Sicherheitssysteme entwickelt, bei denen der Fingerabdruck, das Stimmenmuster oder die Augeniris zur Identifikation dienen. Fingerabdrücke werden ja schon seit über hundert Jahren kriminaltechnisch ausgewertet und zur Identifikation herangezogen. Neuer ist die Erkenntnis, daß auch die Iris jedes Menschen unverwechselbare, individuelle Merkmale aufweist. In Hochsicherheitsbereichen wird die Iriserkennung auch schon eingesetzt: Der Blick in eine unbestechliche Kameralinse genügt, um Türen zu öffnen. Für eine breitflächige Anwendung ist diese Methode aber noch nicht geeignet, da es noch nicht genügend statistisches Zahlenmaterial über die Augeniris gibt. Von der Menge an Zahlenmaterial, das bereits ausgewertet wurde, hängt nämlich ab, wieviele Merkmalspunkte zu erfassen sind, um eine eindeutige Identifizierung zu erreichen. Fingerabdrücke sind im Gegensatz zu Irismustern millionenfach in Polizeiarchiven gespeichert, sortiert, klassifiziert und ausgewertet worden. Die Analyse wurde schon soweit verbessert, daß nunmehr 12 charakteristische Stellen - die sogenannten Minutien - genügen, um eine eindeutige Erkennung auch von Teilabdrücken sicherzustellen.

Spezialchip aus Österreich

Natürlich gibt es bereits Sicherheitssysteme, die auf Fingerabdruckbasis funktionieren. Der Fingerabdruck wird meist via Scanner eingelesen und dann im Computer mit Archivaufzeichnungen an Zugangsberechtigten verglichen. Türöffner dieser Art sind vielleicht schon von Filmen in Erinnerung - oder wenn man selbst in einem Sicherheitsbereich arbeitet. Dieses System benötigt aber doch noch größere Gerätschaften und läßt sich daher nicht überall einsetzen. Aber es wird daran gearbeitet, und Siemens konnte nun in Graz einen Prototypen eines neuen Fingerabdruck-Sicherheitssystems vorstellen, das so klein ist, daß es auf einer Scheckkarte Platz hat. Und so dünn, daß es sich in eine Scheckkarte integrieren läßt. Siemens München entwickelte diesen Spezialchip, für den die Anwendungssoftware bei PSE Graz maßgeschneidert wird.

Der 100 mm² große Chip besteht dabei aus einem Gitter Mikrosensoren, die jeweils registrieren, ob eine Berührung stattfindet oder nicht. Der in die Fingertipcard eingebaute Chip liefert direkt ein Abbild des Fingerabdrucks am Bildschirm - eine Verbindung der Fingertipcard mit der parallelen Schnittstelle des PC genügt. es ist aber keine Archivaufzeichnung erforderlich, um die Autorisierung zu entscheiden, gibt es also zum Beispiel nur einen Zugangsberechtigten, so genügt die Fingertipcard selbst, um die Ja/Nein-Entscheidung zu treffen.

Welchen Finger man auf das 13 mal 13 Millimeter große Feld drückt, ist Geschmackssache. Man kann natürlich auch mehrere Fingerabdrücke einspeichern - zur Sicherheit, falls man sich eine Verletzung zuzieht.

Erprobungsphase läuft an

Wie fälschungssicher dieses System arbeitet, ist natürlich noch nicht erprobt. Da die Sensoren aber auch Schweiß und Durchblutung registrieren, muß es ein lebender Finger sein, der aufgelegt wird (oder zumindest ein noch warmer). Der Aufwand, einen Fingerabdruck lebender Hände nachzumachen, ist sicher relativ hoch, und damit könnte dieses System auch im Geldverkehr eingesetzt werden.

Neben der größeren Sicherheit im Einsatz von Kreditkarten harrt der Bereich Internetgeschäfte und Cybergeld auf eine sichere Lösung. Die Inbetriebnahme von Computern und anderen Geräten mittels Fingerabdruck dürfte aber das erste Einsatzgebiet dieses Chips sein. Die Autoindustrie überlegt, die elektronische Wegfahrsperre auf diese Art zu verbessern, denn die Geräte um codierte Schlüssel nachzuahmen, hat die Ostmafia schon. Und schon bald sollen Handys mittels Fingerprinttaste eingeschaltet werden können. Den PIN-Code kann man dann vergessen. Ende 1998 sollen die ersten funktionsfähigen Geräte auf den Merkt kommen.

Wenn dieses Vorhaben funktioniert, ist ein Millionen-Stückzahlen-Geschäft zu erwarten, auf das sich Österreich besonders freuen darf, denn diese Chips sollen im Villacher Siemenswerk produziert werden.

Christine Köttl/fwk




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
Text © 1998 by Mobile Times; HTML © 2001-2003 by Mobile Times
Valid HTML 4.01!