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Artikel aus Mobile Times 27

GSM PRAXIS ÄGYPTEN

Nur das schmale Band der Stromoase längs des Nil, das Nildelta, die Senke von El Faiyum südwestlich von Cairo sowie kleine Oasengebiete sind in Ägypten landwirtschaftlich nutzbar und stärker bevölkert. Im übrigen ist das Land ein Teil der Lybischen Wüste, also der Sahara, die in Ägypten 75% des ganzen Landes einnimmt und die überwiegend den Charakter eines kahlen Tafellandes hat. Das am stärksten für landwirtschaftliche Zwecke und zur Besiedelung genutzte Nildelta nimmt nur 4% der gesamten Landesfläche ein und ist für den Aufbau der ägyptischen GSM Netze am interessantesten.

Die beiden Betreiber "Misrfone" und "Mobinil" trachten danach die Ballungszentren des Landes, also oben erwähnte 4%, und die restlichen wichtigen Städte zu versorgen. Aufgrund dieser besonderen Landesnatur, sehen die Ausbaukarten der ägyptischen Betreiber eher mickrig, ja lachhaft aus. Man hat aber damit schon den überwiegenden Teil der Bevölkerung erreicht.

Das mit einem konservativen Businness Image versehene Mobinil begann seinen Betrieb im Oktober 1996. Gleich darauf, nämlich im November 1996, aktivierte die Misrfone Telecommunications Co. ihr jugendlich angehauchtes "Click GSM". Beide Netzbetreiber haben sich damals auf den GSM 900 Standard festgelegt und da bis jetzt keinerlei Kapazitätsengpässe aufgetreten sind, hat man auch nicht vor sich mittels GSM 1800 zu verstärken. In Cairo sind die Netze wie auch bei uns größtenteils im "verkabelten" Verfahren errichtet. Das bedeutet, daß ein Gespräch nur vom Handy bis zum Sender durch den Äther gejagt, dann aber durch eine Erdleitung weitergeleitet wird. Außerhalb Cairos erlaubt die flache Landschaft das Richtfunkverfahren zu nutzen. Das heißt, jedes Gespräch wird vom Handy via Äther zum Sender übertragen, und dann von Sender zu Sender bis zur Zentrale "durch die Luft" geschickt. Diese Methode ist dementsprechend günstiger, da man keine Festnetzleitungen anmieten muß, hat aber den Nachteil, daß Richtfunkstrecken bei Schlechtwetter schnell ausfallen.

Die für Touristen relevanten Gebiete Ägyptens sind durch beide Netze gut versorgt. Überhaupt empfand ich die Gesprächsqualität deutlich besser als bei uns. Kein Rauschen, Knacksen trübte die Telefonate. Jeder Österreicher, der eine A1 Karte sein Eigen nennt kann in Ägypten die Dienste von Misrfones Click GSM in Anspruch nehmen, mit Mobinil gibt's keinen Roamingvertrag und am Display des Handys erscheint die Information "Nicht erlaubt". Gespräche nach Österreich kosten hier zwischen 38.- und 48.- Schilling pro Minute, was recht teuer ist. Als mäxchen hat man mehr Auswahl, man kann entweder mittels Misrfone um 37.- bzw. 46.- Schilling nach Österreich telefonieren, oder mit Mobinil um 34.- bzw. 46.- Schilling. One Kunden kommen bei einem Ägypten Urlaub momentan am günstigsten weg. Da es noch keinen Roamingvertrag mit einem ägyptischen Netz gibt, bleibt das Display finster und der Urlaub wird nicht gestört. Wer One hat, hats halt gut.**

Ansonsten gibt es in Ägypten die Möglichkeit Prepaid Cards, also Wertkarten zu erwerben. Die Sims kosten laut Hotline der beiden Netze um die 800.- Schilling und sind mit ca. 400.- aufgeladen. Hier ist auch die Gebühr nach Österreich billiger. Misrfone verrechnet ca. 19.- pro Minute und Mobinil ca. 21.-.* Wichtig ist, daß ihr Handy nicht SIM LOCKED ist, sprich, daß es nicht nur mit der Karte des österreichischen Betreibers funktioniert. Bei Unsicherheit unbedingt in einem Shop des österreichischen Anbieters nachfragen, bevor das ägyptische Wertkartenpaket gekauft wird. Denn schließlich ist nur eine funktionierende Wertkarte eine brauchbare Wertkarte.

Ansonsten besteht natürlich die Möglichkeit ein Telefon fix anzumelden. Jeder Betreiber offeriert einen Start, Freizeit und einen Vieltelefonierertarif. Telefone kann man, wie bei uns mit Anmeldung um einiges günstiger erwerben, als ohne. Doch war mir etwas schleierhaft, daß man mir in den Läden von Misrfone und Mobinil keine genauen Preisauskünfte geben konnte. Die Preise schwanken angeblich. Es gab auch kein gedrucktes Tarifblatt. Auf jeden Fall sind die Anmeldeformalitäten für einen Österreicher in Ägypten wohl genauso streng, wie für einen Ägypter in Österreich. Ein Stapel Dokumente und eine Bankverbindung oder Kreditkarte ist von Nöten um eine Freischaltung zu bekommen. Für Profi User ein Nachteil: Von Daten und Faxübertragung via Handy will man in Ägypten noch nichts wissen. Auch das versenden und empfangen von SMS ist noch nicht möglich.

Auf jeden Fall soll das Ihren Urlaub bzw. Aufenthalt in Ägypten nicht trüben. Wenn einem die Sonne auf den Bauch scheint, wenn ein kalter Drink das subtropische, trockene Klima abkühlt, denkt man sicher nicht ans telefonieren,...

Widitsch Stefan


*Alle Preise und Informationen wurden am 14. März 1999 bei den jeweiligen Hotlines nachgefragt; Preise verstehen sich inklusive 20% MwSt. Aufgrund von Wechselkursschwankungen können die Tarife variieren.

** Die Roamingabkommen haben sich inzwischen verbessert: auch one-Kunden haben es schon wirklich gut ...




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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