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Artikel aus Mobile Times 23

Im Rotlicht-Milieu

Es hört sich leichter an als es ist: Datenübertragung via Infrarot. Wir haben in den letzten Wochen eine Reihe von Produkten, die über einen Infrarotanschluß verfügen, ausprobiert und haben dabei einige Überraschungen erlebt. Aber lesen Sie selbst.


Das Kürzel IrDA steht für Infrared Data Association. Was recht einfach erscheint - zwei Geräte richten ihre IrDA-Schnittstellen gegeneinander aus und kommunizieren so miteinander - ist in der Praxis weit trickreicher als man sich anfangs vorstellt.

Infrarot ist ja bekanntlich kein Rot, sondern eine Wellenlänge, die unterhalb der des roten Lichtes angesiedelt ist. Daher kann man Infrarot genau so wenig sehen wie Ultraviolett, das eben über Violett liegt und daher ebenfalls unsichtbar ist.

Unser Notebook vom Dienst heißt jetzt schon beinahe ein Jahr Compaq Armada 7700. Der sollte auch der Kern unserer Betrachtungen sein, weil er serienmäßig über eine IrDA-Schnittstelle verfügt. Als Drucker kam ein Canon BC 50 - ebenfalls mit IrDA - zum Einsatz.

Canon BC 50

Der BC 50 fällt in die Kategorie der wirklich mobilen Geräte, denn er kommt serienmäßig mit einem Akku, der immer im Gerät bleiben muß, auch wenn man den Drucker ans Netz hängt. Die Bedienung des Druckers ist einfach, die Druckqualität des Farbtintenstrahldruckers kann auch mit größeren Standgeräten mizuhalten.

Der Versuch, einen Text vom Compaq auf dem Canon-Drucker auszudrucken, war zwar über Kabel sofort erfolgreich - dem Canon-Drucker liegen alle erforderlichen Treiber für Windows 3.11 und Windows 95 bei -, aber beim Drucken über die IrDA-Schnittstelle scheiterten wir zunächst kläglich.

Ein Blick auf die IrDA-Datei xxx des Compaq und ins Handbuch des Canon enthüllte rasch das Problem: Canon erwartet am Computer eine Software IrDA 2.0 oder höher; der Compaq hatte aber nur 1.0.7 zu bieten. Ein Blick auf die Supportseiten von Compaq
http://www.compaq.com
half auch nicht weiter, denn die dortigen Downloads waren auch nicht neuer. Erst die von uns schon oft als letzte Rettung benutzte Internet-Site
http://www.download.com
lieferte den ersehnten Infrarottreiber der Version 2.0. Nach deren Installation ging das Drucken via Infrarot absolut ohne Probleme vonstatten.

Psion 5

Weniger glücklich waren wir beim Versuch, von unserem Psion 5 via Infrarot zu drucken. Der sonst so sympathische Handheld meinte nur lapidar: "Dieser Drucker wird nicht unterstützt". Hilfe war auch nicht in Sicht, also ließen wir es bleiben und starteten den Versuch, das Ericsson SH 888 über Infrarot mit dem Psion 5 zu kontaktieren und siehe da, es klappte auf Anhieb.

Die Message Suite, die bei neueren Geräten bereits auf der PsiWin-CD vorhanden ist bzw. für Fünfer der ersten Serien gratis aus dem Internet heruntergeladen werden kann, bildete die solide Basis für den Datenverkehr auf dem Psion.

Nokia-Handy

Weniger Glück hatten wir dafür mit den Nokias-Handys, die mit dem Psion eigentlich nicht wollten, dafür mit dem Compaq wunderbar harmonierten - nachdem wir die Cellular Data Suite von Nokia installiert hatten. Der Grund ist einleuchtend: Während das Ericsson SH 888 über ein Hardware- "Modem" verfügt, setzt Nokia auf eine Softwarelösung.

Dafür konnten die Nokias selbstverständlich miteinander: das Spielen der Nokia-Games zu zweit über Infrarot kann bei langen Zugfahrten durchaus Unterhaltungswert haben.

Nokia ist eine Firma wie Microsoft: mit dem nächsten Update sollen auch die Nokia-Handys mit anderen Geräten können; so wurde es uns wenigstens versichert.

Ericssons Handhelds

Kehren wir wieder zu Ericsson zurück, diesmal allerdings nicht zu den Handys. sondern zu den Handheld-Computern. Seit dem MC12, dem ersten CE-Computer von Ericsson hat sich einiges getan und jetzt ist der unter CE 2.0 laufende MC16 der Computerzusatz, den, wenn es nach den Schweden geht, jeder Ericsson-Kunde haben soll.

Der wichtigste Kritikpunkt, den wir seinerzeit (MT 19, Seite 60) gegen den MC12 geäußert haben - nämlich das unpraktische Kabel, mit dem man sein Handy an den Handheld anhängt - hat Ericsson ja schon länger korrigiert und mit dem DI 27 eine ansteckbare Infrarotschnittstelle für alle Handys der 6er- und 7er-Serie auf den Markt gebracht. Diese DI27 ist wahrscheinlich derzeit das kleinste serienmäßige Modem der Welt. Noch eleganter ist es nur, wenn man es bereits im SH 888 eingebaut hat.

MC12-Upgrade

Für alle Besitzer des MC12 gibt es bei Ericsson ein Upgrade, mit dem man - soweit wie möglich - den MC12 auf aktuellen Stand bringen kann. Sogar eine Tastaturschablone für die deutsche Tastenbelegung gibt es für den CE-Rechner der ersten Stunde.

Eigentlich erstaunlichlich, was Ericsson alles unternimmt, um seine Windows CE-Kunden zufriedenzustellen, wenn man dieses Verhalten mit dem anderer Computeranbieter vergleicht. Dabei hat sich Ericsson erst vor kurzem für EPOC-32 als Betriebssystem für Smart-Phones und Handhelds entschieden hat.

Den Kunden freut es jedenfalls. Zwar wird man sich heute selbstverständlich keinen MC12 mehr kaufen, aber es kann nicht oft genug betont werden, daß die Upgrade-Möglichkeit nicht nur versprochen, sondern dann auch tatsächlich angeboten wird, ist bei Computersystemen, die auf Microsoft-Betriebssystemen beruhen, keine Selbstverständlichkeit, denn meist wird dem Kunden dann empfohlen, einfach einen neuen Rechner zu kaufen, auf dem die neueste Software ja ohnehin viel optimaler laufen soll. Allfällige Korrekturen könnte man dann beim nächsten Update ... Großes Lob also dafür, daß Ericsson etwas getan hat, was, obwohl es eigentlich selbstverständlich sein sollte, es keineswegs ist.

Der MC16 hat - wie schon sein Vorgänger - alle Stärken und Schwächen, die durch das Betriebssystem und die Vorgaben von Microsoft für die Hardware bedingt sind.

Optisch unterscheidet er sich vom Vorgänger kaum. Äußerlich ist lediglich statt einem aufgeklebten CE-Logo jetzt ein gedrucktes vorhanden. Aufgeklappt ist ein wenig mehr an Unterschieden zu sehen: Die Tastatur hat jetzt ein QUERTZ-Layout, wo sogar die Umlaute an der richtigen Stelle liegen. Auch bei anderen Details gab es Änderungen: Das Wort "ENTER" auf der entsprechenden Taste, wurde durch das bekannt Symbol ersetzt. Auch auf der "TAB"-Taste finden sich jetzt (zusätzlich) die Pfeile.

Wie beim Vorgängermodell bleibt der PCMCIA-Slot frei, weil ja Ericsson mit einer eigenen Konstruktion den Erweiterungsplatz für zusätzliches Memory mit einer Kombination von Modem und Memory belegt.

Über die Vor- und Nachteile des MC16 werden wir Sie in einem der nächsten Hefte informieren. Hier geht es eher um die Infrarotschnittstelle an der rechten Seite des Handhelds, die ebenfalls an der gleichen Stelle sitzt wie beim Vorgänger.

Infrarot gegen Funk

Die unter "Bluetooth" bekannt gewordene Initiative zur Entwicklung einer auf Funk basierenden lokalen Verbindung wird wohl in Zukunft den erst in Entwicklung befindlichen Infrarotschnittstellen einiges an Markt wegnehmen. Allerdings ist "Bluetooth" noch lange nicht so weit, daß man von einem Produkt sprechen kann. Außerdem ist Infrarot relativ einfach einzubauen.

Ein weiterer wichtiger Grund, der für Infrarot spricht, ist die Tatsache, daß Funk natürlich viel leichter abgehört werden kann. Auch bei der geringen Reichweite der Funkverbindungen besteht ein gewisses Risiko - ein Empfänger im Nebenzimmer reicht da schon.

Dieser Nachteil von Funksystemen illustriert aber auch den größten Nachteil von Infrarotverbindungen: Sender und Empfänger müssen einander "sehen". Das heißt, die Infrarotaugen müssen sich wechselseitig in diese sehen. Außerdem ist es wichtg, daß der Abstand zwischen den Geräten möglichst kurz ist.

Reisekabel

Die wichtigste Funktion einer Infrarotschnittstelle besteht jedenfalls in der einfachen und steckerlosen Verbindung zwischen zwei Geräten. Das scheint mit der Einführung von IrDA 2.0 tatsächlich geglückt, denn Geräte, die mit diesem Treiber ausgerüstet waren, konnten problemlos miteinander kommunizieren.

An anderen Varianten war vor allem die Verbindung Ericsson SH 888 und Psion 5 - daß das SH 888 mit dem MC16 kann, haben Sie wahrscheinlich auch so erraten -, die vor allem für Menschen, die, wie wir Journalisten, auch unterwegs eine größere Tastatur haben wollen aber dennoch kein Notebook schleppen wollen, von Wichtigkeit.

Wichtig ist für viele Anwender auch die problemlose Installation der Internet- und E-Mail-Software. Das muß man jetzt nicht mehr selber machen, denn wenn man Kunde bei A1 PocketNet werden will, wird die Installation in den Mobilkom-Centern und bei den "Golden Partners" (was immer das auch ist) der Mobilkom unentgeltlich durchgeführt.

Wir wissen es nicht, sind aber davon überzeugt, daß max.-Händler genau so großzügig sind und wenn nicht, wird max..mobil.für seine max.online.-Kunden wohl bald ein ähnliches System einführen.

Franz A. Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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