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Artikel aus Mobile Times 26

D-Netz-Renaissance

Das älteste noch im Betrieb befindliche Mobilfunknetz Österreichs ist gleichzeitg ein hochmodernes Analognetz: das D-Netz. Mit neuen Angeboten und noch günstigeren Preisen versucht die Mobilkom den Abwärtstrend zu stoppen.


Kaum mehr 200.000 Benutzer hat das Netz mit der besten Coverage. Im Vergleich zu zwei Millionen GSM-Usern ist das fast nichts. Dennoch hat das D-Netz auch für Menschen, die nicht im Ausland telephonieren müssen oder wollen, kaum mehr Anziehungskraft. Vielleicht stand deshalb Anfang April in einer Saturn-Auslage auf der Wiener Mariahilfer Straße zu B-Free-Compact der kesse (handgeschriebene) Werbespruch: "Das GSM-Handy EF 738 ...", obwohl es sich da doch wirklich um ein D-Netz-Gerät handelt. Aber wahrscheinlich sind die Verkäufer mit den vielen Sonderangeboten tatsächlich überfordert und die Benennung "B-Free Compact" fordert solche Irrtümer bei Laien geradezu heraus.

Bee-Free Compact, das Wertkarten-D-Netz, soll jedenfalls nach dem Willen der Verantwortlichen bei der Mobilkom den stetigen Rückgang im D-Netz stoppen und vielleicht sogar eine Trendwende einleiten. Die Hersteller ziehen jedenfalls - wenn auch zaghaft - mit.

Abgänge von Anbietern

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Liste der Anbieter etwas kürzer geworden. Einige Geräte werden auch von den weiter aktiven Herstellern nicht mehr angeboten, womit eventuell die Chance auf ein Schnäppchen besteht.

Bosch scheint sich - ebenso wie Alcatel - aus dem ETACS-Markt völlig zurückgezogen zu haben. Daher fällt auch das 1998 noch angebotene M-COM 354 weg. Motorola hat das gute alte MicroTAC endgültig aus dem Angebot gestrichen, womit das letzte wirklich "klassische" Motorola-Mobiltelephon vom Markt verschwindet. Der Nischenanbieter Maxon liefert sein RX-9 AT nicht mehr aus, und auch Nokia hat eine Streichung (das 232) vorgenommen. Samsung liefert das SH 810 nicht mehr und ist damit als Hersteller ebenfalls aus dem D-Netz-Markt verschwunden.

Neue D-Netz-Handys

In der letzten D-Netz-Übersicht vor einem Jahr konnten wir gerade ein neues Gerät vorstellen. Das war damals das Ringo II von Nokia. Heuer sind es tatsächlich drei neue Geräte, die den D-Netz-Freunden zur Verfügung stehen.

Ericsson ist nach einjähriger Abstinenz wieder mit einem Gerät vertreten: Das EF 738 läßt auch im D-Netz wieder Ericsson-Feeling aufkommen. Nokia hat ja das D-Netz nie wirklich verlassen und glänzt auch heuer wieder mit einer Neuauflage des Ringo: Ringo III ist 1999 angesagt. Erstmals tritt auch Telital auf den Plan: Das PV 129 soll österreichische D-Netz-User anziehen. So wirklich voll stehen nicht alle Hersteller hinter dem D-Netz, denn sowohl das neue Ericsson als auch das Telital werden ausschließlich von der Mobilkom ausgeliefert.

Kein Roaming

Obwohl technisch das Roamen, das einen wesentlichen Teil des GSM-Erfolges ausgemacht hat, mit TACS/ETACS (das ist die D-Netz-Technologie) durchaus möglich wäre und auch entsprechende Ankündigungen der Mobilkom vorliegen, ist es bis heute nicht dazu gekommen. Nach wie vor kämen in Europa Großbritannien (Cellnet, Vodafone), Irland (Eircell), Italien (TIM), Malta (Telecell) und Spanien (Telefonica) als Partner in Frage.

Wie man sieht, sind Teilnehmerzahlen der europäischen TACS-/ETACS-Netze per Jahresende 1998 zwar nicht aufregend, aber doch durchaus bemerkenswert. Anzumerken ist, daß für Irland und Italien keine Zahlen vorliegen, sondern Schätzungen verwendet werden mußten.

Die Zukunft

Die Zukunft des analogen Netzes ist hierzulande vorläufig gesichert. Die Lizenz ist zwar zeitlich beschränkt, aber beim Nachweis eines genügend großen Bedarfs wird sie vom Regulator ohne Zweifel verlängert werden. Möglicherweise wird man wie in Schweden einen Teil der analog genutzten Frequenzen zugunsten von GSM einziehen, aber das spielt auch dort für die Kunden weniger eine Rolle als für den Netzbetreiber, der immer wieder neue Frequenzplanungen für sein analoges NMT-Netz durchführen muß.

In der näheren Zukunft droht dem D-Netz nur aus einer für viele völlig unerwarteten Richtung Gefahr: GSM-450 steht vor der Tür.

Der wesentliche Vorteil des D-Netzes liegt ja in seiner guten Erreichbarkeit, die einerseits durch die analoge Technik bedingt ist (Gespräche kommen auch bei schlechter Qualität noch an), andererseits auch darin begründet ist, daß die Reichweite der analogen Sender bei gleicher Frequenz und Sendeleistung einfach größer ist.

Je geringer die Sendefrequenz, um so größer ist die Reichweite eines Mobilfunksenders. Das war auch der Grund, warum das inzwischen abgeschaltete C-Netz bis zum Schluß eine zwar kleine, aber eingeschworene Fan-Gemeinde hatte: Es war praktisch überall erreichbar.

Da das ETSI sich nun auf Wunsch der skandinavischen Netzbetreiber doch entschlossen hat, nach GSM-900, GSM-1800 und GSM-1900 auch GSM-450 zu spezifizieren, steht etwa ab 2001 auch ein GSM für relativ große Zellen zur Verfügung, das möglicherweise für die Analognetze das endgültige Aus bedeuten könnte.

Bei der durchschnittlichen Handy-Lebensdauer von eineinhalb bis zwei Jahren spielt das aber momentan überhaupt keine Rolle. Für firmeninterne mobile Kommunikation, die nicht auf Auslandsbrauchbarkeit angewiesen ist, stellt hier und heute das D-Netz noch immer ein optimales System dar. Bei einer netzinternen Gesprächsgebühr von 45 Groschen bei regulären Verträgen lohnt sich selbst für kleine Betriebe die Anschaffung sehr schnell.

Franz A. Köttl


LandNetzTeilnehmer
IrlandEircell60.000
ItalienTIM1.430.000
MaltaTelecel13.000
ÖsterreichMobilkom205.000
SpanienTelefonica1.100.000
United KindomCellnet413.000
Vodafone950.000
4.171.000



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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