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Artikel aus Mobile Times 24
Das europäische GSM hat scheinbar die Schlacht um den Weltmarkt gewonnen, doch die US-Hersteller geben nicht auf. Microsoft und Qualcomm eröffnen eine neue Runde im Weltkrieg um Handy-Kunden.
Wenn jemand geglaubt hat, daß sich Bill Gates in irgendeiner Weise durch das US-Justizministerium auf seinem Weg zur absoluten Dominanz der Welt der Elektronik einschüchtern läßt, so mußte er sich jetzt überzeugen lassen, daß dem nicht so ist. Anfang Oktober präsentierte Microsoft ein Schnurlos-Telephon mit Sprachsteuerung, das auf die Datenbank eines PC, der unter Windows 98 läuft, zugreift. Das Telephon bietet auch Spracheingabe bzw. Sprachwahl für bis zu vierzig Adressen und wird von Microsoft als das erste Konvergenz-Produkt zwischen PC, Telephon und TV angesehen. Das Schnurlostelephon soll bald noch mobiler werden und auch mit Windows-CE-Rechnern zusammenarbeiten. Interessant ist die Tatsache, daß man bei Microsoft nicht daran denkt, dieses Telephon für die Internet-Telephonie zu adaptieren.
Fast gleichzeitig wurde von einer anderen Microsoft-Gruppe ein "Microbrowser" für Pager und Mobiltelephone angekündigt, mit dem man Daten aus dem World Wide Web empfangen und ansehen kann. Natürlich beruht auch der "Microbrowser" auf dem hauseigenen Windows CE. Daß dieser "Microbrowser" mit dem von über 200 Unternehmen entwickelten Wireless Access Protocoll (WAP) nicht kompatibel sein wird, sei nur der guten Ordnung halber erwähnt. Schon im Jänner erschien Bill Gates zusammen mit Motorolas Christopher Galvin auf der Bühne, um eine strategische Vereinbarung zu verkünden, die vorsieht, daß Windows-CE-Geräte Daten über Motorolas FLEX-Paging-System senden und empfangen können.
Damit kein Bereich ausgespart bleibt, hat Microsoft jetzt auch ein Betriebssystem für Chipkarten angekündigt, das zwar mit Windows, nicht aber mit den Betriebssystemen der bisherigen SIM-, Bankomat- oder Kreditkarten kompatibel ist.
Auch ein echtes Microsoft-Handy scheint uns ins Haus zu stehen, denn auch eine gemeinsame Firma von Microsoft und Qualcomm wurde angekündigt, die sich mit mobiler Datenübertragung auch als Netzanbieter positionieren soll. Qualcomm ist jenes Unternehmen, dessen Verkäufer seit Monaten vor allem in Ostasien und Australien unterwegs sind, um ihren cdma2000-Standard gegen GSM durchzusetzen. Das wichtigste Argument, das sie - neben technologischen - verwenden, heißt "unfair trade-practices". Weil GSM früher da war, hat es zu viele Frequenzen bekommen, die Qualcomm jetzt gerne für sich selber haben möchte. Und natürlich die Kunden, die diese Frequenzen benutzen.... Qualcomm hat ja bekanntlich auch dem ETSI mitgeteilt, daß seine Patente für den vorgeschlagenen Standard UMTS nicht zur Verfügung stehen werden.Ericsson hat jetzt als erster Europäer eine deutliche Anwort gegeben. "Wenn Qualcomm uns oder der Industrie Lizenzen verweigert, werden wir Ihnen auch keine Lizenzen geben" erklärte Vizepräsident Ake Persson.
Neugierig, ob die übrigen Europäer auch so deutlich werden, ist
Ihr
Franz A. Köttl
Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003 Text © 1999 by Mobile Times; HTML © 2001-2003 by Mobile Times |