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Artikel aus Mobile Times 27

ZU SCHNELL LAUFEN

Auf der Suche nach Neuem hört man ständig Ankündigungen, was morgen und übermorgen kommen wird. Wenn ein Produkt dann endlich seine Markteinführung erlebt, kommt es einem schon altbacken vor, weil man ja schon längst die Prototypen der nächsten Generation gesehen hat. Innovationen werden meist schon zwei Jahre und mehr vor der Marktreife vorgestellt. Mit Ungeduld erwartet man die Realisierung und zeiht die Firmen der Schlafmützigkeit, sieht überall technische Probleme, auch dort, wo sie nicht schuld an der Verzögerung der Produktreife tragen, oder man wittert große Lagerbestände des Produktvorgängers, die noch rasch an den Mann gebracht werden müssen.

Unser Dilemma: Wir leben schon immer im nächsten Produktzyklus, und berichten daher von Dingen, die erst in einem halben oder dreiviertel Jahr erhältlich sein werden. Der sportliche Wettkampf der Redaktionen, möglichst noch einen Tag früher als die Konkurrenz eine Produktankündigung bringen zu können, treibt uns alle an.

Das Problem des Lesers ist es, ein neues Produkt dann nicht gleich kaufen zu können, und bis er es kaufen kann, hat er vergessen, warum er es unbedingt haben wollte. Eine Balance finden zu können, ist aber schwer. Die Produktankündigung soll ja eine Hilfe beim Kaufentscheid sein, obwohl es den richtigen Zeitpunkt nicht gibt. Eine immer noch bessere Generation von Geräten jagt die andere. Man müsste also immer abwarten, denn das noch bessere "ultimative" Gerät kommt ja bald in den Handel.

Diesen Produktzyklenwettlauf kann der Konsument nicht gewinnen - außer er ist Multimillionär. Für den normalen Käufer ist viel eher entscheidend, was er mit einem Produkt machen will, was es für seine Bedürfnisse wirklich können muß. Da muß es dann nicht immer das Neueste sein, sondern nur das Beste für die gewünschte Verwendung sein. Nur ist oft das Beste noch gar nicht erfunden, und deshalb müssen wir jede Neuheit abklopfen, ob sie unsere Lebensqualität erhöht. Viele sinnvolle neue Erfindungen und weniger Produkte nur um der Neuheit willen

wünscht sich Ihre
Christine Köttl