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Artikel aus Mobile Times 27

Was kann GAP wirklich?

Für Schnurlostelephone ist DECT mittlerweile ein durchgesetzter Standard. Und dank GAP kann man auch die Geräte aller Hersteller miteinander kombinieren - sagen wenigstens die Hersteller. Wir haben uns das einmal in der Praxis angesehen.


DECT - das digitale Schnurlostelephon - hat vieles geändert: die Möglichkeit, nicht nur mehrere Geräte pro Basisstation anzumelden, sondern auch ein Gerät bei mehreren Basisstationen, erlaubt es, Schnurlostelephone nicht nur im Haus einzusetzen, sondern macht sie auch zur Alternative für Bürotelephone. Man erspart sich das Verlegen von Kabeln und kann seine Klappe außerdem ständig mitführen.

Bei der ersten Generation von DECT-Geräten kam es aber zu Problemen, wenn man die Handgeräte eines Herstellers mit der Basisstation eines anderen Herstellers verbinden wollte. Zum Glück wußte man darauf eine Antwort und erfand GAP: eine Mindestanforderung, mit der sich die Handsets und Basisstationen aller Hersteller untereinander verständigen können. Mitlerweile ist die zweite Generation von GAP-Geräten auf dem Markt, und wir haben die Gelegenheit wahrgenommen, einmal nachzuschauen, was denn dran ist, an der GAP-Tauglichkeit.

Die Kandidaten

Wir hatten als Testmodelle das alte DT120 und das neue 230 von Ericsson zur Verfügung, sowie ein älteres Philips Xalio, das Samsung SP-R5100 DECT, das Siemens Gigaset 2010 und das Swatch Cordless II. Der Fairness halber muß man gleich von Anfang an dazusagen, daß das Ericsson DT120 und das Philips Xalio schon zwei ältere Modelle sind und das Philips Xalio außerdem nicht behauptet, GAP-kompatibel zu sein (ist es aber teilweise trotzdem!).

Zudem sei festgestellt, daß das Swatch und das Siemens zwar unterschiedliches Design haben, die elektronischen Bausteine in beiden Fällen aber von Siemens gefertigt werden (ähnlich wie das Swatch-Automobil von Mercedes gefertigt wird).

Der erste Eindruck

Bei der Beurteilung eines Gerätes kommt es nicht nur auf das Innenleben an, sondern auch auf das Aussehen. Denn gerade das ist ja oft ein Grund, warum man Handsets von einem Hersteller mit der Basisstation eines anderen Herstellers verbinden möchte: weil das Design einfach besser zu den Möbeln des jeweiligen Zimmers paßt. Neben dem reinen Aussehen haben wir uns aber besonders dafür interessiert, wie es sich anfühlt, wenn man längere Zeit damit telephoniert.

Unsere Tester waren beim ersten Anblick zwar am meisten von den klaren Linien der Ericsson-Geräte angetan, dieser Eindruck verflog aber nach längerer Benutzung ziemlich rasch. Denn beide Geräte drücken am Ohr. Wir haben nach einigem Studium auch festgestellt, warum dem so ist: Die vier anderen Geräte werden nach oben hin breiter und sind abgerundet, während das DT120 gerade verläuft, und das 230 sogar schmäler wird. Dadurch hat man eine ziemlich harte Kante, die beim Telephonieren gegen den Knorpel der Ohrmuschel drückt. Den meisten Anklang fand die runde Form des Swatch Cordless, das nicht nur breiter wird, sondern sich auch nach vorne wölbt, wodurch man eine glatte, runde Fläche hat, die bei längeren Telephonaten sehr angenehm ist.

Auch für die Aufbewahrung gibt es unterschiedliche Ideen, denn nicht immer will man das Gerät in der Ladestation haben, sondern mit sich führen oder auf dem Schreibtisch deponieren. Zum Mitnehmen ist ein Gürtelclip sehr praktisch; diesen gibt es bei beiden Geräten von Ericsson und beim Siemens 2010. Für den Schreibtisch ist nur Philips eine Lösung eingefallen. Denn hier ist das Hauptproblem, daß man ein liegendes Handy unter größeren Papiermengen oft nicht wiederfindet. Das Philips Xalio ist das einzige Gerät, das von selber stehen kann. Es schaut dadurch zwar etwas klobig aus - da man ja eine Standfläche braucht -, aber wenn man das Schnurlos nicht unter dem Papier hervorkramen muß, wenn es summt, so ist dies auch etwas wert.

Jeder mit jedem

Nun schritten wir zur eigentlichen Tat und probierten jedes Handset mit jeder Basisstation aus. Nicht anmelden konnten wir nur drei Kombinationen: Das Philips Handset konnten wir nicht bei den Basisstationen von Siemens und dem Ericsson 230 anmelden - aber das ist ja kein Wunder, denn das alte Xalio behauptet ja garnicht, GAP-kompatibel zu sein. Man muß im Gegenteil das Gerät bewundern, daß es sich bei allen anderen Basisstationen anmelden konnte. Das dritte Problem war die Anmeldung des Samsung bei der Ericsson DT120 Basisstation: denn bei der Anmeldung muß man am Handset den Sicherheitscode der Basisstation (fabriksmäßig meist 0000 oder 1111) eingeben. Die Ericsson DT120 Basisstation hat nun fabriksmäßig den Code 12345678, aber das Samsung-Handset ist das einzige, das auf einen vierstelligen Code besteht - und bei jeder weiteren Ziffer nur störrisch piept.

Wie weit kann man gehen?

Nach gelungener Anmeldung machten wir uns auf den Weg, und marschierten von der Basisstation weg. Natürlich nicht einfach so, sondern wir wollten feststellen, wie weit man wirklich telephonieren kann. Die Sendeleistung von DECT ist ja, damit man die Telephonate in der Nachbarwohnung nicht stört, so begrenzt, daß man im freien Gelände maximal 300 m schafft. Im verbautem Gebiet sieht das natürlich anders aus, da jede Mauer das Signal dämpft.

Für diesen Test hatten wir Meßpunkte in je drei Meter Abstand. Die erste Mauer war zwei Meter von der Basisstation entfernt, die zweite Mauer 33 m und die dritte zwischen 36 und 39 m - ein Arrangement, das durch die Baulichkeiten vor Ort leider vorgegeben war und nicht geändert werden konnte. Auch konnten wir aus Platzgründen nicht noch weiter von der Basissiation weggehen.

Insgesamt konnten wir feststellen, daß die Gesprächsqualität weit mehr von der Basisstation als vom Handset abhängt. Das liegt vermutlich daran, daß die Basisstation immer gleich stark sendet, während das Handset seine Sendeleistung nach Rückmeldung mit der Basisstation anpaßt. Im Unterschied zu GSM aber - das diese Methode ja auch kennt - ist DECT in seiner Abstimmung viel bewegungsempfindlicher. Es kann schon beim schnelleren Gehen zu Störungen im Gespräch kommen. Daher haben wir unsere Meßstrecke auch langsam, Schritt für Schritt, bewältigt.

Die ersten Kombinationen Gerät-Basisstation gaben beim neunten Meßpunkt in einer Entfernung von 27 Meter zur Basisstation auf, und zwar bei den Basisstationen von Philips Xalio und Ericsson DT120 - vermutlich haben diese beiden etwas älteren Modelle eine geringere Sendeleistung. Das beste Ergebnis erzielte die Basisstation von Swatch, wobei die Kombination von Swatch-Basisstation mit Swatch-Handset die einzige war, die auch am letzten Meßpunkt absolut störungsfreie Gespräche garantierte.

Wie lange kann man gehen?

Ein Punkt zum Schluß: Wenn man das Handgerät zwischen den Telephonaten nicht in der Ladeschale liegen hat, sondern mit sich führt, so kommt der Ausdauer ein wichtiger Punkt zu. Das Ericsson 230 und Philips Xalio haben jeweils einen Blockakku, wobei der NiMH-Akku von Ericsson am Ende der Tests noch fast voll war, während das Philips sich dem Ende zuneigte. Die anderen Geräte verwenden jeweils Akku-Zellen im AA-Batterie-Format. Samsung und Swatch haben deren drei, das Siemens zwei, und schließlich das Ericsson DT120 eine solche Zelle. Die Ausdauer der Handgeräte verhielt sich auch dementsprechend.

Michael Köttl


Verwendete Abkürzungen

DECTDigital European Cordless Telephone
GAPGeneric Access Profile

Getestete Geräte

EricssonDT120 DECT/GAP
Cordless Phone 230
PhilipsXalio (Baujahr 1997)
SamsungSP.R5100 DECT, GAP-kompatibel
SiemensGigaset 2010
SwatchCordless II



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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