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Artikel aus Mobile Times 33

Was wirklich kommt

Morgen im Laden?

Statt Designstudien sehen Sie hier, was vermutlich in den nächsten Monaten bereits serienreif wird: funktionsfähige Prototypen von künftigen Mobilgeräten, mit denen man auch telephonieren kann - eine von vielen Möglichkeiten, die die nächste Generation bietet.


Die Wahrscheinlichkeit, daß Ihr übernächstes Handy wie eine Armbanduhr aussieht, ist sehr hoch, denn nicht nur in Asien (z. B. das Anycall von Samsung, das jetzt auch in einer GSM-Version kommt) hat man bereits funktionsfähige Geräte hergestellt, sondern auch in Europa, wie das obenstehende Motorola-Bild zeigt. Was die Bilder von Armband-Handys alle nicht zeigen ist der "Knopf im Ohr", der bei solchen "Handys" zum unvermeidlichen Accessoire wird, ohne das fast nichts geht.

Während die Armband-Handys außer ihrem geringen Gewicht und der Sicherheit, es nicht zu vergessen, wenig aufregende Features bieten, lassen sich in größeren Geräten oder in Ansteckteilen eine Menge zusätzlicher Fähigkeiten packen.

Photo-Handy

Wenn Sie ein Freund von Photo und Video sind, so könnte Ihnen diese Motorola-Idee, die eine Kamera zum Ankoppeln an das Handy bringt, sicher gefallen. Sie brauchen nur Ihre Aufnahmen zu schießen und können Sie schon über GSM an Ihre Freunde und Ihre Familie schicken - wenn diese die geeignete Empfangsvorrichtung haben. Aber nach den letzten Beschlüssen der EU-Minister in Lissabon darf es ja höchstens noch zehn Jahre dauern, bis jeder Haushalt am Internet hängt. So nebenbei könnte man den Zusatz auch für Video-Telephonate verwenden.

Womit wir bei einer weiteren Gruppe von demnächst erscheinenden Handys wären, die uns - ob wir das nun wollen oder nicht - das Sprechen von Angesicht zu Angesicht ermöglichen sollen:

Video-Handys

So wirklich erwartet die Industrie den Boom von Video-Handys erst mit der Einführung des künftigen Breitband-Standards, der in Europa als UMTS bezeichnet wird. In Japan, Korea usw. wird ein ähnlicher Standard unter der Arbeitsbezeichnung W-CDMA eingeführt, für den dieses ebenfalls bereits funktionsfähige Panasonic-Handy vorgesehen ist.

Hoffnungen, die manchmal geäußert werden, daß man nämlich, wenn gerade nicht präsentabel, eben die Kamera nicht einschaltet, sind zwar technisch berechtigt - aber was ist, wenn Sie der Chef sehen will, Sie aber gerade nicht gesehen werden wollen? "Kein Bild" signalisiert ja dann, daß Sie in nicht gerade gutem Zustand sind ...

Vielleicht sollten Sie sich daher gleich für die ganz andere Form des Videotelephons entscheiden, (links von Kyocera, rechts von Samsung): ein TV-Tuner im Gerät ermöglicht den Empfang terrestrischer Sendungen. Eine sehr praktische Angelegenheit, wenn man in der Eisenbahn, im Autobus oder in der Straßenbahn feststellt, daß man es wieder einmal nicht rechtzeitig bis zum Beginn des Hauptabendprogrammes schafft. In der U-Bahn wird es allerdings - wenigstens vorläufig - nicht klappen. Dort baut man zwar in ganz Europa bereits Repeater für die Mobiltelephonie ein, für's Fernsehen sind aber derzeit noch keine vorgesehen.

Information statt Spielen

Sind Armbanduhr-Handys und Video-Handys für viele Menschen nur eine nette Spielerei, so trifft das auf verschiedene Informationsempfangs- und Verarbeitungssysteme - Sorry! schöneren Ausdruck haben wir keinen gefunden - ganz und gar nicht zu. Dabei haben aber die Konstrukteure einen ganz wesentlichen Interessenkonflikt zu lösen: die Geräte sollen möglichst klein sein, außerdem sollen sie aber möglichst viele Informationen gleichzeitig darstellen können, was ja ein ziemlich großes Display voraussetzt. Dazu kommt noch, daß für den Informationsaustausch meist auch die Schrift in irgend einer Form notwendig ist, was wiederum eine Tastatur oder die Möglichkeit der handschriftlichen Eingabe mit einem Stift voraussetzt. Keine leichte Aufgabe für die Techniker, aber wie es scheint, haben Sie auch diese Aufgabe gelöst.

Road-Warrior ...

wird diese Studie von Panasonic begeistern. In einem Gehäuse von der Größe eines Organizers ist nicht nur ein Symbian-Gerät versteckt, sondern auch ein vollwertiges Mobiltelephon und eine Videokamera. Das ganze System ist natürlich ebenfalls für den künftigen Breitbandmobilfunk ausgegelegt. Vermutlich werden die Finnen die ersten Europäaer sein, die ein solches Gerät benützen können. Dort wurde nämlich bereits das erste UMTS bestellt. In Großbritannien sind die Versteigerungen beinahe abgeschlossen und in den Alpenländern überlegt man noch, wie die Versteigerung gestaltet werden könnte.

Sicher viel früher wird man auch bei uns GPRS-Handys zu Gesicht bekommen wie dieses ebefalls von Pansonic vorgestellte Gerät mit Farbbildschirm. An solchen Geräten sieht man übrigens, warum WAP entgegen mancher Unkenrufe wohl noch ein sehr langes Leben beschieden sein wird: auf kleinen Displays kann immer nur eine Untermenge der Daten dargestellt werden, die auf einer "normalen" HTML-Seite sichtbar sind. Das optimale Protokoll zur mobilen Übertragung solcher Teilmengen ist nun einmal WAP, das in der eben fertig gestellten Version 1.2 auch Spezifikationen für die farbige Darstellung von Schriften enthält. Schließlich kann WAP - wie ja auch andere Übertragungsprotokolle - auf den unterschiedlichsten Trägern aufgesetzt werden. Ob GSM, GSM mit HSCSD, GSM mit GPRS, UMTS, TDMA, CDMA usw.

Info-Pads

Hier überschlagen sich die Vorschläge geradezu. Auffallend, daß auch für den Heimbereich eine Zunahme der Mobilität erwartet wird und daher auch DECT-Geräte vorgestellt werden. Alleine Siemens zeigte zur CeBIT zwei verschiedene Varianten eines mobilen Informationszentrums.

Mit dem "SIMpad" - die Bedeutung des Namens blieb uns leider verborgen - kann der Benutzer jederzeit und schnurlos ins Internet einsteigen. Das Gerät wiegt nur 1,1 Kilo und hat die Abmessungen eines A4-Blattes. Es ist aber nicht nur ein ein vollwertiger Internet-Zugang, sondern auch ein Organizer und ein Notebook. Tastatur gibt es keine - eine mit Stift zu bedienende virtuelle kann aber eingeblendet werden. Die Überraschung: das Gerät ist weder für GSM noch für UMTS, sondern für DECT gedacht. Damit erreicht die mobile Kommunikation einmal mehr den Haushalt. Ein Einsatz in Unternehmen ist aber natürlich nicht verboten.

Wer es lieber mit einer echten Tastatur treibt, der kann sich an das "Infoboard" halten, das ebenfalls ein schnurloses Datenterminal darstellt und speziell für Home-Banking und Text-basiertes Internet gedacht ist. Es soll vor allem für E-Mails und SMS eingesetzt werden, versteht auch WAP und kann an allen GAP-tauglichen DECT-Systemen eingesetzt werden.

Für Plaudertaschen und Tratschereien

Das "Ch@tSet" ist, wie der Name schon sagt, primär zum Chatten gedacht und soll wie ein Notizblock überall hin mitgenommen werden. Ein aufklappbares Display mit Touch-Screen statt Tastatur ermöglicht den mobilen Zugang zu Chat-Foren und Online-Communities. Ein PC oder Laptop ist überflüssig. Der Zugang zum Internet erfolgt über GSM oder GSM/GPRS. Die eingebaute Schrifterkennung samt automatischer Umwandlung in Standardtext ermöglicht das weltweite "Chatten" - wußten Sie übrigens, daß die wörtliche Übersetzung entweder "Plaudern" oder "Schnattern" heißt? - in Echtzeit.

Für extrem Verspielte ist "Global Pl@yer" gedacht, wo der Spieler selbst zum integralen Teil einer multimedialen Welt wird, in die er mit VR-Brille (samt Bluetooth) über GPRS oder UMTS gemeinsam mit anderen Menschen eintaucht. Aber das ist eine andere Geschichte ...

Franz A. Köttl




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