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Artikel aus Mobile Times 28

Was sie können ... (11)

Brummende Dual-Orgel

Die heute vorgestellten Handys haben einiges gemeinsam: Alle drei sind Dual-Band-Geräte, und alle drei können statt bimmeln auch dezent vibrieren. Damit sind die Gemeinsamkeiten zwar noch nicht zu Ende, aber die anderen Übereinstimmungen sind nicht so augenfällig. Dafür aber die Unterschiede ...


Wie die drei da liegen, sehen sie wirklich wie Orgelpfeifen aus. Die äußere Form des Motorola v3688 macht es zum derzeit kleinsten GSM-Handy auf dem Markt. Das Ericsson wirkt unscheinbar, denn sein Gehäuse entspricht den bisherigen kleinen Single-Band-Geräten des schwedischen Herstellers. Das neue Siemens-Flaggschiff S25 setzt die mit dem C25 begonnene Linie der tragbaren Handys fort, die sehr gut in den Mainstream passen. Aber sehen wir uns die einzelnen Probanden der Reihe nach an.

Das kleinste: Motorola v3688

Von vielen weiblichen Handy-Usern wird das Motorola heiß begehrt, aber Vorsicht! Es ist so klein, daß man es in der Handtasche nicht immer sofort findet. Daher ist es ganz praktisch, das Gerät mit dem mitgelieferten Täschchen am Tragegurt der Handtasche zu befestigen. Dort ist es aber eine offene Einladung für andere Interessenten. Vorschlag daher: an einem Halsband tragen. Da spürt man den Vibrator bei jedem Anruf sofort, und das Gerät ist auch relativ sicher vor Langfingern.

Das Display des v3688 ist erstaunlich geräumig, wenn man die Größe des Gesamtgeräts betrachtet. Die Darstellung ist scharf und klar, und selbst die winzigen Bildchen des Schnellzugriffmenüs sind sehr gut lesbar. Dieses Schnellzugriffsmenü, das über eine eigene Taste angesprochen wird, kann auch selbst ganz einfach umprogrammiert werden: Man drückt an der passenden Position so lange die "OK"-Tasten, bis der entsprechende Text erscheint, dann blättert man bis zur gewünschten Funktion, drückt wieder "OK", und schon hat man sein Menü verändert. Wir haben so die am meisten gebrauchte Funktion "VibraCall ein/aus" auf Position 1 gesetzt. Für Leute mit schlechter Sicht ist sicher auch die Menü-Direktwahl recht angenehm. Die jeweilige Funktion erreicht man auch durch Drücken der Schnellwahltaste und der Positionsnummer. Bei Funktionen mit mehreren Unterpositionen funktioniert das allerdings nicht.

Noch immer nicht - das schafft erst das Triple-Band - wird die Nummer von nicht beantworteten Anrufen gespeichert. Man bekommt zwar die Meldung, daß man einen Anruf nicht entgegengenommen hat, wenn man aber "OK" drückt, so ist diese Information spurlos verschwunden.

Sonst ist das Gerät, von dem die Motorola-Leute nicht wünschen, daß man es ein "Mini-StarTac" nennt, äußerst funktionell. Aufklappen des Gerätes wirkt im Falle eines Anrufes als Entgegennahme des Gespräches. Ein Punkt, der zu Unrecht oft kritisiert wurde, denn mit einem simplen Menübefehl "Antwort nur mit Taste" ist die Funktion weg. Man kann in Ruhe das Gerät öffnen, auf dem Display nachsehen, wer dran ist und dann entscheiden, ob man das Gespräch annimmt oder nicht.

Die Gesprächsqualität des Gerätes ist erstaunlich gut. Man merkt keinen Unterschied zu Geräten mit größeren Lautsprechern. Die Lautstärke kann während des Gespräches durch zwei Wipp-Tasten links am Gerät verändert werden. Zwischen diesen beiden Tasten sitzt die sogenannte "Smart-Taste", mit der man direkten Zugriff auf das Telephonbuch hat, in dem man mit den Lautstärketasten auch gleich blättern kann.

Zur Datenübertragung muß man auf eine PCMCIA-Karte zurückgreifen. Ein Modem war in dem Gehäuse wirklich nicht unterzubringen.

Resumée: Das derzeit kleinste Mobiltelephon auf dem GSM-Markt ist schon ein technisches Kunststückchen, das dem, der sich so etwas wünscht, viel Freude bereiten wird. Die Ausstattung ist sehr komplett: Gürtelclip, Futteral und portable Freisprecheinrichtung ("Knopf im Ohr") samt eigenem Etui gehören zur Grundausstattung. Aufgrund seiner Dimensionen paßt dieses Handy praktisch in jedes Kleidungsstück, in dem ein Täschchen vorhanden ist.

Das Getarnte: Ericsson T18s

Wenn man seine inneren Werte nicht kennt, dann könnte man dieses Handy für ein GF 788e halten. Aber außer der Gehäuseform ist eigentlich alles anders. Das T18s ist ein vollwertiges Dual-Band-Handy mit integriertem Vibrator und Sprachwahl.

Sein einziger Fehler: Es sieht nicht so toll aus, wie es innerlich ist - abgesehen vom Display. Es ist wirklich schade, daß dieses Super-Handy eine Anzeige hat, die eher an einen Briefschlitz erinnert. Da hilft es auch nicht, daß dieses Display gestochen scharf anzeigt.

Genug der Klage, denn sonst ist das T18s ein Superbeispiel dafür, was heute in einem kleinen Gehäuse möglich ist. Dual-Band und Vibrator sind in dieser Klasse offensichtlich bereits selbstverständlich.

Das T18s glänzt zusätzlich noch mit einer Spracherkennung, die es erlaubt, bis zu zehn Telephonnummern mit einem Sprachmuster zu versehen, das vom Gerät als Befehl, diese Nummer zu wählen, aufgefaßt wird. Außerdem können noch Sprachmuster für das Entgegennehmen oder Ablehnen von Anrufen gespeichert werden. Von "Sprachmuster" sprechen wir deshalb, weil es dem Gerät völlig egal ist, welche Laute Sie einer Telephonnummer bzw. einem Befehl zuordnen.

Die Menüführung ist bekannt: Mit den zwei Pfeiltasten nach links und rechts kommt man zu den einzelnen Menüpunkten, mit "YES" kommt man in die nächsttiefere Ebene, in der man wieder mit den Pfeiltasten wählen kann. Das Abheben erfolgt durch Öffnen der Klappe; das Beenden des Gesprächs durch Schließen derselben. Das Abweisen eines Rufes erfolgt durch zweimaliges Drücken einer der seitlichen Tasten. Diese seitlichen Tasten dienen während eines Gesprächs zur Änderung der Lautstärke.

Ein nettes Feature ist die Möglichkeit, seine Ruftöne selbst zu komponieren. Die Tasten werden dazu etwas anders belegt. Von links oben beginnend C (1), D (2), E (3), F (4) usw. Längeres Drücken erzeugt einen längeren Ton.

Zur Datenübertragung kann das als Option erhältliche Infrarotmodem DI 27 einfach unten am Handy angesteckt werden. ALS (eine zweite Rufnummer für Sprache) wird unterstützt.

Resumée: Ein fast perfektes Handy, dem man diese Tatsache in keiner Weise ansieht. Die Sendestärke unseres Testmusters war in schwachen Empfanglagen zu gering, um dem Sender seine Anwesenheit mitzuteilen. In normalen Situationen gab es aber keine Probleme. Typ: Hosentaschenträger.

Das Farbige: Siemens S25

Das Siemens-Handy unterscheidet sich nicht nur durch sein Farbdisplay von anderen Geräten am Markt, sondern es besitzt eine Reihe weiterer Alleinstellungsmerkmale: Der im Handy integrierte Internet-Browser von Unwired Planet kann zwar hierzulande noch nicht eingesetzt werden, weil das entsprechende Angebot fehlt - in Europa hat nur ein belgischer Betreiber im Moment das passende Angebot dazu -, sobald aber andere Hersteller mit ihren Internet-Handys folgen, wird sich das rasch ändern.

Die Unterstützung für SIM-Toolkit ist derzeit vor allem für max.-Kunden interessant. Mobilkom und Connect stützen ihr Angebot an Informationsdiensten noch ausschließlich auf SMS, werden aber wohl bald auch Toolkit-Dienste anbieten.

Das Siemens besitzt für SMS bereits vorgefertigte Meldungen, die genau wie bereits verwendete Nachrichten als Basis neuer Texte dienen können. Auch ein Komponierwerkzeug ist eingebaut, das fast genau so wie das im Ericsson T18s benutzt wird. Fast schon überflüssig, darauf hinzuweisen, daß das S25 einen Taschenrechner und einen Währungsumrechner besitzt. Drei Spiele (Reversi, Way out und Minesweeper) gehören ebenfalls zur Grundausstattung. Selbstverständlich wird ALS (eine zweite Sprechnummer) unterstützt.

Interessant ist auch der eingebaute Kalender, in dem wichtige Termine mit bis zu 18 Zeichen vermerkt werden können. Alternativ sind auch Geburtstage einzutragen oder eine Sprachnotiz zu unterlegen. Auch wiederkehrende Alarme kann man einstellen: täglich, wöchentlich oder jährlich sind die angebotenen Möglichkeiten.

Das größte der heute vorgestellten Handys hat als einziges eine integrierte Infrarotschnittstelle, die zusammen mit einem Organizer auch Surfen im Internet ermöglicht (siehe auch Seite 66). Die Infrarotschnittstelle dient auch zum Austauschen von Visitenkarten, die laut Siemens dem internationalen vCard-Standard entsprechen und daher nicht nur mit Siemens-Handys ausgetauscht werden können.

Das Siemens-Menü sieht so aus, daß man durchaus annehmen kann, daß die Designer der Softwareoberfläche bei Nokia studiert haben, ohne die Finnen wirklich zu imitieren.

Alles in allem ist es kein Wunder, daß die österreichischen Siemens-Verkäufer glauben, mit einem derartigen Handy auf Platz zwei in der Verkaufsstatistik vorstoßen zu können.

Resumée: Ein Handy mit Zukunft, das gut bedienbar ist und über viele Features verfügt, die man erst in nächster Zukunft brauchen wird können. Das heißt, es wird auch in einem Jahr noch aktuell sein. Typ: Hosentaschenträger.

Franz A. Köttl

Im nächsten Heft: Ericsson A1018s, Samsung SGH -2100, Sony CMD-C1




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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