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Artikel aus Mobile Times 26
Bei den Handhelds blieb die große Revolution vorläufig ziemlich aus - sie kündigte sich nur an. Psion wurde mit dem neuen schnelleren Fünfer nicht rechtzeitig fertig, und so wird auch der bereits fertige Ericsson MC 218 aus rechtlichen Gründen vorläufig nicht ausgeliefert, Nokia hat ja für heuer noch keinen EPOC-Rechner angekündigt, und Motorola ist ja ohnehin eines etwas eigenartige Company ...
Eines wurde auf der CeBIT so deutlich, wie bisher noch bei keiner derartigen Veranstaltung: Die Zeit der proprietären Handhelds ist vorbei. Und noch etwas: Microsoft ist mit seinem Windows CE in diesem Markt bei weitem nicht so erfolgreich wie mit Windows bei Desktop-Rechnern und bei Client-Server-Systemen.
Wie bereits in der Einleitung beschrieben, tut sich im Bereich EPOC relativ wenig. Zwar konnte man am Psion-Stand eine Java-Implementation auf Psion 5 sehen, und Ericsson präsentierte seinen sehr schnellen MC 218 und auch das erste Handy mit EPOC-Organizer, aber am Motorola-Stand wußte man nicht einmal, daß die Firma Miteigentümer bei Symbian ist.
Psion selbst präsentierte drei neue Workabouts mit einem Funkmodul, das auf Spread-Spectrum-Technologie beruht und eine Funkreichweite von bis zu dreihundert Meter haben soll. Die Workabouts RF benutzen EPOC 16.
Für Psion 5 und 3mx gab es einen neuen Synchronizer zu Netscape Calender, CorporateTime, OpenTime und Lexacom Calender. Für den 5er gab es endlich die lang erwartete InSyncPro-Lösung für Lotus Notes, und verspielte Psionics können auf ihrem Fünfer jetzt SimCity Classic spielen. Professionell dagegen ist das relationale Datenbank-Management-System Powerbase, das auch einen Vorlagensatz für die bekanntesten Datenbank-Anwendungen enthält. Selbst Börsenspieler haben jetzt die Möglichkeit, ihren Psion 5 bzw. 3a, 3c oder 3mx als Online-Börseninformationssystem zu benutzen. Das Softwarepaket "Netzing Broker Standard" macht es möglich. Ein geeignetes GMS-Handy und Zugang zum deutschen KISS(me)©-Broker bzw. KISS(me) ©-Cash durch einen Vertrag mit Multichart ist erforderlich.
Casio, deren CE-Rechner wir schon testen konnten, bringt auch 1999 einen neuen Rechner mit der Farbversion von Windows CE: den Cassiopeia E-100. Laut Casio ist das Gerät, das vorerst in den USA verfügbar sein wird, der kleinste 16-MB-Multimedia-Taschen-PC der Welt. Nicht nur in den USA, sondern ab sofort auch in Europa sind die Pocket Viewer vom gleichen Hersteller verfügbar. Sie kommunizieren - wie die von Casio ebenfalls vorgestellte erste Armbanduhr der Welt mit Zwei-Wege-Infrarotschnittstelle - direkt mit dem PC, haben aber kein CE-Betriebssystem.
Compaq blieb dem CE-System bisher treu und präsentierte zur CeBIT mit dem Aero 2110 einen Palm-Rechner mit Farbdisplay. Die Compaq-C-Serie, die die CE-Taschen-PC umfaßt, besteht nach wie vor aus den Modellen 810, 810c und 2010c.
Auch Hewlett Packard präsentiert mit dem Jornada 680 einen neuen CE-Rechner mit Farbdisplay. Laut Hewlett Packard ergänzt der die Palmtop-Serie und die erst vor kurzem vorgestellten Geräte Jornada 820 und Jornada 420.
Sehr aktiv bei der Entwicklung von CE-Geräten war schon bisher die Philips Consumer Electronics (PCE) - im Gegensatz zur Handy-Division Philips Consumer Communication (PCE), die mehr auf EPOC setzt.
Der Nino mit Farbdisplay ist jetzt der neueste Streich der PCE. Mit vollem Namen Nino 500 genannt, besitzt der Handheld 16 MB RAM, zeichnet sich vor allem durch die Möglichkeit der Sprachsteuerung aus und soll mit einer Ladung acht Stunden laufen. Im Monochrombereich führte man den Nino 200 vor.
Von Sharp kommt der wohl innovativste CE-Rechner: Der H/PC Pro, dessen 9,4-Zoll-Display mit SVGA-Auflösung sich frei um die Tastatur verdrehen läßt. Für Windows CE ist auch die Arbeitszeit des Akkus mit zwölf Stunden sehr lang.
Laut IDC hat 3Com, seit letztem Jahr Eigentümer des Palm-Systems, bei Handhelds in Europa einen Marktanteil von 46,8 Prozent. 3Com will aber in Europa noch stärker punkten und hat dazu bereits im Februar die französische Smartcode Technologies gekauft und zum Kernstück der neu gebildeten Palm Computing Platform Europe gemacht. 3Com arbeitet dabei mit Unternehmen wie Alcatel, Ericsson, Motorola, Nokia und TDK zusammen. Es verwundert etwas, wenn Palm da gerade mit jenen Unternehmen zusammenarbeitet, die den Kern von Symbian bilden.
Jedenfalls wurden auf der CeBIT nun auch die bereits in den USA vorgestellten neuen Modelle Palm V (der "Pilot" ist aus dem Namen verschwunden) und Palm IIIx vorgestellt. Der bisherige Palm III Organizer wurde im Preis deutlich gesenkt. Für Mac-User wurde die Desktop-Software MacPac in der Version 2 vorgestellt.
Für viele Anbieter ist Windows CE nach wie vor keine Alternative. Mit dem Auftreten des Toshiba Libretto wurde es auch für andere Hardware-Hersteller interessant, stark verkleinerte Notebooks zu bauen, die aber immer noch mit einem kompletten Windows-Betriebssystem ausgerüstet sind. Bei Fujitsu z.B. heißt das entsprechende Gerät Biblio und ist mit 230×170×29 kleiner als der auf CE basierende Hewlett-Packard Jornada 820e mit 246×178×33. Auch andere Hersteller kommen nun mit derartigen Notebooks. MOBILE TIMES wird berichten.
Franz A. Köttl
Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003 Text © 1999 by Mobile Times; HTML © 2001-2003 by Mobile Times |