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Artikel aus Mobile Times 22

Symbian - nicht Symbiont

Symbiont, der: Partner eines Zusammenlebens ungleicher Lebewesen zu gegenseitigem Nutzen.

Die Handyhersteller Nokia und Ericsson arbeiten in Symbiose mit dem Organizerfabrikanten Psion zusammen am neuen Smartphone.


Von allen Seiten wird immer wieder das Zusammenwachsen so verschiedener Bereiche wie Telephon, Fernseher, Computer und Organizer propagiert. Einzelne Schritte dieser Entwicklung waren auch schon zu sehen: so hat sich der Organizer von einem kleinen Kalenderverwalter zu einem praktisch vollständigen Computer gemausert, wie die neuen Geräte unter Windows CE oder EPOC 32 zeigen. Ein weiterer Schritt waren Kombinationen von Organizer und Handy wie zum Beispiel der Nokia 9000 Communicator, der hier eine Vorreiterrolle hatte.

Doch unter welchem Betriebssystem läuft der Handy-Organizer, für den sich die Bezeichnung Smartphone bzw. Communicatoren - je nachdem ob Telephon oder Organizer überwiegt - eingebürgert hat, denn nun eigentlich? Bislang waren es Systeme, die von den Handyherstellern einiges an Softwareerstellung verlangten, und außerdem nicht voll kompatibel zu Computerplattformen, und schon gar nicht kompatibel zu anderen Handys waren. Wenn man jetzt aber ein Smartphone mit der Funktionalität des Organizers will, und außerdem gute Zusammenarbeit mit PCs und anderen Handys, so gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann die Software selber stricken - was bei dem Entwicklungsaufwand für ein 32-Bit-Betriebssystem sehr teuer wird -oder man verwendet ein schon vorhandenes Betriebssystem.

Welches Schweinchen hätten Sie denn gerne?

Wenn man bedenkt, daß das neue Betriebssystem auf den Handys verschiedener Hersteller laufen soll, die ja unterschiedliche Chipsets verwenden, so gibt es nur zwei verbreitete Betriebssysteme, die diese Portabilität schaffen: Windows CE der amerikanischen Firma Microsoft, und EPOC 32 vom Briten Psion. Beides sind 32-Bit-Betriebssysteme, die auf einer Vielzahl von Prozessoren laufen können: vom Organizer, über die Waschmaschine bis zum Handy.

Nachdem Microsoft den Organizermarkt durchgerührt hatte, erwartete man, daß auch für Smartphones Windows CE kommen würde. Dem war aber nicht so. Denn Microsoft hatte für Win CE bei weitem weniger Marketing betrieben, als für seine anderen Produkte ... hätte aber auch wenig Sinn gemacht. Denn wenn man sich einen Computer kauft, so macht es sehr wohl Sinn, daß ein Softwarehaus wirbt, damit man seine Produkte installiert, und nicht die der Konkurrenz. Ein Slogan wie "Neu! Win CE 2.0 für Deinen Psion!" bringt aber nichts, da die Betriebssysteme von Organizern im ROM verdrahtet sind. Hier lag das Marketing bei den Herstellern der Organizer. Microsoft griff zur Einführung auf seine etablierten Partner aus der Computerbranche zurück, und die betreiben Organizer als Nebengeschäft, setzen hier somit keinen Schwerpunkt.

Psion dagegen fabriziert ausschließlich Organizer und andere Handheld Devices, wirbt daher mit aller Macht für diese Produkte - weshalb Psion in Europa auch der verbreitetste Organizer ist. So war es nur logisch, wenn sich die beiden größten europäischen Handyhersteller mit dem größten europäischen Hersteller von Organizern und einem portablen 32-Bit-Betriebssystem zusammenschließen.

Ericsson + Nokia + Psion = Symbian

Ergo gründeten Ericsson, Nokia und Psion am 24. Juni Symbian, deren Herzstück die Softwareschmiede von Psion ist. Die Aufgabe von Symbian ist es, das Betriebssystem EPOC 32 weiterzuentwickeln, Standards wie Wireless Application Protocol, Java und Bluetooth einzubinden, sowie Lizenzen an Hersteller von Smartphones und Communicatoren zu vergeben. Zudem sollen mehr als bisher Programme von Dritten auf den Markt kommen.

Da mittlerweile auch Motorola eine Beitrittserklärung abgegeben hat und Philips schon früher ein Smartphone auf EPOC-Basis präsentiert hat, ist Symbian und EPOC 32 ziemlich sicher der Weg der Zukunft.

Michael Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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