Startseite : Archiv : Heft 32 : Artikel
Artikel aus Mobile Times 32
Fast jedes Monat haben wir uns gefreut, daß noch leichtere und kleinere Handys auf den Markt gekommen sind. Bei WAP läuft es umgekehrt, denn man benötigt ja möglichst große Displays, um die Inhalte darzustellen und große Displays muß man eben unterbringen.
Ein WAP-Handy ist bereits in vernünftigen Stückzahlen auf dem Markt und weitere werden bald folgen. Wir haben ein Serienmodell des Nokia 7110 und ein Vorserienmodell des Ericsson R320s ausführlich in beiden WAP-Diensten (A1 und max.) getestet. Der Test mit max.w@p, fiel naturgemäß kürzer aus, weil ja dieser Dienst erst am 1. März gestartet ist.
Während die Dienste, sobald man sie einmal eingerichtet hat, selbsterklärend sind, ist das bei den Handys nicht ganz der Fall. Und die Handbücher schweigen sich zum Thema WAP aus - allerdings auf unterschiedliche Weise.
Das erste, was sofort auffällt: beide WAP-Handys sind deutlich größer als ihre WAP-losen Geschwister aus dem gleichen Haus. Vergleichen Sie doch einmal:
Wenn Sie also nicht unbedingt "WAPen" wollen, dann gibt es bei beiden Herstellern kleinere und elegantere Geräte, die fast alle Wünsche erfüllen können, die man an ein modernes GSM-Handy haben kann.
Beide Geräte bieten einen etwas unterschiedlichen Zugang zur Problemlösung. Daher besprechen wir die Geräte hier auch nicht einzeln, wie wir das sonst tun, sondern lassen sie im direkten Vergleich gegeneinander antreten.
Optisch ist das Nokia gedrungener, während das Ericsson lang und flach ist. Real ist das Nokia dicker und kürzer als das Ericsson. Die Breite ist bei beiden praktisch gleich. Das Ericsson-Display ist in den physikalischen Abmessungen kleiner als das Nokia-Display. Das Nokia verschenkt aber am Rand sehr viel Platz und man stellt erstaunt fest, daß am blauen Ericsson-Display acht Zeichen mehr Platz finden. In der Zeilenzahl sind beide Geräte mit vier gleich.
Im Handling unterscheiden sich beide schon auf Grund der Konstruktion. Beim Nokia gleitet die Klappe durch einen Druck auf den auf der Rückseite befindlichen Knopf nach unten und gibt die Tastatur frei. Man kann auch die Tastatur getrennt sperren, was aber meist nicht nötig ist.
Beim Ericsson liegt die Tastatur frei, kann aber - wie bei allen Ericssons - durch einen Menübefehl automatisch gesperrt werden. Ein Druck auf die "C"-Taste mit nachfolgendem "YES" gibt sie wieder frei.
Das Ericsson ist leichter - wir haben 102 gegenüber 154 beim Nokia gemessen -, das Nokia wirkt aber durch die geschwungene Form aber ebenso leicht. Den Unterschied merkt man erst, wenn man beide Geräte in der Hand hat.
Bei der Standby-Zeit haben wir im praktischen Betrieb keine aufregenden Unterschiede festgestellt; leichte Vorteile allerdings für Nokia.
Vorläufig sehr großer Vorteil für Nokia: bei A1 und bei max. kann man sich per SMS die Installation schicken lassen, die sich auf einen weiteren Knopfdruck installiert. Beim Ericsson muß man noch selbst Hand anlegen und die Werte selbst eingeben. Beide Netzbetreiber haben allerdings versprochen, für jedes WAP-Handy, das in den regulären Handel kommt, ein entsprechendes SMS-Skript bereitzustellen.
In diesem Zusammenhang ein Blick in die Handbücher. Bei Nokia kommt das Kürzel "WAP" im Inhaltsverzeichnis nicht vor. Die entsprechenden (eher sehr knappen) Informationen findet man unter "Dienste". Beim Ericsson hingegen findet man WAP durchaus schon im Inhaltsverzeichnis. Die Beschreibung ist allerdings für Laien schwer zu verstehen - beim Nokia ist durch die Menüführung das Verständnis etwas leichter.. Bei beiden Handbüchern sollte man sich mehr darauf verlassen, daß der Netzbetreiber entsprechende Skripts zur Verfügung stellt. Wer sein Internet am PC selbst installiert hat, wird aber die Installation der gewünschten WAP-Verbindung sehr einfach finden. Ein kostenmäßiger Unterschied ist uns aufgefallen: beim Ericsson kann man einstellen, nach welcher Wartezeit die Verbindung automatisch abgebrochen werden soll.
Natürlich sind beide Geräte vollwertige GSM-Handys für die Frequenzbänder 900 und 1800 MHz, nur das Format erinnert an die Anfangsjahre von GSM. Kleiner Unterschied: das Nokia unterstützt E-GSM noch nicht. Beide besitzen eine voll funktionsfähige Infrarot-Schnittstelle, beide besitzen einen Anrufvibrator. Mit Ericsson und Nokia kann man Visitkarten über die Infrarotschnittstelle austauschen. Die Funktion "Zweite Sprachleitung" bzw. ALS wird von beiden Geräten unterstützt.
Auch die Organisation des Alltagslebens erleichtern beide Handys durch einen integrierten Kalender, der an Termine, Gedenktage usw. erinnern kann. Einen Wecker haben beide selbstverständlich ebenso wie einen Rechner. Hilfe bieten ebenfalls beide Geräte in Form eines nach einiger Wartezeit erscheinenden Textes bei dem jeweils angewählten Menüpunkt an.
Nicht alles ist aber gleich: Für SMS besitzt das Nokia eine Eingabehilfe mit vier Wörterbüchern (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch). Das Ericsson hat eine solche Einhabehilfe nicht, doch kann man Sonderzeichen dadurch ansprechen, daß man mit dem Lautstärkeschieber an der Seite durch ein "Buchstabenmenü" fährt. Das Ericsson hat wieder ein sogenanntes "Code-Memo", einen durch ein zusätzliches Codewort geschützten Bereich, in dem man seine diversen PINs, TANs und sonstigen Codes ablegen kann - und bei Bedarf nachsehen. Es glänzt auch mit Sprachwahl und - in Kombination mit der Freisprechanlage - auch mit Sprachsteuerung.
Die Spiele unterscheiden sich ebenso: Ericsson bietet Tetris und Solitaire, während das Nokia mit Snake II, Rotation, Racket und Opposite gleich vier Spiele mitbringt. Ericsson kontert wieder mit dem Zusatz einer Stoppuhr, die auch Zwischenzeiten speichern kann.
Bei Redaktionsschluß war nur das Nokia 7110 am Markt, doch wenn dieses Heft bei Ihnen ist - oder jedenfalls bald danach - wird es auch das Ericsson R320s im Handel geben. Das Ericsson kann sich aber als starker Herausforderer etablieren. Beide Geräte arbeiten relativ stabil, sind aber vor gelegentlichen Hängern (die auch netzbedingt sein können), nicht gefeit. Der reine Telephonpart ist davon aber nicht betroffen. Das Nokia hat den Vorteil der SMS-Eingabehilfe. Das Ericsson ist leichter und besitzt Sprachwahl. Ob man den Nokia-Navi-Roller oder die vier Menütasten des Ericsson vorzieht, ist Geschmackssache. Beim Display hat Ericsson durch die bessere Ausnützung (mehr Zeichen) Vorteile. Die blaue Displaybeleuchtung ist wieder eine Frage des persönlichen Geschmacks. Bei den Messungen hat das Nokia besser abgeschnitten, aber das Ericsson war noch ein Vorserienmodell, weshalb diese Werte hier nicht interpretiert werden sollen.
Für Hosen- oder Brusttasche sind beide zu groß. Aber irgendwo findet sich sicher noch das gute alte Handytäschchen ...
Franz A. Köttl
Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003 Text © 2000 by Mobile Times; HTML © 2002-2003 by Mobile Times |