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Artikel aus Mobile Times 32
(fak) Craig McCaw, gemeinsam mit Bill Gates Gründer des Satellitenunternehmens Teledesic, wollte nicht nur Iridium retten, sondern auch die noch am Boden sitzende, aber ebenfalls zahlungsunfähige ICO. Einerseits hat McCaw bereits durch den Einschuß von Geld den weiteren Betrieb von Iridium ermöglicht, andererseits deuteten nach einer Meldung der CTIA (Cellular Telephone Industry Association der USA) Vorschläge, die Teledesic beim US-Konkursgericht vorgelegt hatte, darauf hin, daß McCaw die drei Firmen ICO, Iridium und Teledesic zu einem einzigen Unternehmen verschmelzen will, das dann nicht nur weltweite Sprachdienste sondern auch schnelles Internet über Satelliten - der eigentliche Geschäftszweck von Teledesic - anbieten könnte. Wenige später war dann alles anders: McCaw teilte mit, daß er es sich anders überlegt habe und kein Geld für Iridium übrige haben werde. Nach den letzten Informationen wird Iridium damit Mitte März endgültig den Betrieb einstellen müssen. Ob und wer dann die Konkursmasse übernimmt, wird man ja bald sehen.
Am 1. März verkündete die Europäische Raumfahrtbehörde gemeinsam mit Eurocontrol, daß man bei der Entwicklung des Global Positioning and Navigation Systems (GNSS) weitere Fortschritte gemacht hat. Es wurde ein konkreter Ablaufplan für diese europäische Ergänzung (und Konkurrenz) zum amerikanischen GPS und zum russischen GLONASS vorgestellt:
GNSS-1 basiert noch auf Signalen von GPS- und GLONASS-Satelliten. Innerhalb von GNSS-1 wird Europa EGNOS (European Geostationary Navigation Overlay System) aufbauen, das die Leistung von GPS und GLONASS ergänzt und die Daten für die Anwender genauer werden läßt.
Das System basiert auf vorhandener und noch zu errichtender terrestrischer Infrastruktur, den beiden vorhandenen Inmarsat-Satelliten über dem Indischen und dem Atalatischen Ozean und wird in naher Zukunft durch den ESA-Telekom-Satelliten Artemis ergänzt. Diese Satelliten sind mit speziellen Navigations-Transpondern ausgestattet, die die gewünschte Ergänzung zu GPS und GLONASS liefern. Am Boden wollen die Europäer insgesamt 40 Stationen - Stationen in Frankreich, Französisch Guayana, Großbritannien, Island, den Niederlanden, in Norwegen, Südafrika, Spanien, der Türkei sind schon in Betrieb -, von denen die meisten auf dem alten Kontinent liegen werden, errichten.
Das EGNOS System Test Bed (ESTB), das von Alcatel Space geliefert wird, wurde einen Tag vorher von der ESA im Auftrag der sogenannten Tripartite Gruppe, die außerdem noch aus EU-Kommission und Eurocntrol besteht ,erfolgreich abgenommen und als voll geeignet qualifiziert.
Die erste Phase wird 2003 im Regelbetrieb sein. Aber bereits jetzt kann im Bereich des Inmarsat Satelliten, der die östlichen Bereiche des Atlantik abdeckt, das Testsignal empfangen werden. Dieser Test wird auch mit praktischen Anwendungen für Land-, Luft- und Wasserfahrzeuge durchgeführt.
Mit der Positionierung der 21 Satelliten des Galileo-Systems wird im Jahre 2008 die zweite Phase von EGNOS eingeläutet.
Gleichartige Ergänzungssysteme - MOBILE TIMES berichtete - werden von den USA - Wide Area Augmentation System (WAAS) - und Japan - MTSAT Satellite based Augmentation System (MSAS) - entwickelt. Alle drei Systeme sollen voll kompatibel zueinander sein.
fak
Neben den Plänen für Sprachtelephonnetzen via Satellit, wie sie ICO, Iridium und Globalstar vorstellen, tauchten bald auch Ideen für Datennetze unter dem Stichwort "Internet in the Sky" auf.
Der erste derartige Vorschlag nennt sich Teledesic - Gesellschafter ist unter anderem Microsoft-Gründer Bill Gates - und wurde 1994 vorgestellt. Ursprünglich mit 40 Satelliten in 21 polarnahen Bahnen in einer Höhe von 700 km geplant, wurden die Pläne 1997 auf 24 aktive Satelliten in 12 Bahnen reduziert. Um die gleiche Abdeckung zu erreichen, wurde der Orbit auf 1.400 km erhöht. Wie bei Iridium sind auch bei Teledesic direkte Vernbindungen zwischen den einzelnen Satelliten vorgesehen.
Inzwischen scheinen die Pläne von Teledesic wieder verändert worden zu sein, denn Teledesic interessiert sich auch für eine Übernahme von Iridium und ICO.
Im Juli 1997 kündigte Motorola die Errichtung eines Satellitennetzes unter dem Namen Celestri an und beantragte beim FCC die entsprechenden Frequenzen.
Celestri ist als Kombination von LEO- und GEO-Satelliten gedacht. 63 LEO-Satelliten umkreisen in neun Bahnen die Erde, wobei die Satelliten - wie schon bei Iridium - direkten Kontakt zueinander haben. Das ganze System soll im wesentlichen ein ATM-Netzwerk darstellen, das Datenraten von bis zu 17,5 Gbps. ermöglichen würde. Dabei haben allerdings die Terminals selbst nur Datenraten von 64 kbps bis 2 Mbps in Stufen von 64kbps zur Verfügung oder fixe Datenraten von 10 Mbps, 16 Mbps, 51Mbps oder 155Mbps.
Die europäische Antwort auf die zwei amerikanischen Herausforderungen kommt von Alcatel und nennt sich "Skybridge". Auch Alcatel beantragte beim FCC die benötigten Frequenzen.
SkyBridge unterscheidet sich von den beiden anderen Systemen dadurch, daß es - ähnlich wie bei Globalstar, wo Alcatel intensiv mitwirkte - keine Verbindungen zwischen den Satelliten gibt. Skybridge verwendet die Satelliten als Verstärker bzw. Repeater. Damit ist Skybridge aber auch kein echtes Satellitennetz im klassischen Sinn, sondern beinahe ein "terrestrisches" Netz, das "Kabel im Weltraum" benutzt. Alle wichtigen Einheiten befinden sich nämlich am Boden.
Das Gesamtsystem soll aus 80 Satelliten bestehen, die sich in überlappenden Bahnen in 1.469 km Höhe bewegen und eine Elevation von 53° zum Äquator besitzen.
Die Gesamtkapazität des Systems beträgt über 200 Gbps. Damit soll das Hochgeschwindigkeits-Internet ebenso möglich werden wie Telemedizin, Videokonferenzen, Videotelephonie, Video-on-demand, Spiele usw. Die Terminals werden Datenraten von 16 kbps bis über 60 Mbps anbieten. Die Segmente zur Erhöhung betragen jeweils 16 kbps. Die interne Struktur des Netzes entspricht einem ATM-Netz.
Derartige Systeme können heute nicht mehr von einer Firma errichtet werden. So hat sich auch Alcatel bzw. Alcatel Space um Partner umgesehen und unter seiner Führung eine eindrucksvolle Riege an Spezialunternehmen zusammengebracht:
Space Systems/Loral betreibt insgesamt 80 Satelliten, darunter auch die für das Globalstar-System.
CNES, die "französische NASA", die vor allem durch ihre Erfahrung mit Raketenstarts - speziell die Ariane-Systeme - bekannt geworden ist.
EMS Space & Electronics Group aus den USA ist vor allem auf Antennen und Mikrowellenanlagen für die Raumfahrt spezialisiert.
Mitsubishi, ein Mitglied des Globalstar-Konsortiums und Toshiba aus Japan sind alle in wichtigen Einzelbereichen der Raumfahrt tätig.
Sharp - ebenfalls aus Japan - ist weltweit führend bei der Herstellung von Solarzellen für Satelliten.
Die französische TMM (Thomson Multimedia) ist besonders auf digitale Übertragungstechniken spezialisiert.
Franz A. Köttl
ATM | Ansynchronous Transfer Mode bzw. Asymmetric Transfer Mode |
FCC | Federal Communication Commission (US-Behörde) |
Gbps | Gigabit pro Sekunde |
kbps | Kilobit pro Sekunde |
Mbps | Megabit pro Sekunde |
Da die Finanzierung des europäischen Galileo-Systems nicht gesichert ist, die Benutzung von GPS und GLONASS aber gratis ist, überlegt man derzeit in Europas Raumfahrtindustrie, ob man nicht eine Steuer auf GPS-Endgeräte einführen sollte, um damit das ehrgeizige europäische Projekt zu finanzieren. In den USA wurde GPS bekanntlich durch das Militär finanziert - das hat aber in Europa (nicht nur hierzulande, wo es allerdings besonders schlimm ist) nicht einmal genug Geld, um genügend Rettungshubschrauber anzuschaffen.
Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003 Text © 2000 by Mobile Times; HTML © 2002-2003 by Mobile Times |