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Artikel aus Mobile Times 23

Mit dem Handy nach Osten

Mancher Mobile Times-Leser mag ja glauben, daß Österreich hauptsächlich aus dem Land um Wien besteht und von dort auch die Himmelsrichtungen bezeichnet werden, Vorarlberg liegt für Wiener daher auch hinter dem Arlberg und hat so gesehen den falschen Namen. Wir betrachten es diesmal einmal umgekehrt und fahren von Feldkirch nach Osten.


Bahnreisende kommen bei Feldkirch aus der Schweiz - wo lange kein Empfang war - über ein Stück Liechtenstein - wo Swiss GSM zu beobachten ist - nach Österreich. Bis Bludenz verläuft die Bahnstrecke so, wie man es als GSM-User hierzulande gewohnt ist: meist weitab von jeder Basestation.

Im Tunnel zwischen Feldkirch und Frastanz gibt es gar nichts, dann ist plötzlich Connect da. Ab Frastanz gesellt sich auch max. dazu, das aber bei Freiland wieder verschwindet, Das läuft dann im ewigen Auf und Ab bis Bludenz, Netze kommen und gehen, telephonieren könnte man meist ohnehin nicht, weil die Feldstärken der Sender zu gering sind. Das heißt, sie sind so weit weg, daß sie das Handy gar nicht "hören" können. Das ist auch der Grund, warum A1 im Folgenden kaum vorkommt: Für diesen Vorgeschmack auf künftige Testfahrten mit Meßwagen und Meßgeräten setzten wir drei unterschiedliche Dual-Band-Handys ein, nämlich das Mitsubishi MT-D30, das Nokia 6150 und das Siemens S15.

Dabei zeigte sich, daß das Nokia dort konsequent verweigerte eine Empfangsanzeige zu bringen, wo es selbst mit dem Sender nicht "reden" konnte. Das Nokia war aber mit einer A1-Karte bestückt. Konsequenterweise war das von Connect stammende Mitsubishi mit einer Connect-Karte und das Siemens - natürlich - mit einer max.karte., ausgerüstet. So viel nur als Erklärung dafür, warum A1 vielleicht in der folgenden Analyse nicht sehr oft vorkommt.

Connect überrascht

Eines gleich vorweg: Es sieht so aus, als ob die von Connect versprochene Deckung in der Testregion tatsächlich vorhanden wäre. Das war die Überraschung. Keine Überraschung war hingegen die Tatsache, daß die Gesprächsqualität bei einer Verbindung zu einem Festnetzanschluß um keinen Deut besser war als bei den Mitbewerbern.

Schwarze Löcher

Es mag ja sein, daß A1 und max. die Tunnels auf den wichtigsten Autorouten bereits GSM-tauglich gemacht haben. Da aber Mobile Times-Mitarbeiter beim Autofahren nur selten Gelegenheit haben, die Feldstärkeanzeige im Auge zu behalten und außerdem angehalten sind, beim Autofahren nur in dringenden Fällen über eine Freisprechanlage zu kommunizieren, fällt uns das recht wenig auf. Gerne arbeiten wir allerdings in der Bahn, die aber von den Netzbetreibern wohl noch nicht als Standort von Verbindungsminuten generierenden Mobilfunkkunden gesehen wird.

Anders ist es ja nicht zu erklären, warum ausgerechnet die Eisenbahntunnels noch immer Stiefkinder der Netzversorgung sind. Bei unserer Fahrt nach Osten war es jedenfalls so: in jedem Tunnel Totalausfall aller Netze.

Arme Deutsche

Bevor wir uns noch intensiver mit der Bahnstrecke in Österreich beschäftigen, werfen wir einen kurzen Blick auf die Netzversorgung auf der Korridorstrecke Kufstein-Rosenheim-Salzburg, Irgendwie sieht es dort so aus wie in österreichischen Tunnels: kein Netz! Am ehestens war noch E-Plus zu finden und gelegentlich eine Überreichweite von A1 festzustellen. Aber zurück in die Heimat.

Vor dem Arlberg

Die Strecke von Feldkirch bis Bludenz haben wir weiter oben ja schon genauer beschrieben, jetzt geht es auf den Arlberg hinauf. Die Bahn zählt die Kilometer von Innsbruck nach Bludenz, daher ist Kilometer 135 in Bludenz und Kilometer 0 in Innsbruck. An bekannteren Orten an der Strecke seien genannt: Langen (kein max.), St. Anton (kein A 1), Ötztal (kein max.) und schließlich Telfs, Zirl und Völs, wo alle drei funkten.

Am grünen Inn

In Innsbruck hatten wir dann Zeit (11 Minuten Aufenthalt - wie in Urzeiten der Eisenbahn), auch einmal genauer zu schauen: Das Nokia 6150 zeigte für A1 vier von vier Teilstrichen, das Siemens S15 für max. drei von vier und das Mitsubishi MT-D30 für Connect vier von fünf möglichen Balken. Angesichts der Tatsache, daß die Waggons nicht nur aus Metall bestehen, sondern auch metallbedampfte Fenster haben, kein schlechtes Ergebnis.

Nicht ganz so gut sah es in Jenbach aus: A1 eins von vier, max. zwei von vier, nur Connect vier von fünf. In Wörgl war es etwas besser: A1 zwei von vier, max. zwei von vier und Connect drei von fünf. Der Grenzbahnhof Kufstein - teilweise durch Züge der "Rollenden Landstraße" fast blockiert -, war zwar kein schwarzes Loch, aber doch eher schwach bestrahlt: A1 eins von vier, max. eins von vier und Connect zwei von fünf.

Grüne Wüste

Wie schon weiter oben erwähnt, ist die Versorgung in Deutschland auf der Korridorstrecke eher schwach. Sie zeigt aber - im Prinzip haben ja alle drei Handys die gleiche Chance einzubuchen - die ungefähre Empfindlichkeit der drei Testhelfer.

Wie schon erwähnt, gab es fast nirgends Kontakt. E-Plus war am häufigsten vertreten. Daffür entschädigt ja die Landschaft: die blühenden Wiesen Bayerns sind sicherlich für ruhebedürftige Menschen ein sehr beruhigender Anblick. Die nicht vorhandene Anzeige der Empfangsfeldstärke am Display des Handys für den nervösen Geschäftsreisenden sicherlich nicht.

Da freut der Anblick des Displays bei der Überquerung der Grenze wohl sehr: alle drei Österreicher geben ihre Anwesenheit und Verbindungsbereitschaft bekannt.

Franz A. Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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