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Artikel aus Mobile Times 30

Kluge Geräte helfen sparen

Machete gegen den Tarifdschungel

Mittlerweile tummeln sich zahllose Telefonanbieter am österreichischen Markt - sie alle machen den Tarifdschungel nahezu undurchdringbar. Doch Least-Cost-Router schlagen den Weg frei.


Dass bereits mehr als die Hälfte der heimischen Industrieunternehmen über alternative Telefonanbieter Gespräche abwickelt, zeigt das große Interesse der Firmen, beim Telefonieren Kosten zu sparen.

Das Einsparungspotential beläuft sich laut dem Beratungsunternehmen Arthur D. Little auf jährlich 1,2 Milliarden Schilling, das jedoch zur Zeit nur zur Hälfte genützt werde. Außerdem reduzieren 60 Prozent der KMUs ihre Telefonkosten noch nicht.

Dies erklärt sich aus der hohen Anzahl von Anbietern, die alle mit unterschiedlichen Tarifen und Zonen aufwarten können. Die Suche nach dem geeigneten Alternativen wird dadurch rasch zu einer Rätsel-Rallye.

Wer sich die Suche ersparen will, den Markt auch nicht ständig auf Preisschwankungen absuchen und dennoch Telefonkosten reduzieren will, ist mit Least-Cost-Routern (LCR) gut beraten:

Was ist ein LCR ?

Während frühere LCR noch Softwarelösungen für den PC waren, sind heute Hardwareprodukte im Umlauf - diese kleinen "Kästchen" werden zwischen Analog- bzw. ISDN-Mehrgeräteanschluss und den Telefongeräten, oder zwischen ISDN-Anlagenanschluss und ISDN-Anlage montiert.

Sobald nun der Telefonhörer abgehoben und eine Nummer eingetippt wird, prüft der Router die Uhrzeit und die Destination und wählt dann aus einer integrierten Tabelle den günstigsten Anbieter für das jeweilige Gespräch aus.

Wie das "Fräulein vom Amt" stellt er anschließend die Verbindung zu diesem Anbieter her, wodurch die lästige Eingabe der Netzkennzahl (10xx) entfällt. Sollte der Alternative belegt sein, - was aufgrund technischer Probleme zur Zeit leider häufig vorkommt - wird der nächstgünstigste Anbieter angewählt ("Fall-Back").

Da sich die Telefontarife ständig ändern, wird der Router laufend vom LCR-Anbieter mit den neuesten Tarifinformationen versorgt.

Die Kosten dafür berechnen sich aus der gewählten vertraglichen Bindungsdauer, dem Kaufpreis des Routers und aus der Anzahl der verwendeten Leitungen.

Wer bietet LCR an ?

Es ist jedoch nicht egal, welcher LCR-Anbieter gewählt wird: Ihre Angebote und Services näher durchzusehen, ist fast undurchsichtiger und aufwendiger als der eigentliche Tarifdschungel - sie können mit Bindungsdauern, versteckten Kosten, Wartungsgebühren und anderen Feinheiten aufwarten, die die versprochenen Einsparungen wieder mindern:

* Bei "EPiTel" sind die Router zwar kostenlos, dafür werden monatlich zwischen 720 und 3.750 Schilling Grundgebühr verrechnet. Im Preis inbegriffen ist ein täglicher Check des Routers per Fernwartung - ist etwas nicht in Ordnung, wird das Problem behoben.

Außerdem bietet "EPiTel" garantierte Fixpreise an: Sollte der günstigste Anbieter besetzt sein, so trägt "EPiTel" die Differenz zwischen Fixpreis und tatsächlich zu verrechnendem Preis - die Einsparungen sind also immer gleich hoch.

* Die "Ericsson-Schrack BusinessCom" vertreibt über die "TeleScout Schrack" seit wenigen Tagen LCR: Die Router können im Elektro- und Telekomfachhandel erworben werden und bieten zusätzliche Vorteile gegenüber der Konkurrenz:

Der "TeleScout Comfort" analysiert die Telefongewohnheiten - er bemerkt etwa, dass an der einen ISDN-Mehrfachnummer (am ISDN-Mehrgeräteanschluss) bzw. an der anderen Nebenstelle (am ISDN-Anlagenanschluss) ein Faxgerät hängt, und die Gespräche daher durchschnittlich etwa 50 Sekunden dauern.

Der LCR wählt nun nicht einen Anbieter, der nach 60-Sekunden-Taktung abrechnet, sondern einen mit sekundengenauer Abrechnung, wodurch die Einsparungen höher sind. Wenn der günstigste Anbieter besetzt ist, wird der nächst teurere angewählt, wobei der Nutzer dafür drei Profile anlegen kann: "Geizig" (es wird so lange probiert, bis der Anbieter verfügbar ist, wenn nicht, dann kommt die Verbindung nicht zustande), "Normal" (es wird so lange probiert, bis einer der nächstgünstigsten Anbieter frei ist) und "Superschnell" (wenn der Alternative nicht frei ist, wird über die Telekom Austria telefoniert). Wer nach einem Gespräch wissen will, über welchen Anbieter es geführt wurde und wie viel es gekostet hat, ruft einfach den Server bei Ericsson-Schrack an und hört die Antwort.

Ericsson-Schrack übernimmt außerdem die Anmeldung bei den Providern; anders als beim Mitbewerb kann der Kunde zusätzlich zu den standardmäßig angebotenen Providern eigene hinzufügen, die dann vom LCR berücksichtigt werden - die ständigen Tarifupdates werden auch für die zusätzlich gewählten Provider durchgeführt !

* Bei "Least Cost Telecom" sind die LCR und die Installation (!) kostenlos, die monatlichen Grundgebühren orientieren sich jedoch an der gewählten vertraglichen Bindung:

Wer nur ein Jahr Bindung eingeht, zahlt am meisten (zwischen 360 und 2.990 Schilling), auch drei oder fünf Jahre sind möglich. Vor der Anmeldung kann eine Telekom-Rechnung an "Least Cost Telecom" geschickt werden - das Einsparungspotential wird kostenlos berechnet.

* Wenn der LCR bei "telecom.service" gekauft wird (zwischen 7.800 und 50.000 Schilling), fallen monatlich lediglich 240 Schilling Grundgebühr an. Bei Ratenzahlung (1, 2, 3 oder 4 Jahre Bindung) wird der Kaufpreis nur um wenige hundert Schilling überschritten, wobei die Grundgebühr noch zusätzlich zu bezahlen ist.

* Bei "Telejoker" sind vor allem die Preise sehr niedrig - einen LCR für zwei ISDN-Anschlüsse gibt es schon um 5.900 Schilling, die monatlichen Gebühren bewegen sich ebenso im unteren Bereich. Die Gesprächsgebühren sind exakt gleich hoch wie die Einkaufspreise der LCR-Anbieter bei den Telefonprovidern und damit ebenfalls recht günstig.

* Bernd Rohregg von "tera.com" erklärt, dass "wir der erste und einzige wirkliche Service-Provider sind, der Rest sind doch Kinderspielereien". "tera.com" kauft bei fünf Anbietern, die nicht genannt werden, Telefonminuten in großen Mengen ein und gibt diese Preisvorteile an die Kunden weiter.

Er kritisiert die "Phantasietarife" der Mitbewerber, die aufgrund der technischen Einschränkungen bei den Providern nie erreicht werden könnten - "tera.com" hingegen garantiert eine Ersparnis von 30 Prozent gegenüber der Telekom Austria. Besonderes Augenmerk legt er auf Verfügbarkeit und Qualität der Leitungen, wobei "wir nicht die billigsten sind".

Rechnungslegung

Besonders beim Billing unterscheiden sich die LCR-Anbieter gewaltig:

Der Kunde erhält bei "Ericsson-Schrack", "Telejoker", und "Telecompany" von jedem Provider eine Rechnung - deren Zahl kann auf bis zu acht Rechnungen pro Monat plus der Telekom Austria-Rechnung, auf der die Grundgebühr ausgewiesen wird, anwachsen.

Das fördert jedoch die Transparenz, denn es ist jederzeit überprüfbar, wann über welchen Provider telefoniert wurde - außerdem werden dadurch immer die Tarife der Alternativen ohne Aufschlag verrechnet.

Nicht einzeln bezahlen braucht man die Rechnungen bei "EPiTel", "Least Cost Telecom", "telecom.service" und bei "tera.com": In einer übersichtlichen Summenaufstellung kann der Gesamtbetrag abgelesen werden, der dann an die LCR-Anbieter überwiesen wird.

Nachteil: Es ist nicht nachvollziehbar, ob tatsächlich die Gebühren ohne Aufpreis berechnet werden. Je nach Anbieter werden jedoch auch die Rechnungen der Alternativen mitgeschickt.

Fazit

Mit LCR lässt sich eine Menge Geld beim Telefonieren auf bequeme Weise sparen - die Anschaffung eines LCR lohnt sich jedoch erst ab einer monatlichen Telefonrechnung von mindestens 1.000 Schilling, besser erst ab 5.000 Schilling, damit die Amortisationszeit möglichst kurz gehalten wird. Die Redaktion rät außerdem von längeren Bindungszeiten ab, da sich die Tarife der Alternativen sehr rasch ändern und vielleicht in fünf Jahren, wenn der Vertrag ausgelaufen ist, der Service und die Technik des LCR veraltet ist. Welcher LCR-Anbieter gewählt wird, ist letztendlich auch eine Kostenfrage: Bei den Anschaffungskosten und laufenden Grundgebühren sind "Ericsson-Schrack" und "Telejoker" am günstigsten, wobei bei "Ericsson-Schrack" die eingesetzte LCR-Technik die meisten Zusatzservices bietet. Bei den Gesprächsgebühren liegen alle Anbieter bis auf wenige Groschen nahezu gleichauf.

Martin Kotynek-Friedl




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