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Artikel aus Mobile Times 33

Die Vorteile von Fest- und Mobilnetz in einem Handy

GSM CTS

Die Vorteile des Festnetzes und des Mobilfunknetzes sollen nach dem Willen der CTS Special Interest Group in einem GSM-Handy vereinigt werden, ohne daß das Gerät irgend etwas anderes als die GSM-Technik dazu braucht. Das ETSI hat im Rahmen der GSM-Phase 2+ bereits einen Standardisierungsvorschlag erarbeitet.


Der Traum von der Verwendung des GSM-Handys in den eigenen vier Wänden ohne GSM-Kosten wird endlich beinahe wahr: Das neue "GSM Cordless Telephony System (CTS)" ist die Entwicklung eines Zusatzes zum GSM-Standard, die genau das ermöglichen soll. Verwendet werden die Frequenzen im 900 MHz E-GSM-Band und im GSM 1800 Bereich.

CTS gegen DECT

Die Idee ist bestechend: In der heimischen Umgebung kommuniziert das GSM-CTS-Handy mit einer GSM-CTS-HBS (Home Base Station), die wie eine öffentliche Basestation (BTS, Base Transceiver Station) funktioniert. Die CTS-HBS ist mit dem Festnetz verbunden, über das auch die Gespräche von der HBS laufen. Die Kosten der Gespräche werden daher auch vom Festnetzanbieter verrechnet. Abgesehen von der Tatsache, dass man für DECT eigene Handsets oder Dual-Mode-Geräte GSM/DECT benötigt, sieht die Installation bei DECT genau so aus. CTS braucht aber kein eigenes Handy, sondern nur eine Software-Modifikation vorhandener GSM-Handys.

Nachteilig ist, daß die Frequenzen für CTS nicht frei verfügbar sind (wie bei DECT), sondern von einem Mobilfunkbetreiber zugeteilt werden müssen, der die Verwendung seiner Frequenzen gestattet - was aber erfahrungsgemäss mit Kosten verbunden ist. Die derzeit favorisierte Verrechnungslösung ist der Erwerb von "Tokens" - wörtlich "Ersatzgeld" -, die eine Autorisierung der Verwendung des Mobilfunknetzes für einen fixen Zeitraum darstellen.

Ein weiterer Unterschied zwischen CTS und DECT besteht derzeit auch darin, dass man in DECT mehrere Basisstationen zu einem großen privaten Netz zusammenschalten kann, was bei GSM-CTS in der ersten Phase noch nicht möglich ist. Diese Fähigkeit ist einer GSM-CTS Phase 2 vorbehalten, die aber erst in Diskussion ist. Für größere Firmenareale ist GSM-CTS also derzeit noch nicht geeignet.

Als Beobachter fragt man sich allerdings, ob die im MoU versammelten Netzbetreiber überhaupt sehr großes Interesse an ausgedehnten privaten Netzen, die die knappen Frequenz-Ressourcen der GSM-Netze auch noch benutzen wollen, haben können, denn die sogenannten Virtuellen privaten Netze (VPN), die schon derzeit angeboten werden, bieten die gleiche Leistung, sind Standort-unabhängig und kosten bei internen Gesprächen - wenigstens schon bei max. mobil., gar nichts. Nicht einmal einen "Token" muß man erwerben und eine Software-Modifikation des Handys ist ebenfalls unnötig.

So wie es derzeit aussieht, dürfte CTS in nächster Zeit vor allem für den privaten Heim-Markt angeboten werden. Wann allerdings die ersten Geräte kommen, ist noch völlig unbekannt.

SIM-Modifikation

Für die Verwendung von GSM-CTS ist auch eine modifizierte SIM-Karte erforderlich. Ob diese dann in Anlehnung an die diskutierte WIM für WAP CIM heissen wird, ist allerdings noch reine Spekulation.

Während der ETSI SMG #28 (European Telecommunications Standards Institute, Special Mobile Group Nr.28), die vom 8.bis 12. Februar in Mailand stattfand, wurde der GSM-CTS offiziell aus der Taufe gehoben. Und schon schon gibt es auch eine eigene-Web-Site (http://www.gsm-cts.com), die den neuen Standard promoten soll.

An Firmen haben sich bisher Alcatel, Bull, DeLa Rue, Gemplus, Mitsubishi, ORGA, Sagem, Schlumberger, Texas Instruments und Wavecom zu GSM-CTS bekannt. Wir werden bald sehen, ob diese kleine Gruppe sich auch um große Mobilfunk-Firmen wie Ericsson, Nokia oder Motorola erweitert.

Das System

Einen ersten allgemeinen Überblick über die Struktur eines GSM-CTS zeigt unsere Grafik. Die dort verwendeten Abkürzungen haben folgende Bedeutung: PSTN ist das Öffentliche Telephonnetz (Public Switched Telephone Network), ISDN steht für Integrated Services Digital Network, IN für Intelligentes Netz und BTS für Base Transceiver Station, die GSM-Basisstation.

Im wesentlichen handelt es sich bei CTS jedenfalls um ein Verlängerung des öffentlichen GSM-Netzes bis in den Heimbereich hinein. Damit wäre jedenfalls ein weiterer Schritt der Mobiltelephonie in Richtung der Ablösung des Festnetzes beim Endkunden möglich, weil ein Bequemlichkeitsfaktor, der bisher nur im Festnetz möglich war, auch im Mobilnetz angeboten wird.

Franz A. Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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