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Artikel aus Mobile Times 33

So klein und schon eine Tastatur

Mini-Computer

Der Notizblock ist nicht für jeden Anwender die gegebene Form des Taschencomputers. Viele, zu deren Aufgabenbereich die Erstellung längerer Texte gehört, möchten auch eine Tastatur zur Verfügung haben. Auch diesen Anwendern kann vielfältig geholfen werden.


Die Klasse der Handheld-Computer mit Tastatur ist weit heterogener als die Gruppe derer mit Stifteingabe. Während dort nämlich - abgesehen von Casio und dem inzwischen doch eingestellten One Touch Com - der Kampf um die Marktanteile nur zwischen Windows CE und Palm geführt wird, ist bei den Tastatur-basierten Maschinchen auch die Betriebssystemauswahl weit größer.

Neben dem absoluten Marktführer Psion bzw. EPOC und dem Herausforderer Windows CE tummelt sich nach wie vor GEOS (im Nokia Communicator), das Sharp-ZQ-Betriebssystem, das eigene Casio-OS und neuerdings auch ROTS im Siemens IC35. Sogar DOS kann man mit dem 200LX von Hewlett-Packard noch bekommen.

Auch die Konstruktion der einzelnen Geräte weicht - bedingt durch die unterschiedliche Aufgabenstellung, die ihnen die Hersteller zuweisen - teilweise stark voneinander ab. Damit hängt auch zusammen, daß die Unterschiede in den Dimensionen sehr groß sein können - was sich nicht nur auf das Display, sondern auch auf die Tastatur auswirkt. So mißt etwa der Compaq Aero 8000 279 mm in der Breite, während es der Sharp ZQ-155 in dieser Dimension nur auf 134 mm bringt.

Die unterschiedliche Konstruktion zeigt sich auch an anderen Elementen: der Nokia Communicator ist primär ein Kommunikationswerkzeug und ist daher gleichzeitig ein vollwertiges Telephon. Der Siemens IC35 hat zwar im Prinzip die gleiche Aufgabe - aber nur gemeinsam mit einem Handy, mit dem über die integrierte Infrarotschnittstelle Verbindung gehalten wird.

Allrounder unterwegs

Die Hauptgruppe der Tastatur-basierten Organizer sind vollständige Office-Systeme im Westentaschenformat, die neben Kalender, Uhr, Aufgabenliste und Adressendatenbank auch über Textverarbeitung, Tabellenkalkulation usw. verfügen. Die Synchronisation mit Daten auf dem Desktop-Rechner gehört selbstverständlich dazu.

In diesem Segment, das in Europa von Psion dominiert wird, ist auch eine Infrarotschnittstelle zur Kommunikation mit dem Mobiltelephon ein absolutes Muß. Ältere Modelle kommen zwar mit einem Kabel oder - noch schlimmer - mit einem zusätzlichen externen Kommunikationspaket, das u. U. eine PCMCIA-Karte enthält, aber diese umständliche Methode, sein GSM-Handy anzuschließen ist kaum zu empfehlen. Nicht einmal, wenn man einen älteren Handheld hat - eine zusätzliche Kommunikationskarte plus den notwendigen Anschlußkabeln und allenfalls noch einer externen Karten-Box kostet kaum weniger als ein neuer Handheld.

Die Frage des Betriebssystems spielt nur dann eine Rolle, wenn man seinen Handheld zu einem wirklich mobilen Büro machen möchte. Will man nämlich etwa PowerPoint-Präsentationen mitnehmen, dann kommt man um CE nicht herum. Braucht man ein mobiles Kommunikationswerkzeug, dann ist das Nokia 9110 - der Communicator - erste Wahl, aber nur, wenn man seine Daten nicht regelmäßig mit dem PC abgleichen will, denn dann sollte man eher ein EPOC-Gerät wählen.

Farbe und Hintergrund

Über die Frage, ob man eher ein Farbdisplay oder lieber einen monochromen Schirm verwenden soll, sind sich schon Generationen von Anwendern in die Haare geraten. Sicher ist jedenfalls, daß Farbdisplays deutlich mehr Strom verbrauchen und daher Batterien und Akkus nach kürzerer Zeit leer sind als bei monochromen Displays. Siemens hat dem Vernehmen nach nur aus diesem Grund bei seinen neuen Handy-Spitzenmodellen - für die natürlich die gleichen Regeln gelten - wieder auf ein Farbdisplay verzichtet. Gleiches gilt erst recht für die Hintergrundbeleuchtung. Braucht man also ein Gerät, das mit einer Ladung möglichst lange auskommt, dann sollte man auf Farbe verzichten und eine Hintergrundbeleuchtung nur dann akzeptieren, wenn sie abschaltbar ist.

Anders liegen die Dinge natürlich, wenn der Handheld meist im Büro in einer Dockingstation steht, die ihn mit Strom versorgt und nur kurz zu Terminen außer Haus von seiner eingebauten Stromquelle zehren muß.

Die Displayformate haben natürlich damit zu tun, wie viel man auf den Schirmen darstellen kann. Das neue Psion NetBook stellt z. B. einen vollen Bildschirm mit 680 × 480 Bildpunkten dar, während der winzige Sharp ZQ 750 mit 239 × 80 Punkte auskommt.

Beinahe ein Notebook

Interessant, daß der Kampf um das Organizer-Betriebssystem sich tatsächlich - wie von MOBILE TIMES vorausgesagt - in den Bereich der Subnotebooks verlagert. Mit dem Compaq Aero 8000 und dem Jornada 820 gibt es entsprechende Windows CE Geräte und mit dem Psion NetBook mit Farbdisplay die entsprechende Antwort aus dem Symbian-Lager. Diese Geräte machen den bisherigen "echten" Windows-Rechnern, wie etwa dem Toshiba Libretto, das Leben so schwer, daß sie vom Markt (fast) verschwunden sind.

Das untere Ende ...

... der Preis-Skala wird im wesentlichen von Rechnern mit eigenem System ("proprietären"), die von Casio und Sharp stammen, besetzt. Man sollte diese Geräte nicht unterschätzen; nicht nur, wenn man es leid ist, seine Adressenliste alle paar Monate neu zu schreiben, weil die alte durch die vielen Änderungen schon unleserlich geworden ist. So gibt es etwa für den Sharp ZQ-750 eine eigene Download-Seite, von der man gratis Programme herunterladen kann. Der ZQ-750 kann bis zu zehn derartiger Programme gleichzeitig im Speicher haben.

Bezugsquellen

Bei manchen Handhelds ist es sehr schwierig eine Verkaufsstelle zu finden. So bekommt man etwa bei vielen Händlern auf die Frage nach dem H-P 200LX, dem einzigen DOS-Handheld, meist die (falsche) Antwort, daß dieses Gerät schon ausgelaufen ist. Auch die Casio- und Sharp-Rechner sind - wenn überhaupt - meist nur bei Niedermeyer oder Hartlauer zu finden. Nokia gibt es praktisch bei allen Handy-Shops, was auf den Ericsson MC218 nur teilweise zutrifft. Psion hat neben den Handelsketten auch eigene Psion-Information-Centers (wenigstens eines in fast jedem Bundesland). Die CE-Maschinen von Hewlett Packard und Compaq sind noch am ehesten im Computer- und Computer-Verrsandhandel zu bekommen.

Die CeBIT-Neuheiten wurden hier mit Ausnahme von Sharp HC-7000 und Psion NetBook (der auch Psion 7 heißen könnte) nicht dargestellt, weil diese Geräte - wenn hierzulande überhaupt - erst im Laufe des Jahres in den Handel kommen werden. Die Auswahl ist dennoch groß genug.

Franz A. Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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