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Artikel aus Mobile Times 20

Über den Wolken ...

Telephonieren im Flugzeug

Daß Reiseflugzeuge aus Metall sind, ist wahrscheinlich jedem Passagier bekannt und wer in Physik aufgepaßt hat, der weiß auch, was ein "Faradayischer Käfig" ist. Beides zusammen ergibt ein Sicherheitsrisiko für Passagierflugzeuge.


Vielflieger hören schon gar nicht mehr hin, wenn die Stewardess die Durchsage macht: Handys ausschalten vor dem Start; Telephonieren während des Fluges ist verboten.

Irgendwo denkt man sich in der Luft kann es ja gar nicht funktionieren, wir sind zu weit weg von den Sendestationen. Aber man ist es einfach zu gewöhnt, in jeder Lage anzurufen, vor allem dann, wenn man sonst nichts tun kann. Man könnte doch einige Telephonate erledigen oder man müßte eigentlich seine Verspätungen durchgeben, da ja Flüge öfters ihre vorgegebenen Zeiten nicht einhalten.

Aber sorry, hier nicht! Und das hat auch gute Gründe. Gerade der Abflug und die Landung sind eine besonders sensible Phase im Flugzeug. Da kann eine Störung des Bordsystems schon über Leben und Tod entscheiden. Und das sollte allen Bordinsassen auch bewußt sein. So wichtig kann kein Telephongespräch sein - die Flugsicherheit ist wichtiger.

Handy-Spürer

So wichtig, daß die Lufthansa ein Gerät testete, um Uneinsichtige zu enttarnen. Jedes eingeschaltete Mobiltelephon soll damit aufgespürt werden.

Zur Erinnerung: ein Handy sendet auch dann, wenn kein Gespräch läuft. Ständig sucht es Kontakt zu einem Sender zu halten. Ist kein Sender in Reichweite, geht die Suche ständig weiter. Ein Verhalten, das wir auf der Erde durchaus schätzen, wird in der Luft im Normalfall zum sinnlosen Unterfangen. Daher ist es auch für die Schonung des Akkus sinnvoller, das Handy in der Luft abzustellen.

Leider ist ein Peilgerät zum sicheren Aufspüren der Vergeßlichen noch nicht einsatzbereit, wie uns Sprecher verschiedener Luftlinien unisono bestätigten. Die Tests verliefen wohl nicht zufriedenstellend. Bleibt also vorläufig nur die Ansage des Flugbegleiters, der hoffentlich alle Folge leisten.

Ein Techniker der Lauda Air brachte es auf den Punkt: "Da die Funkwellen von Handys innerhalb des Flugzeuges gesendet werden, können diese zu falschen Meßwerten der Instrumente im Cockpit führen - wie gefährlich das sein kann, muß man wahrscheinlich nicht näher erläutern."

Unter Nachrichtentechnikern kursiert seit einiger Zeit ein Witz, der die Problematik auf den Punkt bringt. Die letzten Worte einer Stewardess waren "Schau, ich kann die Landeklappen mit meinem Handy fernsteuern".

Beim Satellitentelephon wird nicht innerhalb des Flugzeuges gesendet, hier ist die Antenne außen angebracht und kann die Meßgeräte innerhalb des Flugzeuges nicht beeinflussen.

Alternative: Skyphone

Die Alternative zum eigenen Handy ist also das Satellitentelephon, das zwar nicht bei allen Flügen angeboten wird, aber bei Langstreckenflügen schon zum Standard gehört. Die Ausstattung mit Satellitentelephonen ist bei den einzelnen Fluglinien sehr verschieden. Wer also vorhat, während des Fluges Telephonate zu erledigen, sollte sich vorher vergewissern, ob das bei der gewünschten Fluglinie auch möglich ist.

Bei der Lauda Air sind in der neuen Boeing 777 alle 344 Sitze, egal ob Business oder Economy Class, mit einem Telephon ausgestattet. Das Skyphone befindet sich unter der Armlehne, wo es herausgezogen und mittels Kreditkarte aktiviert werden muß. Billig ist dieses Telephonservice nämlich nicht. Pro angefangener Minute werden 9,95 US-Dollar verrechnet, die Berechnung erfolgt erst ab der bestehenden Verbindung. Für Fehlversuche muß wenigstens nicht bezahlt werden.

Skyphone nennen sich diese speziell für Flugzeuge entwickelten Satellitentelephone. Ein Konsortium, bestehend aus British Telecommunications plc, Telenor AS und Singapore Telecom, ist der Betreiber von Skyphone.

Wie jeder terrestrische Telecom-Provider hat auch Skyphone eine 24-Stunden-Hotline installiert, die unter der Nummer 68# Hilfe verspricht.

Die Austrian Airlines bieten auf Langstreckenflügen ebenfalls Skyphone an, allerdings mit geringer Preisdifferenz. So kostet die Minute 9,90 US-Dollar. Die AUA hat ihren Airbus A 340 und 310 aber nur mit Wandstationen ausgestattet. Die Verführung, zum Telephon zu greifen, ist hier sicher geringer.

Weitaus großzügiger ist die Ausstattung der Swissair.

Großzügige Swissair

Die Schweizer haben ihre gesamte Flotte mit Satellitentelephonen ausgerüstet und bieten diesen Service auch innerhalb Europas an.

Bei den innereuropäischen Flügen hat der Airbus 320 in der Business Class ein Telephon zwischen zwei bzw. drei Sitzen eingebaut. Bei den Langstreckenflügen ist die Ausstattung in der MD-11 und Boeing 747 erweitert um zwei Wandtelephone in der Economy Class, die Business Class bietet wie im Airbus ein Telephon für zwei Sitze. Die Tarifgestaltung ist bei der Swissair differenzierter.

Auf Europaflügen kostet eine Minute 8,60 US-Dollar, im Langstreckentarif klettert der Minutenpreis auf 11 US-Dollar, es wird allerdings im 30-Sekunden-Takt abgerechnet. 5,50 US-Dollar sind also der Minimumbetrag, den auch Kürzesttelephonierer berappen müssen.

Im Flieger ist man nicht mehr stundenlang von der Außenwelt abgeschnitten. Nur die Kosten beschränken wohl noch die Freude am Telephonieren im Flugzeug.

Aber vielleicht verändern die neuen Satellitentelephonsysteme wie Iridium die Preisstruktur und es eröffnet sich auch hier mit der Konkurrenz eine kommunikativere (und geldbörsenschonendere) Zukunft.

Was Iridium sicher ändert, ist die Art, wie man in Flugzeugen telephoniert. Statt der Kreditkarte, die man jetzt braucht, ist dann die SIM-Karte vonnöten. Es kann auch die eines Betreibers sein, der mit Iridium ein Roamingabkommen hat (A1 und max. haben). Diese Karte steckt der Passagier an Bord in das Telephon in seiner Armlehne und schon kann er nicht nur telephonieren, sondern ist auch erreichbar.

Christine Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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