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Artikel aus Mobile Times 21

Gemanagt in jeder Lebenslage

Wer von Zettelwirtschaft genug hat, und nicht jedes Jahr die Adreßlisten in den neuen Kalender übertragen will, der greift schon seit längerem zu einem Organizer. Mittlerweile sind diese Geräte schon für jede Taschengröße vorhanden (Brieftasche und Jackentasche)


Organizer gibt es heute schon in fast allen Größen: vom einfachen Adreßbuch und Kalender, der sonst eigentlich gar nichts kann, bis hin zum vollwertigen Westentaschencomputer für Leute mit kleinen Fingern. Immer mehr um sich greift auch die Bedienung per Stift statt über die Tastatur, wobei Schrifterkennung weniger gefragt ist. Denn offenbar ist man der Meinung, daß die Fehlerhäufigkeit bei der Erkennung von Handschrift durch die nachträglichen Korrekturen genauso viel Zeit erfordert, wie das Eintippen auf einer virtuellen Tastatur auf dem Bildschirm.

Schrifterkennung lite

Einzige Ausnahme dabei ist der PalmPilot von US Robotics, der allerdings keine wirkliche Schrifterkennung bietet, sondern es erforderlich macht, eine eigene Schrift namens "Grafitti" zu lernen. Diese Schrift besteht aus abgekürzten Symbolen, die - sobald man sie erlernt hat - schneller zu schreiben sind, als normale Schriftzeichen. Um dieses Lernen zu erleichtern, gibt es auch ein Spiel, das entfernt an Tetris erinnert: es fallen Buchstaben herunter, und man muß diese nachschreiben, bevor sie den unteren Bildschirmrand erreichen.

Die anderen Organizer mit Touchscreen geben sich etwas einfacher. Der Cassiopeia von Casio benötigt ohnehin keine Schrifterkennung, da er über eine vollständige Tastatur verfügt, wogegen der Avigo 10 von Texas Instruments erwartet, daß man die Buchstaben mit dem Stift von einer virtuellen Tastatur pickt. Man kann diese virtuelle Tastatur auch auf "T9" stellen, dann erhält man neun größere Kästchen, in denen jeweils drei Buchstaben stehen, ähnlich wie bei einem Telephon. Dahinter verbirgt sich ein Algorithmus, der selbständig geeignete Wörter aus seiner Liste sucht.

Für "Feder" beispielsweise würde man viermal in das Kästchen "def" und einmal in "pqrs" tippen. Da die Kästchen größer sind, kann man sicherlich schneller tippen, ohne daneben zu geraten. Wenn man allerdings das Layout einer normalen Tastatur gewohnt ist, muß man sich schon umgewöhnen, wo welcher Buchstabe ist. Der Algorithmus selbst ist relativ schnell und ziemlich gut in der Beurteilung, welches das wahrscheinlichste Wort ist. Wenn man damit nicht zufrieden ist, kann man aus einer Liste von möglichen Wörtern auswählen. Als Sprache ist neben dem voreingestellten Englisch auch Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch vorhanden, die man von der Begleit-CD einspielen kann.

Der Strom kommt nicht aus der Steckdose...

... sondern im allgemeinen aus der Batterie. Natürlich kann man auch ein Netzgerät anschließen, aber der Regelfall ist doch, daß der Organizer alleine unterwegs ist, und man daher auf die Leistung der Batterien angewiesen ist. Ebenso ist es die Regel, daß es neben der Hauptbatterie eine Backup-Batterie gibt, die während die Hauptbatterien gewechselt werden die Aufrechterhaltung des Datenspeichers übernimmt. Doch wie gesagt ist es nur eine Regel, und deshalb gibt es natürlich auch eine Ausnahme: den PalmPilot, der auf eine Zweitstromquelle verzichtet. Dafür gibt es eine interne Kapazität, die für circa eine Minute den Speicher aufrecht erhält. Das sollte genügend Zeit sein, um die Batterien zu wechseln (außer man ist sehr patschert).

Auf alle Fälle lassen sich die Hauptbatterien bei allen Geräten leicht wechseln. Interessanter sind da schon die Methoden zur Entsicherung der Fächer für die Knopfzellen, die als Backupbatterien dienen. Beim Cassiopeia muß man einen spitzen Gegenstand - wie zum Beispiel einen Kugelschreiber - in ein Loch drücken, um die Abdeckung herunterzunehmen. Beim Avigo dagegen braucht man sogar einen Schraubenzieher, da die Batterie durch einen angeschraubten Metallbügel gesichert ist. Lediglich beim PocketMate kommt man ohne Werkzeug aus. Da hier die Hauptbatterie und die Backupbatterie beides Knopfzellen sind, gibt es einfach zwei gleichartige Fächer und einen Schieber. Ist dieser in der Mittelstellung, so sind beide Fächer gesperrt. Ist er hingegen auf einer der beiden Seiten, so läßt sich das entsprechende Fach öffnen.

Wie finde ich mich zurecht?

Das "Zurechtfinden" geht für den Ungeübten wohl beim Casio am einfachsten. Denn hier ist das Betriebssystem Windows CE, das heißt die Oberfläche ist für jeden verständlich, der einmal mit Windows 95/NT gearbeitet hat. Dank Version 2.0 gibt es nun auch eine deutsche Version, die ja für CE 1.0 nie herausgekommen ist. Die Bedienung erfolgt wahlweise über den Stift, der als Mausersatz dient, oder über die Tastatur. Denn die meisten der gewohnten Befehle, die mit [Alt] anfangen, gibt es natürlich auch hier. Die vorinstallierte Software leistet alles, was ein Organizer können muß plus einige Funktionen, wie sie früher ein Notebook hatte (die ja heute oft schon mehr können als ein Desktop - aber das ist eine andere Geschichte...).

Als Grundausstattung muß man natürlich einmal den Kalender, die Aufgabenliste und das Adressenverzeichnis betrachten. Diese Funktionalitäten werden von Pocket Outlook zur Verfügung gestellt, das - nomen est omen - nicht nur eine ähnliche Bedienoberfläche wie MS Outlook hat, sondern auch die selben Funktionen.

Ebenso wie bei Outlook wird hier die traditionelle Funktion des Organizers um eine Postverwaltung erweitert, die über ein E-Mail Programm die Post verwalten kann. Als geeignetes Programm ist natürlich der Pocket Internet Explorer vorhanden. In diesem Bereich gibt es von Netscape noch kein geeignetes Programm, weshalb man beim Surfen im Web vorerst nicht mit einer Klage, sondern nur mit den hohen Telephonkosten rechnen muß. Denn mobil telephonieren ist zwar teilweise schon billiger als im Festnetz (insbesondere zu einem anderen Mobiltelephon), aber immer noch teurer als die Online-Tarife, die man beim Internet-Zugang über eine feste Leitung zu berappen hat.

Doch Microsoft hat noch mehr Programme mit Windows CE gebündelt: Unter dem Namen Pocket Office verbergen sich abgespeckte Versionen von Word, Excel und Powerpoint. Diese wurden allerdings nicht vollständig übersetzt. So sind zum Beispiel die Tastenkürzel mit denen man den Text formatiert noch die englischen (Strg+B für Fett, statt Strg+F). Auch ist der "Rechtsklick", der in Win'95 ja für viele hilfreiche Funktionen verwendet wird, in WinCE durch Strg+Alt+ Tippen realisiert, funktioniert aber nur auf dem Desktop und wird weder von Pocket Outlook noch von Pocket Office unterstützt.

Was unterstützt wird sind Projektoren, wobei Powerpoint bei Folien, bei denen Notizzettel vorhanden sind, diese auf dem Bildschirm anzeigt, und die Folie auf dem Projektor. Die Pocket-Version unterstützt aber keine Animationen und Übergänge. Auch können keine Präsentationen erstellt werden, sondern nur der Text der Titelfolie bearbeitet werden. Führt man die Präsentation auf dem Handheld selbst durch - vermutlich nur für eine Person - so kann man auf den Folien zeichnen, was aber nicht abgespeichert wird.

Zusätzlich hat Casio noch zwei eigene Programme vorinstalliert: PaintAtlas und SoundVega. Mit PaintAtlas kann man einfache Graphiken im GIF-Format erstellen, wobei neben Strichen, Rechtecken und Ellipsen auch Straßen und Eisenbahnen vorhanden sind, da man offenbar angenommen hat, diese Skizzen werden öfters kleine Landkarten darstellen. SoundVega dagegen bearbeitet WAV-Dateien. Auf diese Art ersetzt der Cassiopeia auch das Tonbandgerät. Doch Vorsicht, man muß mit etwa 0,5 MB Speicher pro Minute Ton rechnen.

Gleich und doch verschieden

Unter dieses Motto könnte man den PalmPilot und den Avigo stellen. Beides sind Geräte im Format eines Notizblockes, die sich ausschließlich an den Stift als Eingabemittel halten. Ebenso verwenden beide ein proprietäres Betriebssystem, das über die Dockingstation mit Windows-Programmen zusammenarbeiten soll. Doch hier hören sich die Ähnlichkeiten auch schon wieder auf. Denn während der Avigo im Bündel mit dem Lotus Organizer 97 verkauft wird, hat US Robotics seine eigene Software namens PalmPilot Desktop beigefügt.

Auch das Aussehen selbst unterscheidet sich etwas, denn der PalmPilot ist in einer versteiften Kunstlederhülle, während der Avigo sich offenbar auf den Apple Newton besonnen hat, und eine Klappe zum Schutz des Bildschirms verwendet. Dabei ist die Taste, die die Klappe entriegelt gleichzeitig die Ein/Aus-Taste, so daß man das Gerät mit einem Fingerdruck in Betrieb nehmen kann. Dagegen ist beim Pilot das erste Einschalten ohne Handbuch etwas verwirrend, da der Schalter mit dem Symbol einer Glühbirne gekennzeichnet ist. Das rührt daher, daß man die Hintergrundbeleuchtung durch einen längeren Druck auf diese Taste aktiviert. Um zu vermeiden, daß man versehentlich ausschaltet, ist es empfehlenswert erst auszulassen, nachdem das Licht an ist.

Worin sich die Geräte wieder einig sind, ist daß die häufig verwendeten Applikationen neben virtuellen Tasten auf dem Bildschirm auch reale Tasten unterhalb des Bildschirmes haben. Ebenfalls haben beide Geräte bei diesen physischen Tasten auch einen Wippschalter zum Scrollen in Texten oder Listen.

Die Standardfunktionen von Kalender, Adreßverwaltung und Notizblock ist natürlich bei beiden vorhanden - wobei man anmerken muß, daß beide die Termine in Fünf-Minuten-Schritten verwalten - doch eignen sich beide Modelle nicht wirklich zum Eingeben längerer Texte. Unterschiedlicher fällt da schon die Ausstattung an zusätzlicher Software aus. Der Avigo erlaubt es zum Beispiel eine komplette Ausgabenrechnung nach Kategorien sortiert vorzunehmen, während man mit dem PalmPilot nur die Daten erfassen kann, und sie anschließend mit Excel auswertet, das dann allerdings in bester statistischer Qualität, wobei auf der PalmPilot CD auch die entsprechenden Excel-Vorlagen vorhanden sind.

Auch kann man mit dem Avigo Zeichnungen erstellen, wobei für Ampeln, Häuser, Autos, Pfeile und andere häufige Symbole schon vorgefertigte Objekte vorhanden sind, die man rasch und leicht einfügen kann. Bei der Auswahl der Symbole scheint man insbesondere an des Erstellen von Straßenplänen und Skizzen von Gängen in größeren Gebäuden gedacht zu haben, aber das sind ja wahrscheinlich die häufigsten Graphiken, die man auf Organizern erstellt. Andererseits sind auf dem Avigo keine Spiele, während sich auf dem PalmPilot von der CD - oder auch von Drittanbietern - Spiele installieren lassen. Denn wenn man eine Stunde auf dem Flughafen warten muß, die Adressen alle schon geordnet und die Termine aktualisiert sind, was soll man sonst tun?

Das ist alles so kompliziert

Wem alle diese Geräte zu schwierig sind, der kann von Texas Instruments auch etwas kleineres bekommen. Klein aber nicht in den Außenmaßen, da man auf einer Scheckkarte schwerlich eine bedienbare Tastatur unterbringen würde - und die hat der PocketMate. Klein vielmehr wenn man die Funktionen mit denen der anderen Geräte vergleicht. Es gibt einen Kalender, der wenn er aufgerufen wird, automatisch den nächstgelegenen Termin anzeigt, und auch eine Monatsübersicht geben kann. Auch ein Adreßbuch ist vorhanden mit dem man drei getrennte Adreßlisten führen kann, sowie ein Notizblock und ein Rechner als auch eine Weltzeituhr. Befehle werden über die Zifferntasten des getrennten Ziffernblocks aus Listen ausgewählt, während die einzelnen Programme direkt über separate Funktionstasten gestartet werden. Natürlich ist auch hier ein Abgleich mit dem PC möglich, und zwar - wie bei allen Organizern der Firma Texas Instruments - auf den Lotus Organizer 97, der wie beim Avigo im Paket mit dem PocketMate abgegeben wird.

Der PocketMate ist sicherlich ein recht einfaches Gerät, und auch die grobe Auflösung des Displays in sechs Zeilen zu je 24 Zeichen, die wiederum aus sechs mal fünf Pixeln aufgebaut sind, trägt nicht zum Gesamteindruck bei. Allerdings ist es klar lesbar, und die Funktionen erfüllen das was man von einem Organizer erwartet: das Verwalten von Terminen, Adressen und Notizzetteln. Alles andere ist nur schmückendes Beiwerk.

Michael Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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