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Artikel aus Mobile Times 25

DECT:

Die digitale Freiheit

Digital Enhanced Cordless Telephone heißt das ursprüngliche Digital European Cordless Telephone heute - und löst erfolgreich immer mehr alte analoge Anlagen ab.


DECT hat sich in den letzten Jahren zu einem heimlichen Bestseller entwickelt. Lange nicht so spektakulär wie GSM und auch nicht mit den enormen Wachstumsraten. Aber kontinuierlich und mit steigender Akzeptanz ersetzt DECT alte analoge Schnurlostelephone und dringt aufgrund des Preisvorteiles auch in Bereiche vor, in denen man bisher den Komfort eines "mobilen Festtelephons" vermißte.

Die ursprüngliche DECT-Definition "Digital European Cordless Telephone" wurde bereits 1992 vom "European Telecommunications Standards Institute" (ETSI) verabschiedet. Inzwischen wurde das "European" in DECT durch "Enhanced" ersetzt, um dem System den gleichen weltweiten Anspruch zu geben, der im Kürzel GSM steckt. Bereits in MOBILE TIMES 2 haben wir eine ausführliche Beschreibung des Systems veröffentlicht. Da MOBILE TIMES 2 vergriffen ist, finden Sie im Kasten die wichtigsten Teile des damaligen Beitrags.

Anfangs wurde in weiten Kreisen damit gerechnet, daß DECT quasi der lokale Mobilfunk des kleinen Mannes werden könnte. Die hohe Teilnehmerzahl schien DECT technisch in Ballungsräumen als preiswerte Alternative zum doch recht aufwendig zu installierenden GSM geeignet erscheinen. Es ist praktisch keine Infrastruktur- und Frequenzplanung erforderlich. Frequenz- und Kanalverwaltung erfolgen automatisch. Die meisten Versuche in Europa waren jedoch aufgrund der geringen Akzeptanz durch die Anwender nicht sehr erfolgreich. Die Einschränkung, daß pro Festnetz-Telephonleitung nur ein "Handy" mitgenommen werden kann und der Haushalt dann ohne Telephon dasteht, war nur für Single-Haushalte akzeptabel, und die gehen ja mehr und mehr dazu über, statt eines Festnetzanschlusses nur mehr eine Handy-Nummer zu verwenden.

Schnurloser Sieger

DECT hat aber in einem Bereich einen Siegeszug angetreten, mit dem man ursprünglich gar nicht so gerechnet hat: Im Nebenstellenbereich werden mehr und mehr DECT-Anlagen errichtet, die von kleinen Systemen im Haushalt bis zu riesigen, ganze Firmenareale umspannenden Strukturen reichen. DECT ist das Schnurlostelephon der Gegenwart und der nächsten Zukunft.

Der Grund ist einleuchtend: Die meisten der bisherigen, nicht kompatiblen Schnurlostelephonsysteme waren für einen speziellen Anwendungsbereich konzipiert. Häufig waren es noch dazu nationale Spezialitäten, die verhinderten, daß große Serien zu günstigen Preisen führten.

Ein weiterer Grund für den ungebrochenen Erfolg von DECT ist die inzwischen erfolgte Standardisierung des "Generic Access Profile" (GAP). Diese ermöglicht die Mischung von DECT-Telephonen verschiedener Hersteller. Das heißt, daß man etwa an der Basisstation von Swatch, die man wegen des Designs im Wohnzimmer haben will, auch ein Ericsson anmelden kann, das man wegen seiner Kleinheit immer mit sich tragen will. Natürlich kann das im Arbeitszimmer stehende Siemens Gigaset ebenso angemeldet werden wie ein Megafone, das man wieder aus anderen Gründen haben will.

Grundsätzlich können alle DECT-GAP-kompatiblen Telephone miteinander. Das hat vor allem Vorteile bei der Zukunftssicherheit, denn im Normalfall wird natürlich auch alle benötigten Telephone von einem Hersteller anschaffen. Aber nach einigen Jahren - womöglich hat man einen Handteil ziemlich unsanft auf dem Steinboden zerschellen lassen - ist man über die GAP-Tauglichkeit sehr froh: Auch wenn von gleichen Type es kein Gerät der mehr gibt, kann man irgendein GAP-taugliches Gerät eines beliebigen Herstellers kaufen und statt dem kaputten Teil verwenden.

Drahtlose Telephonanlage

Immer mehr Haushalte gehen dazu über, statt des einen Telephons im Vorzimmer, zu dem man immer hinlaufen mußte, eine kleine Telephonanlage zu installieren, die möglichst in jedem Raum eine Telephoniermöglichkeit anbietet. Eine Durchwahl ins Jugendzimmer entlastet die Eltern außerdem davon, für den Nachwuchs Telephonfräulein zu spielen. Solche Anlagen haben aber zwei Nachteile: Erstens muß man Leitungen verlegen, und zweitens werden sie durch die Umstellung auf ISDN langsam obsolet.

Bei einer Neuanschaffung wäre es daher ausgesprochen klug, gleich eine schnurlose Anlage zu überlegen: Man erspart sich die Verlegearbeiten; die Standorte der Telephone sind weit flexibler, und man kann "seine" Nebenstelle mit sich tragen.

Das Angebot ist jedenfalls groß genug, um für jeden Geschmack etwas zu bieten.

Um Ihnen die Qual der Wahl zu erleichtern, haben wir in unserer Übersicht (Seite 28, bitte umblättern) dargestellt, was derzeit in Österreich erhältlich ist bzw. was demnächst zu erwarten ist.

fak


Die Grundzüge von DECT

Das DECT-System belegt 20 MHz im Frequenzband von 1,88 bis 1,9 GHz. Die Frequenzwahl fiel deshalb so hoch aus, da im begehrten 800-/900-MHz-Band, aber auch darüber kein ausreichendes Spektrum europaweit verfügbar ist. Bei Verwendung einer Bitrate von 1152 kbit/s auf der Funkstrecke wird das gesamt Band in zehn Frequenzkanäle unterteilt. In jedem Frequenzkanal erfolgt die weitere Kanalunterteilung durch Zeitmultiplex. Zur Trennung von Sende- und Empfangsrichtung wird Zeitduplex verwendet. Die Länge des Zeitmultiplexrahmens beträgt 10 Millisekunden.

Da das DECT-System für eine Vielzahl von Anwendungen konzipiert ist, z.B. auch für Datenübertragung mit unterschiedlichen Bit-Raten, sind auch mannigfaltige Multiplexstrukturen definiert worden. Als Beispiel wird die Struktur für eine Informationsbitrate von 32 kbit/s erläutert, wie sie bei Sprachübertragung mit ADPCM-Codierung auftritt: Bei dieser Anwendung erhält man je Trägerfrequenz 12 Duplexkanäle mit einer Zeitschlitzlänge von 417 µs.

In jedem Zeitschlitz befinden sich 32 Bit für die Synchronisation, 72 Bit für die Signalisierung, 320 Bit für die Sprachinformation und 56 Bit für die Schutzzeit. Damit stehen für die Signalisierung brutto 7,2 kbit/s zur Verfügung.

Nach Abzug der Bits für die Fehlererkennung verbleiben 4,8 kbit/s, die teilweise für die Kanalverwaltung und teilweise für Zeichenübertragung benutzt werden.

DI Josef Forer
(in MOBILE TIMES 2, Mai-Juni/1995 >>)


Vergleich GSM- und DECT-System

 GSMDECT
Frequenzbereich:900 MHz
1800 MHz
1900 MHz (USA)
1900 MHz
Duplexverfahren:Frequenzduplex
45 MHz Duplexabstand
Zeitduplex
Trägeranzahl:12510
Trägerabstand:200 kHz1728 kHz
Kanäle/Träger:82 × 12
Bitrate:271 kbit/s1152 kbit/s
Duplexkanäle:1000120
Rahmenlänge:4,615 ms10 ms
Sprachcoder:RPE-LPC
netto 13 kbit/s
brutto 22,8 kbit/s
ADPCM
32 kBit/s
Equalizer:Kompensation bis 16µs bei 4µs Bitdauernicht erforderlich
Interleaving:über 8 Rahmennicht erforderlich
Frequenzhopping:1 hop je Rahmennicht erforderlich
Leistungsregelung:im Mobilteilnicht erforderlich
Benutzerdichte:3,7 Kanäle/MHz/km²500 Kanäle/MHz/km² und Ebene 1)
1) Ebene läßt sich am ehesten als "Stockwerk" verstehen. Im Original steht das englische Wort "Floor".



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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